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Flüchtling Saeid Fazloula: Olympia-Teilnahme mit Hindernissen
von Peter Wozny
Der Kanute Saeid Fazloula aus dem Iran ist Mitglied des Flüchtlingsteams. Auf dem langen Weg nach Tokio musste er viel improvisieren - und Rückschläge hinnehmen.
Es sind die letzten Stunden vor dem Start, den er so lange herbeigesehnt hat. "
WhatsApp ist der einfachste Weg, um den Iraner nach seiner Stimmung zu fragen. Offizielle Interview-Anfragen leitet er an das Internationale Olympische Komitee (IOC) weiter, wie es ihm von den Funktionären aufgetragen wurde. Danach hört er in der Regel nichts mehr von der Anfrage. Dabei hätte der 28-Jährige viel zu erzählen. "
"Von 25 Tagen zwölf verloren"
Mittlerweile wirkt er gelöst, schreibt von der guten Stimmung im olympischen Dorf - allen Corona-Einschränkungen zum Trotz. Vor einigen Tagen klang Fazloula noch weniger optimistisch. Sein Weg bisher war voller Hindernisse und Unwägbarkeiten - geprägt davon, dass ihm als Flüchtling die Unterstützung eines nationalen Fachverbandes fehlt.
Seine olympische Reise beginnt bereits mit einem Fehlstart: Anfang Juli reist er nach Doha/Katar. Dort treffen sich zum ersten Mal alle 29 Athleten des Flüchtlingsteams gemeinsam. Sie sollen sich kennenlernen, ein Team werden und dann zusammen weiter nach Tokio fliegen. Doch ein positiver Corona-Test im Betreuerstab verhindert die Weiterreise. Das Flüchtlingsteam sitzt in Doha fest.
Zusammengeflicktes Boot
Während die Kampfsportler, Schwimmer und Leichtathleten in Katar ihr Training weiter durchziehen können, sitzt Fazloula buchstäblich auf dem Trockenen. "
Doch weit paddeln kann Fazloula trotzdem nicht - es fehlt eine geeignete Trainingsstrecke: "
In diesen Tagen wachsen die Zweifel von Fazloula, in Tokio wirklich sein Bestes geben zu können. Denn für die letzten Wochen vor dem Wettkampf sind seine Trainingseinheiten minutiös geplant. "
IOC hält sich zurück
Von Harmonie ist auch an Land wenig zu spüren. Die Stimmung im Flüchtlingsteam ist von Unsicherheit geprägt. Wie geht es weiter? Wann darf das Team nach Japan einreisen? Mit Informationen hält sich das IOC auch nach außen zurück, will nicht bekannt geben, wer sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Offenbar halten die Funktionäre auch die Sportler an, nicht darüber zu sprechen. Auch Fazloula weicht Anfragen aus, obwohl man ihm anmerkt, dass er lieber offen sprechen möchte. Dass es ausgerechnet
Training als geheime Mission
Fazloula darf als einer der ersten aus dem Team nach Tokio weiterreisen. Der Bann scheint gebrochen. Er darf auf einer Regattastrecke trainieren, ganz so wie die Kanuten anderer Teams. "
Um die zahlreichen Olympia-Gegner in Tokio nicht zu provozieren, verzichtet er auf alles, was ihn als Olympioniken zu erkennen gibt. Kein Trikot, kein Aufkleber auf dem Boot - Training als geheime Mission. Auch die Strecke ist wenig olympisch: Es sind keine Bahnen abgesteckt, es gibt keine Orientierungspunkte für Entfernungen. Und der Fluss hat eine Strömung. "
Kein Team hinter dem Team
Fazloula, der 2015 über die sogenannte Balkanroute aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet ist, bekommt in diesen Tagen zu spüren, dass er auch im Flüchtlingsteam weiter ein Einzelkämpfer ist. Es gibt für den Kanuten kein Team hinter dem Team, kein Netzwerk, das für schnelle Lösungen sorgt. Fazloulas Stimmung schwankt mit jedem Tag. Er wirkt oft nachdenklich, dann motiviert er sich wieder. Er wollte in Tokio alle Kritiker überraschen und zeigen, dass er sich den Startplatz auch sportlich verdient hat.
Denn lange, fast fünf Jahre musste er um diesen Platz Team kämpfen. In dieser Zeit hat er erfahren, dass nicht jeder Flüchtling von den Sportverbänden gleich behandelt wird. Ein Kampf gegen Regelwerke und Funktionäre, den er schon fast verloren glaubte. Erst im Zuge einer ARD-Berichterstattung im vergangenen Sommer kam Bewegung in die Sache - mit dem positiven Ausgang für Fazloula. Seine letzte WhatsApp-Nachricht vor dem Start lautete: "
Doch die Konkurrenz war stark, zu stark. Im Vorlauf und im Viertelfinale belegte er am Montag (02.08.2021) jeweils den vorletzten Platz und schied aus. Das Abenteuer Olympia im Flüchtlingsteam war für Fazloula schneller beendet als erhofft.
Stand: 02.08.21 17:57 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 39 | 41 | 33 |
2. | CHN | 38 | 32 | 18 |
3. | JPN | 27 | 14 | 17 |
4. | GBR | 22 | 21 | 22 |
5. | ROC | 20 | 28 | 23 |
6. | AUS | 17 | 7 | 22 |
7. | NED | 10 | 12 | 14 |
8. | FRA | 10 | 12 | 11 |
9. | GER | 10 | 11 | 16 |
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