Die jamaikanische 4x100-m-Gold-Staffel von Berlin 2009 mit Usain Bolt (2.v.r.) © Bongarts/Getty Images

4 x 100 m

Mit Teamgeist zum Erfolg

Vier Individualisten, die gemeinsam siegen wollen - das sind die Staffelläufer über 4x100 m. Eine reibungslose Staffelstabübergabe ist die Voraussetzung für den Erfolg.

Als Geburtsstunde des Staffellaufs gilt ein Wohltätigkeitslauf von Feuerwehrleuten in New York. Um 1880 herum reichten die rennenden Löschmänner den roten Wimpel der Fire Brigade weiter. Heute sind die Staffelläufer über 4x100 m vier Individualisten, die gemeinsam siegen wollen. Darin liegt der Reiz des Mannschafts-Wettbewerbs: dass der einzelne Athlet nicht nur individuell eine gute Vorstellung abliefert, sondern auch als Teil einer aufeinander abgestimmten Laufmaschinerie möglichst perfekt funktioniert. Dazu gehört insbesondere bei den Sprintstaffeln eine möglichst reibungslose, zeitverlustfreie Stabübergabe innerhalb der vorgeschriebenen Wechselzone - ein Unterfangen, an dem die oft von der individuellen Klasse her favorisierten Amerikaner mehr als einmal in der WM-Geschichte scheiterten.

Dominanz der US-Amerikaner - bis Bolt kommt

In den olympischen Endläufen 1912, 1960 und 1988 schlugen sich die Favoriten aus den Staaten selbst - durch Überschreiten der Wechselmarke. Trotzdem schlagen bisher 15 olympische Goldmedaillen für die US-amerikanischen Männer zu Buche. Zuletzt triumphierten 2008 in Peking und 2012 in London die jamaikanischen Sprinter mit dem unwiderstehlichen Usain Bolt jeweils in Weltrekordzeit. In London benötigte das Quartett von der Karibikinsel gerade einmal 36,84 Sekunden für die Stadionrunde und knackte damit erstmals die 37-Sekunden-Marke. Auch bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin, 2011 in Daegu, 2013 in Moskau und 2015 in Peking waren Bolt & Co. nicht zu schlagen.

Olympia-Gold für Hary & Co.

Aus deutscher Sicht sorgten Bernd Cullmann, Armin Hary, Walter Mahlendorf und Martin Lauer für das absolute Highlight. Das Quartett sicherte sich 1960 in Rom Olympia-Gold. Mit 39,5 Sekunden stellen die Deutschen zudem den Weltrekord der USA ein. 1976 in Montreal holte die DDR-Staffel mit Manfred Kokot, Jörg Pfeifer, Dieter Kurrat und Alexander Thieme Silber hinter den USA.

Heide Rosendahls legendärer Endspurt

Olympiasiegerinnen 1972 über 4x100 m: Annegret Richter, Ingrid Mickler-Becker, Heide Rosendahl, Christiane Krause (v.l.) © Picture Alliance/dpa

Olympiasiegerinnen 1972: Annegret Richter, Ingrid Mickler-Becker, Heide Rosendahl, Christiane Krause (v.l.).

Bei den Frauen waren zumeist die USA das Maß aller Dinge, lange Zeit dicht gefolgt von den Läuferinnen aus der DDR. Für das erste deutsche Staffel-Gold bei Olympia sorgte jedoch das Quartett aus Westdeutschland. Weitsprung-Olympiasiegerin Heide Rosendahl besiegte 1972 in München mit einem legendären Schlussspurt die 100-m-Olympiasiegerin Renate Stecher. Vier Jahre später in Montreal drehte die DDR den Spieß um und holte Gold vor dem DLV. Mit der Silbermedaille der DDR-Staffel 1988 in Seoul ging eine Ära zu Ende, von der lange der Weltrekord (41,37) aus dem Jahr 1985 übrig blieb. Erst rund 27 Jahre später holten die US-Girls bei ihrem Olympiasieg in London 2012 die Bestmarke nach Amerika (40,82).

Erst Silber, dann Sieg

Bei der WM 2001 in Edmonton überraschte das deutsche Quartett in der Formation Melanie Paschke, Gabi und Birgit Rockmeier sowie Marion Wagner: Silber hinter den USA. Am Ende erhielt Deutschland sogar Gold: Weil Kelli White wegen Dopings rückwirkend disqualifiziert wurde und Marion Jones nach ihrem Dopinggeständnis alle Wettkampfergebnisse seit dem 1. September 2000 aberkannt wurden, bekamen die Deutschen nachträglich den Sieg zugesprochen. 2009 bei der Heim-WM in Berlin sprinteten Marion Wagner, Anne Möllinger, Cathleen Tschirch und Verena Sailer zu Bronze. Sailer wurde zudem 2012 gemeinsam mit Leena Günther, Anne Cibis und Tatjana Pinto Europameisterin. Die deutschen Männer mit dem deutschen Rekordhalter Julian Reus, Sven Knipphals, Alexander Kosenkow und Lucas Jakubczyk holten 2014 EM-Silber.

Pinto & Co. stoßen in historische Dimensionen vor

Anfang Juni dieses Jahres lief die Nationalstaffel der Frauen in Regensburg über 4x100 m die beste Zeit eines deutschen Quartetts seit der Wiedervereinigung. Pinto, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase stießen in 42,00 Sekunden in historische Dimensionen vor. Zuletzt war vor 26 Jahren eine deutsche Staffel schneller: Am 31. September 1990 in Split lief die Staffel der DDR um Katrin Krabbe bei ihrem letzten Auftritt 41,68 Sekunden.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 09.07.2016, 20.15 Uhr

Stand: 06.06.16 14:04 Uhr

Titelverteidiger

Männer:
Großbritannien 37,93 Sek.
Frauen:
Großbritannien 42,24 Sek.

Rekorde

Männer:
WR: Jamaika 36,84 Sek.
ER: Großbritannien 37,73
DR: Deutschland 38,02
Frauen:
WR: USA 40,82
ER: DDR 41,37
DR: DDR 41,37