Joshiko Saibou © IMAGO / camera4+

Basketball

Basketballer Saibou: Reizfigur und Leistungsträger

Basketball-Nationalspieler Joshiko Saibou ist umstritten: Seine angebliche Nähe zu Verschwörungstheoretikern sorgte vor einem Jahr für viel Kritik und die Entlassung bei seinem Club Baskets Bonn. Dennoch ist er Teil des DBB-Teams, das sich überraschend für Olympia qualifiziert hat.

Bloß keine Aufregung - und keine weitere Diskussion. So lässt sich der Umgang des Deutschen Basketball Bundes (DBB) mit Reizfigur Joshiko Saibou im Vorfeld der Olympischen Spiele von Tokio beschreiben. Als Henrik Rödl in Trier zu dem umstrittenen Profi und den Nebenwirkungen seiner Nominierung gefragt wurde, sagte der Bundestrainer nur kurz und knapp: "Wir haben uns in allen Spielen als extrem gute Mannschaft präsentiert. Jeder gibt für jeden alles. Die Mannschaft ist die große Stärke und Joshiko ist ein Teil davon."

Aus in Bonn nach Teilnahme an Demonstrationen

Saibou hatte 2020 an Demonstrationen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie teilgenommen. Bei den Veranstaltungen waren Anhänger von Verschwörungstheorien und rechte Gruppierungen dabei. Wenig später wurde er von seinem Club Baskets Bonn fristlos gekündigt. Nach einer Klage Saibous einigten sich beide Seiten außergerichtlich auf einen Vergleich. Inzwischen steht der Aufbauspieler bei Champagne Basket in Frankreich unter Vertrag.

Für den 31-Jährigen, dessen sportlicher Wert für das deutsche Team vor dem Olympia-Abenteuer unbestritten ist, ist das Thema erledigt, nachdem er sich vor dem Qualifikationsturnier in Split äußerte und dabei unter anderem sagte: "Ich habe zu keinem einzigen Zeitpunkt auch nur eine Verschwörungstheorie verbreitet. Weder persönlich noch auf Social Media."

Saibou: "Fokussieren uns auf Basketball"

Als er in seiner früheren Heimat Trier erneut auf die Kontroverse angesprochen wurde, tat Saibou dies deshalb schnell ab. "Ich habe dazu schon Statements abgegeben und möchte nicht viel dazu sagen. Ich wurde sehr, sehr gut aufgenommen, von Anfang an. Die meisten Jungs kenne ich seit 20 Jahren, das war gar kein Problem", berichtete Saibou nach dem Medientraining. Teamkollege Johannes Voigtmann hatte vor Beginn der Vorbereitung in diesem Sommer nach Aufklärung verlangt.

Für Saibou ist dies offensichtlich erledigt, er will den Schwerpunkt ab sofort auf die schwere Olympia-Vorrunde mit Spielen gegen Italien, Nigeria und Australien richten. "Wir fokussieren uns auf den Basketball, und das ist das, wofür wir hier sind. Alles andere ist in der Außenwelt", sagte Saibou.

DOSB sieht Nominierung unproblematisch

Dass Chefcoach Rödl ihn trotz der Kontroversen ins Team berief, wunderte den Basketballer nicht. "Ich glaube, sportlich ist der absolute Fokus für ihn, darum war ich nicht groß überrascht. Dass die Kontroverse ein bisschen Spannung mitgebracht hat, war glaube ich absehbar", sagte Saibou, der früher beim TBB Trier schon einmal unter Rödl gespielt hatte. Der 52 Jahre alte Ex-Profi habe "großen Anteil" an seiner Entwicklung, verdeutlichte Saibou.

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht die Nominierung Saibous unproblematisch. "Die Äußerungen waren damals nicht gut, aber er hat sich dafür inzwischen entschuldigt", sagte Dirk Schimmelpfennig, Chef de Mission in Tokio und DOSB-Vorstand Leistungssport. Die Vergangenheit soll nun keine Rolle mehr spielen.

"Auch Joshiko Saibou hat sich für Tokio qualifiziert, wurde wie alle Qualifizierten einem Integrity Check unterzogen und wird in Tokio nun unter Einhaltung aller Corona-Regeln als akzeptierter Teil des Teams Basketball an den Spielen teilnehmen können." Dirk Schimmelpfennig, Chef de Mission in Tokio

Kritik von Ex-Nationalspieler Jagla

Saibou gestand vor seinem Einsatz im Nationalteam offen Fehler ein und gelobte Besserung. Er würde "heute sehr viel klarer und vor allem früher kommunizieren, wofür ich stehe: Toleranz, Respekt, Offenheit. Und auch ganz klar wogegen: jegliche Diskriminierung", sagte er. "Da das trotzdem anders bei vielen rüberkam, bin ich nach letztem Sommer auch nicht mehr auf die Demos gegangen."

Überzeugt hat Saibou mit seinen Aussagen aber längst nicht alle Kritiker. Ex-Nationalspieler Jan Jagla sagte während des Qualifikationsturnier der deutschen Basketballer in Kroatien: "Es sind immer noch viele Fragen offen. Es ist ein Thema, das sich nicht durch Pauschalaussagen wegdiskutieren lässt. 'Entschuldigung' reicht nicht, sondern ich möchte auch wissen: Was ist der Fehler?", sagte Jagla: "Es ist leider nicht passiert und deshalb hätte er eigentlich nicht dabei sein dürfen."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia 2020 in Tokio | 22.07.2021 | 09:05 Uhr

Stand: 15.07.21 13:49 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
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