Olympia in Rio 2016: Der Weltranglistenerste Novak Djokovic © Thomas Luerweg Foto: Thomas Luerweg

Tennis

Die Besten der Besten wollen Tennis-Gold bei Olympia in Tokio

von Matthias Cammann

Am Samstag (24.07.2021) beginnt im Ariake Tennis Park das olympische Tennisturnier. Im Vorfeld hatten eine ganze Reihe von internationalen Topstars ihren Start abgesagt, aber das Teilnehmerfeld bei Damen und Herren verspricht dennoch einen hochklassigen Kampf um die Medaillen.

Eins vorweg: Negativschlagzeilen wie "Eine Absagenflut überschattet die Tennis-Wettbewerbe der Olympischen Spiele" sind unzutreffend. Vielmehr treten beim Kampf um Gold, Silber und Bronze in Tokio die Besten der Besten an.

Nicht nur, dass bei Damen wie Herren die Nummer eins und zwei der Weltrangliste am Start sind. Mit dem Serben Novak Djokovic ist der nach neuesten Erkenntnissen vermutlich Beste der Tennis-Geschichte im Kampf um Gold dabei. Er kann es in diesem Jahr Steffi Graf nachmachen und sogar den "Golden Slam" gewinnen, also alle vier Grand-Slam-Titel und die olympische Goldmedaille innerhalb eines Kalenderjahres abräumen. Nichts weniger ist das Ziel des 34-Jährigen.

Zverev, Osaka und Co. - "Next-Gen" ist geschlossen am Start

Außerdem ist die "neue Generation", die das nächste Jahrzehnt bestimmen wird, fast geschlossen nach Tokio gereist. Ob bei den Herren Daniil Medvedev, Stefanos Tsitsipas und Alexander Zverev oder bei den Damen Naomi Osaka, Aryna Sabalenka und Iga Swiatek. Keine und keiner aus der "Next-Gen" ist älter als 25 - und hat somit mutmaßlich die besten Jahre noch vor sich.

Und mal ehrlich: Die Rufe nach den Federers, Williams und Nadals sind die der Tennis-Nostalgiker. Serena Williams und Roger Federer werden in diesem Jahr noch 40. Rafael Nadal ist mittlerweile auch schon 35. Sie werden in Kürze ganz abtreten. Außerdem: Alle haben aus Verletzungsgründen abgesagt, nicht aus Missbilligung der Olympischen Spiele.

Kerber hätte es vielleicht schwer gehabt

Tennisprofi Angelique Kerber © imago images/Shutterstock Foto: Javier Garcia

Deutschlands Topspielerin Angelique Kerber hat ihre Olympia-Teilnahme abgesagt.

Natürlich ist es aus deutscher Sicht schade, dass auch Angelique Kerber den Spielen fernbleibt. Und ihre späte Absage erschien im Gegensatz zu den der zuvor Genannten etwas fadenscheinig. Mir hätte es besser gefallen, wenn die Wimbledon-Halbfinalistin ähnlich wie Viktoria Azarenka klar gemacht hätte, dass ihr die Restriktionen, die in Tokio auf die Aktiven warten, dazu die fehlenden Zuschauer, die Lust genommen haben.

Und so großartig Kerber im vergangenen Monat gespielt hat: Ob sie sich auf den Hartplätzen von Tokio und bei weit über 30 Grad gegen die hart schlagenden und deutlich jüngeren Konkurrentinnen hätte behaupten können, ist mindestens ungewiss.

Schwere Auslosung für Alexander Zverev

Womit wir bei den Chancen der Deutschen wären, um eine Medaille mitzuspielen. Das einzige echte heiße Eisen im olympischen Feuer ist Alexander Zverev. Zwar wartet der gebürtige Hamburger noch immer auf seinen ersten Grand-Slam-Titel, aber er war schon einmal ganz nah dran. Ihm ist der ganz große Durchbruch jederzeit zuzutrauen.

Wermutstropfen für seine selbst formulierten Medaillen-Ambitionen ist allerdings die Auslosung. Spätestens im Halbfinale würde Zverev auf Djokovic treffen. Und schon vorher könnte mit dem Wimbledon-Finalisten Hubert Hurkacz ein gefährlicher Gegner im Wege stehen.

Deutsche Medaillenchancen in den Doppeln

Für Jan-Lennard Struff, der schon in der zweiten Runde auf Djokovic treffen könnte, Philipp Kohlschreiber, der gleich gegen Stefanos Tsitsipas antreten muss, und Dominik Koepfer werden die Medaillen zu hoch hängen.

Ähnlich sieht es bei den Damen aus. Laura Siegemund, Anna-Lena Friedsam und Mona Barthel haben in dem starken Feld - realistisch gesehen - nicht einmal Außenseiter-Chancen.

Anders die Situation in den Doppel-Konkurrenzen. Die führen nicht wie üblicherweise ein Schattendasein, denn Medaille ist Medaille. Und neben der Paarung Zverev/Struff sind Kevin Krawietz/Tim Pütz sowie Laura Siegemund/Anna-Lena Friedsam nicht zu unterschätzen. Sowohl Krawietz als auch Siegemund haben schon Grand-Slam-Titel im Doppel gewonnen.

Nur die Zuschauer fehlen im Ariake Sportpark

Es werden so oder so hochklassige Wettkämpfe mit teilweise aufregenden neuen Spielerinnen und Spielern, die sich durch Olympia einem noch breiteren Publikum präsentieren können. Und das Einzige, was wirklich fehlen wird bei den Tennis-Wettbewerben im Ariake Tennis Park in Tokio, sind die Zuschauer.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 25.07.2021 | 01:05 Uhr

Stand: 23.07.21 10:36 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
Stand nach 339 von 339 Entscheidungen.

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