Die chinesische Flagge weht neben der Flagge mit den Olympischen Ringen. © picture-alliance / Xinhua | Xing Guangli

Sportpolitik

Olympia 2022: Menschenrechtsorganisation fordert vom IOC Druck auf China

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit Blick auf die Winterspiele 2022 in Peking dazu aufgefordert, unverzüglich Druck auf die chinesische Regierung auszuüben. IOC-Präsident Bach hatte tags zuvor Fragen zur Unterdrückung von Minderheiten in China verweigert.

HRW äußerte in einer Stellungnahme vom Samstag (07.08.2021) die Sorge, die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 in Peking könnten zu einem "triumphalen chinesischen kommunistischen Spektakel im Schnee" werden. Die chinesische Hauptstadt war zuletzt 2008 Austragungsort der Olympischen Sommerspiele.

HRW: Mehr Menschenrechtsverletzungen seit Vergabe der Spiele

Nach Angaben von Minky Worden, Direktorin für globale Initiativen bei Human Rights Watch, hat sich die Menschenrechtslage in China seit den Sommerspielen 2008 "deutlich verschlechtert". China befinde sich "inmitten der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen seit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989", sagte Worden.

Laut Human Rights Watch haben besonders viele Menschenrechtsverletzungen stattgefunden, seit China 2015 den Zuschlag für die Olympischen Spiele erhalten hat. Das IOC sei aber in einer "sehr starken Position, um zu sagen: Ihr habt mit dieser Unterdrückung begonnen, seit wir euch die Spiele gegeben haben, und wir wollen, dass ihr sie jetzt beendet", erklärte die Organisation. 

Kritik an Unterdrückung der uigurischen Minderheit

Experten vermuten, dass in der Region Xinjiang mehr als eine Million Menschen, in erster Linie muslimische Minderheiten, in Lagern interniert sind. Die Regierung in Peking bestreitet die Vorwürfe. In der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen rangiert China auf dem viertletzten Platz hinter Dschibuti, Vietnam, Syrien und dem Iran.

02:16 min | 27.11.2019 | NDR Fernsehen | Autor/in: Tim Kukral

Geheime Dokumente: Leak zu "Uiguren-Lagern"

Mindestens eine Million Uiguren werden in China in Umerziehungslagern festgehalten. Die "China Cables" geben Einblicke in einen "kulturellen Genozid", so China-Experte Andrian Zenz.

Bezüglich der Uiguren-Frage wurde IOC-Präsident Thomas Bach am Freitag in Tokio zu seiner Haltung gefragt. IOC-Sprecher Mark Adams ließ die Frage aber nicht zu mit der Begründung, dass man bei dieser Pressekonferenz allein über die Bilanz der am Sonntag endenden Sommerspiele in Japans Hauptstadt sprechen wolle.

HRW fordert Umsetzung von Menschenrechtsstrategie

HRW fürchtet durch die Spiele in sechs Monaten positive Effekte für die politische Führung in China. Für das Regime in Peking gehe es bei den Spielen "nicht nur um Sport, sie sind ein geopolitisches Ereignis, das den Status der Regierung und der regierenden kommunistischen Partei Chinas im In- und Ausland aufwerten kann", erklärte Worden.

Prinz Zeid Ra'ad Al-Hussein, ehemaliger Hochkommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, und Rachel Davis, Vizepräsidentin von Shift, einem gemeinnützigen Kompetenzzentrum für Wirtschaft und Menschenrechte, hatten für das IOC bereits im vergangenen Dezember eine Menschenrechtsstrategie erstellt. "Unsere Empfehlung ist, dass diese sofort angenommen werden sollte", sagte HRW-Vertreterin Worden.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 07.08.2021 | 23:45 Uhr

Stand: 07.08.21 12:07 Uhr