Die deutsche Bahnrad-Fahrerin Emma Hinze in Aktion bei den Olympischen Spielen. © dpa bildfunk Foto: Sebastian Gollnow

Radsport

Olympia-Bahnrad - Hinze wird in Tokio Sprint-Vierte

Knapp vorbei: Bahnrad-Fahrerin Emma Hinze verlor im olympischen Sprint-Wettbewerb am Sonntag (08.08.2021) das "kleine" Finale um Bronze. Maximilian Levy erreichte im Keirin den sechsten Rang. Damit ist seine aktive Karriere wohl vorbei, in Zukunft soll er den Nachwuchs trainieren.

Im Halbfinale musste die 23-jährige Deutsche hart kämpfen: Gegen Kelsey Mitchell aus Kanada verlor sie ihr erstes Duell, bevor sie den zweiten Durchgang deutlich gewann. Im entscheidenden dritten Duell setzte sich die Kanadierin durch.

Hinze gehen die Kräfte aus

Im Duell um Bronze gegen Wai Sze Lee aus Hongkong konnte Hinze nichts mehr zusetzen. Nach deutlicher Niederlage im ersten Lauf hatte sie auch im zweiten Duell nicht mehr genug Kraft in den Beinen, um noch einmal anzugreifen. Sie verlor auch dieses Duell und damit insgesamt den Kampf um Platz drei. Die Kanadierin Mitchell setzte sich im Finale gegen Olena Starikova aus der Ukraine durch.

Schade für die Olympia-Vielstarterin Hinze, die in Tokio gleich in drei Wettbewerben eingesetzt wurde. Im Teamsprint mit Lea Sophie Friedrich hatte sie zu Beginn Silber gewonnen, im Keirin war sie im Halbfinale ausgeschieden. Genauso also, wie zum Abschluss im Sprint-Wettbewerb. Friedrich gewann das Rennen um die Platzierungen und wurde am Ende Fünfte.

"Tja, das mit dem vierten Platz ist schade. Mir haben so die Beine weh getan. Ich kam beim Laufen nicht mehr die Treppen runter", klagte Hinze. "Ich wollte sehr gern eine Medaille, egal, welche. Jetzt ist es Platz vier geworden, und ich bin traurig."

Ergebnisse

Radsport Bahn, Sprint, Frauen, Rennen um Platz 3

1. Flagge Hongkong HKG Wai Sze Lee
2. Flagge Deutschland GER Emma Hinze

Keirin: Levy fährt ins Finale

Routinier Maximilian Levy arbeitete sich im Keirin-Viertelfinale regelrecht in die nächste Runde. Der 34-Jährige war in seinem Lauf lange eingeklemmt, befreite sich aber noch rechtzeitig und "schummelte" sich als Vierter so gerade noch ins Halbfinale. Stefan Bötticher schied in seinem Viertelfinal-Lauf aus.

Der deutsche Bahnrad-Fahrer Maximilian Levy in Aktion bei den Olympischen Spielen. © dpa bildfunk Foto: Sebastian Gollnow

Stark in Tokio: Maximilian Levy.

Im Halbfinale nutzte Levy dann seine ganze Erfahrung aus. Er ging früh in die Führung und machte sich dann im Endkampf so breit, dass nur noch ein Konkurrent an ihm vorbeifahren konnte. Das reichte für den Einzug in den Endlauf.

Kenny nutzt taktisches Geplänkel aus

Nach den Kraftanstrengungen gegen die jüngere Konkurrenz musste sich Levy im Finale aber geschlagen geben. Der Brite Jason Kenny nutzte das taktische Geplänkel des sechsköpfigen Endlauf-Feldes aus: Er löste sich früh und war dann irgendwann von der zu lange zaudernden Konkurrenz nicht mehr einzuholen.

Levy war dort nach hinten zurückgefallen und musste sich schließlich mit Rang sechs begnügen. "Für meine Plätze gab's zwar keine Medaillen, aber ich denke, ich hab mich in Tokio für mein Alter wacker geschlagen", meinte Levy.

Für Kenny, der in Tokio seine vierten Olympischen Spiele bestritt, war es die insgesamt siebte Olympia-Goldmedaille.

Ergebnisse

Radsport Bahn, Keirin, Männer, Finale

Gold Flagge Großbritannien GBR Jason Kenny
Silber Flagge Malaysia MAS Mohd Azizulhasni Awang
Bronze Flagge Niederlande NED Harrie Lavreysen
4. Flagge Suriname SUR Jair Tjon En Fa
5. Flagge Australien AUS Matthew Glaetzer
6. Flagge Deutschland GER Maximilian Levy

Levy soll den Nachwuchs trainieren

Nach dem Rennen wurde bekannt, dass Levy seine beenden wird und Junioren-Bundestrainer werden soll. "Max Levy wird aufhören", erklärte Chefcoach Detlef Uibel nach dem Abschluss der olympischen Bahnrad-Wettbewerbe der Deutschen Presse-Agentur. Mit Blick auf dessen neue Rolle erklärte Uibel: "Es läuft in diese Richtung. Es wird einen seichten Übergang geben bis Ende des Jahres. Wenn er sich dazu bekennt, dann sind ihm alle Wege offen. Wir sind froh, dass wir einen erfahrenen Rennfahrer in diese Position bringen können."

Levy wollte das Ende seiner Karriere zwar noch nicht verkünden, ließ aber durchblicken: "Es war gut und wichtig für mich, dass ich diese Spiele noch gemacht habe. Eigentlich wollte ich nach Rio aufhören." Dass Kristina Vogel am Sonntag während der TV-Übertragung bereits Levys neuen Job ausplauderte, fand der Cottbuser nicht so schön. "Das ist alles im Gespräch, aber Kristina sollte vielleicht erst einmal mit mir darüber reden. Ich habe gehört, sie erzählt da einiges, was den Leuten merkwürdig aufstößt."

Massensturz schockt die Frauen

Ein enormer Massensturz im Frauenfeld des Omnium-Wettbewerbs hatte den Veranstaltungstag gleich während seines ersten Tagesevents durcheinandergewirbelt. Die Italienerin Elisa Balsamo war mitten im Feld der Fahrerinnen zu Fall gekommen und hatte den Sturz gleich eines Dutzend ihrer Kolleginnen ausgelöst. Glücklicherweise passierte dabei allerdings nicht Schlimmeres - vom Schock und einigen Prellungen bei den gestürzten Athletinnen einmal abgesehen.

Bilanz des Bahnrad-Teams durchwachsen

Mit nur zwei Medaillen fällt die deutsche Bilanz insgesamt durchwachsen aus. Mit Silber im Teamsprint durch Hinze und Friedrich hatten die Wettkämpfe gut begonnen, die Goldmedaille des Bahn-Vierers der Frauen in Weltrekordzeit war anschließend ein echtes Glanzlicht - doch in den folgenden Tagen gab es mehr Enttäuschungen als Erfolge.

Bundestrainer Uibel sprach von einer Lehrstunde: "Wir wollten in Tokio mehr Medaillen, das hat nicht geklappt." Insgesamt sei man nicht dort, "wo wir hin wollten". Das gilt besonders für den Männerbereich, wo Deutschland seit 2012 kein olympisches Edelmetall mehr gewann.

So fuhren die BDR-Starter im Ausdauerbereich nur hinterher. Und Routinier Levy verbuchte mit Rang fünf im Sprint sowie sechs im Keirin zum Ende seiner olympischen Laufbahn zwar sehr ordentliche Ergebnisse, aber eben keine Medaille. 

Bei den Frauen sind die Sorgen geringer. Hinze, das bewies sie mit ihrem WM-Triple in Berlin, hat noch Großes vor sich. Daran glaubt auch Kristina Vogel. "Emma ist noch ein wahnsinnig junges Mädchen", sagte die 30-Jährige, "vielleicht klappt es nicht jetzt, und es ist sehr, sehr schmerzhaft. Aber 2024 in Paris kann sie zurückkommen." 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 08.08.2021 | 06:05 Uhr

Stand: 08.08.21 05:13 Uhr