Köchin Yoko Nishimura © ARD Foto: Julia Linn

Der Japan-Reiseblog von Julia Linn

Die Köchin der Athleten

Eigentlich ist Yoko Nishimura Verkäuferin in einem Supermarkt und Hausfrau aus Yokohama. Sie kocht viel und gerne für ihre Familie. Klingt erst mal nicht allzu olympisch. Aber jetzt kommt’s: Yoko Nishimura hat ein Rezept entwickelt, das in der Kantine des olympischen Dorfs für die besten Sportlerinnen und Sportler der Welt gekocht wird. Heute habe ich die Ehre und darf bei der Köchin höchstpersönlich kosten.

Yoko Nishimura hat sich bei einem japanweiten Hausfrauen-Kochwettbewerb durchgesetzt. 700 Hausfrauen haben mitgemacht, sie ist eine von fünf Gewinnerinnen. Der Preis: Das eigene Gericht schafft es zu Olympia. "Ich hätte mir das nie erträumen lassen, dass die besten Athleten der Welt mein Essen zu sich nehmen. Es freut mich unglaublich und ich hoffe, dass es ihnen schmeckt“, sagt die Köchin, während sie sich ans Schnibbeln macht.

Essen für die besten Sportler der Welt - do it yourself

Jede Zutat ist wohl überlegt: "Ich wollte etwas kochen, das die Athleten stärkt, damit sie ihre beste Leistung abrufen können". Zuvor hat Yoko Nishimura noch nie für Sportler gekocht, sie hat deshalb genau recherchiert, welche Zutaten die geeignetsten sind.

Für die Athleten nur gesunde Zutaten, etwa 360 kcal hat eine Portion.

Herausgekommen ist die wohl optimale Sportlernahrung - reich an Vitaminen, Proteinen, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren. Die Basis bilden leichte japanische Nudeln, dazu hackt sie salzig eingelegte Pflaumen, Edamame, Brokkoli, Hähnchenfilet, brät Lachs mit Haut. Die müsse man unbedingt mitessen, sagt sie, denn darunter verbergen sich die besten Nährstoffe.

Und dann kommt noch etwas sehr Japanisches dazu: Okra-Schoten, die gekocht beim Aufschneiden leicht schleimig werden, und Nagaimo - eine Wurzel, die zu einer schleimig-schlonzigen Masse klein gehackt wird. Beides sei gut für den Hals und befreie die Atemwege, erklärt Yoko Nishimura.

Hausfrauen-Rezept auf Athleten-Tellern

Während die Nudeln vor sich hinköcheln, erzählt sie mir stolz, dass Athleten ja auch häufig eigene Köche hätten, die ihre Ernährung perfekt auf deren Bedürfnisse abstimmen. "Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich es mit meinem Rezept auf die Teller der Athleten geschafft habe“. Sie wollte bei den Olympischen Spielen in ihrer Heimat eben nicht einfach nur zuschauen, sondern auch selbst einen Beitrag leisten. Ohne Corona hätte sie sogar in der Olympia-Kantine mitgeholfen.

Der Geschmack Olympias – oder plump gesagt: richtig lecker!

Genug geplauscht, jetzt wird gegessen! Über Nudeln, Gemüse, Fleisch und Fisch kommt noch eine Soße auf Tomatensaft-Basis und etwas Olivenöl, damit der Körper die Nährstoffe besser aufnehmen kann. Das Ganze wird kalt serviert - ich bin froh, denn hier sind heute wieder weit über 30 Grad. Die Konsistenz ist durch Okra und Nagaimo leicht schleimig, aber es schmeckt wahnsinnig lecker und frisch. Yoko Nishimura sagt, es sei auch leicht verdaubar, darauf habe sie Wert gelegt. Auch mir liegt das Essen nicht schwer im Magen. Ich kann gut nachvollziehen, warum gerade sie den Hausfrauen-Kochwettbewerb gewonnen hat.

Zur Person: Julia Linn arbeitet für den WDR und im ARD-Studio Tokio und berichtet hier täglich von ihren Erfahrungen bei den Olympischen Spielen in Tokio.