Die deutschen Handball-Spieler sind enttäuscht. © picture alliance / SVEN SIMON | Franz Waelischmiller

Bilanz

Olympia: Enttäuschung bei den deutschen Teams in den Ballsportarten

Kein Finale erreicht, keine Medaille geholt, viele Teams nicht qualifiziert - die Bilanz der deutschen Teams in den Ballsportarten fällt deutlich schwächer als in Rio aus. Erstmals seit Sydney 2000 finden sämtliche Teamfinals ohne deutsche Beteiligung statt. Ein Überblick.

Basketball: Für die Männer war die Quali schon ein Erfolg

Ein Sieg aus vier Spielen, bei jeder Niederlage hatte der Gegner mindestens zehn Punkte mehr. Doch allein die Qualifikation war für die Mannschaft von Bundestrainer Henrik Rödl ein Erfolg. Gegen Italien fehlte beim Auftakt nicht viel, auch gegen Australien war das Spiel lange offen, gegen Nigeria zeigte die Mannschaft, was in ihr steckt. Das Viertelfinale gegen Slowenien fiel dann aber klar aus. Mit Dennis Schröder, Daniel Theis und Maximilian Kleber fehlten allerdings gleich drei NBA-Profis. Nun steht 2022 die EM an, die teilweise in Deutschland ausgetragen wird.

Die deutschen Frauen hatten es nicht nach Tokio geschafft, im 3x3-Basketball hatten sowohl das Frauen- als auch das Männerteam die Qualifikation verpasst.

Beachvolleyball: Enttäuschung bei den deutschen Teams

Julius Thole und Clemens Wickler hatten noch die Chance, die deutsche Bilanz aufzuhübschen, blieben aber im Viertelfinale hängen. Das junge Team gilt schon jetzt als Hoffnungsträger mit Blick auf Paris 2024. Karla Borger und Julia Sude scheiterten dagegen enttäuschend früh nach drei Niederlagen, hatten aber auch eine schwere Gruppe erwischt. Laura Ludwig und Margareta Kozuch erreichten das Viertelfinale, Ludwigs Traum von der erneuten Goldmedaille nach 2016 erfüllte sich nicht. Womöglich greift sie auch in Paris noch einmal an.

Handball: Frust bei den Männern nach frühem Aus

Die deutschen Handballer träumten von einer Medaille, DHB-Vizepräsident Bob Hanning sogar von Gold. Doch am Ende bleibt nach dem Viertelfinal-Aus gegen Ägypten vor allem Frust hängen. Der frühere Weltmeistertrainer Heiner Brand spricht von einem "Qualitätsproblem" und auch Profis wie Hendrik Pekeler übten klare Selbstkritik. Nach dem historisch schlechten zwölften Platz bei der WM im Januar in Ägypten ist es der nächste Rückschlag für den Deutschen Handballbund. Von der Weltspitze war das Team von Bundestrainer Alfred Gislason in diesem Jahr ein gutes Stück entfernt. Im Januar 2022 steht die EM in Ungarn und der Slowakei an.

Die deutschen Frauen hatten sich nicht qualifiziert.

Hockey: Frauen früh raus, Männer verlieren Spiel um Bronze

Nach starken Auftritten bei der Europameisterschaft und auch in der Vorrunde (vier Siege) spielten sich die Hockey-Frauen in Tokio in den Favoritenkreis. Doch das böse Erwachen aus den Medaillenträumen folgte im Viertelfinale mit der klaren 0:3-Niederlage gegen Argentinien. Das Team von Bundestrainer Xavier Reckinger verpasste sein Ziel und muss daraus Lehren ziehen.

Auch die Männer lebten den Traum vom Olympiasieg, mussten sich trotz einer guten Vorstellung im Halbfinale aber Australien geschlagen gehen. Dann aber endete das Turnier für das Team Bundestrainer Kais al Saadi mit einer Enttäuschung: Die 4:5-Niederlage im Spiel um Bronze gegen Indien bedeutete die erste "Nullrunde" des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) seit Sydney 2000.

Fußball: Männer mit Rumpfteam ohne Chance, Frauen nicht dabei

Trainer Stefan Kuntz bat in der Bundesliga sehr oft vergeblich um die Abstellung von Spielern. Das Ergebnis war für ihn frustrierend, er bekam nicht mal einen vollständigen Kader von 22 Spielern zusammen. Eine Abstellungspflicht gilt für Olympia zumindest bei den Männern nicht. Der Mannschaft fehlte es folglich an der nötigen Qualität, auch nur die Vorrunde zu überstehen. 2016 hatte das Team noch Silber geholt. Die Frauen gewannen sogar Gold, durch das schwache Abschneiden bei der WM 2019 schafften sie die Qualifikation nicht.

Rugby: Beide deutsche Teams nicht dabei

Auch bei der zweiten Ausgabe der olympischen 7er-Rugby-Turniere waren die deutschen Mannschaften nicht dabei. Beim jeweils ersten Europa-Qualifikationsturnier scheiterten beide Teams des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) vorzeitig.

Volleyball: Männer nach starkem Jahr nicht dabei, Frauen mit Durststrecke

Schon die Olympischen Spiele 2016 in Rio fanden ohne deutsche Beteiligung statt und nun wurde auch in Tokio ohne deutsche Mannschaften geschmettert. Die Zeiten, in denen die Nationalmannschaft der Männer intensiven Kontakt zur Weltspitze aufnahm, sind vorbei. Fünfter bei den Sommerspielen 2012 in London, Dritter bei der WM 2014 und Rang zwei bei der EM 2017 - von derartigen Platzierungen ist das Team von Bundestrainer Andrea Giani aktuell weit entfernt. Bei den Frauen wartet der Deutsche Volleyball-Verband weiter auf die erste Olympia-Teilnahme seit 2004 in Athen.

Wasserball: Männer verpassen Olympia erneut, auch Frauen nicht dabei

Schon zum dritten Mal in Folge schauten die deutschen Wasserballer bei Olympia nur zu. Bei der Qualifikation im Februar war die Auswahl des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) chancenlos und verlor alle fünf Gruppenspiele. Der Neuanlauf für Paris 2024 wird nicht leichter, so manch gestandener Nationalspieler springt nicht mehr ins Becken.

Ohne Hagen Stamm, der als Bundestrainer nicht mehr zur Verfügung steht, fehlt zudem die Galionsfigur, die zuletzt für etwas Aufschwung gesorgt hatte. Dass die deutschen Wasserballer auch nicht für die WM 2022 in Japan qualifiziert sind, erschwert den Neustart. Auch die deutschen Frauen schafften die Qualifikation für Tokio nicht.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 06.08.2021 | 01:05 Uhr

Stand: 05.08.21 09:57 Uhr