Roger Federer (l.) und Rafael Nadal

Tennis

Ohne Federer, Nadal und Williams - Tennis-Topstars meiden Tokio

Kein Roger Federer, kein Rafael Nadal, keine Serena Williams: Das olympische Tennisturnier verliert einen Topstar nach dem anderen. Ob der Weltranglistenerste Novak Djokovic in Tokio aufschlägt, ist offen. Die Medaillen-Chancen von Alexander Zverev steigen derweil.

Bei den Männern haben knapp eine Woche vor Beginn der Spiele schon zehn Profis der Top 20 ihren Verzicht erklärt. Unter anderem fehlen in Tokio Grand-Slam-Rekordchampion Rafael Nadal (Spanien), US-Open-Sieger Dominic Thiem (Österreich) und der Weltranglisten-Zwölfte Denis Shapovalov (Kanada).

Am Dienstagabend kam mit der verletzungsbedingten Absage von Roger Federer die nächste Hiobsbotschaft für die Organisatoren dazu. "Ich bin sehr enttäuscht, denn es war jedes Mal eine Ehre und ein Höhepunkt meiner Karriere, wenn ich die Schweiz vertreten habe", sagte der 39-Jährige, der 2008 in Peking Olympia-Gold im Doppel und 2012 in London Silber im Einzel gewonnen hatte.

Kommt Kerber nach Tokio?

Bei den Frauen sieht es nicht viel besser aus. Die Weltranglisten-Dritte Simona Halep (Rumänien) ist ebenso wenig dabei wie die 23-malige Grand-Slam-Gewinnerin Serena Williams (USA). Auch Deutschlands Hoffnungsträgerin Angelique Kerber aus Kiel ließ ihren Start in Japan nach dem Halbfinal-Aus in Wimbledon zunächst offen.

"Ich liebe Deutschland und spiele immer sehr, sehr gerne für mein Land. Da bin ich schon ein bisschen Patriot." Alexander Zverev

Die Silbermedaillen-Gewinnerin von Rio 2016 zählt zu den fünf Kandidatinnen, die bei der Eröffnungsfeier am 23. Juli die deutsche Fahne tragen könnten. Einen Tag später beginnt das olympische Tennis-Turnier. Nach ihrem Halbfinal-Aus in Wimbledon hatte die 33-Jährige angekündigt, sie wolle einige freie Tage einlegen. Auf die Frage zu Olympia hatte Kerber erklärt, sie wolle zunächst mit ihrem Team über den Plan für die kommenden Wochen sprechen.

Die ehemalige Nummer eins der Welt machte aber auch deutlich, welch hohen Stellenwert Olympische Spiele für sie besitzen. "Olympia ist für mich immer etwas ganz Besonderes. Jeder Athlet versucht, das Beste für sein Land herauszuholen", sagte sie.

Tennis-Stars brauchen die Plattform Olympia nicht

Fakt ist jedoch: Olympia passt etlichen Hochkarätern der Tennis-Branche nicht in den vollgepackten Tour-Kalender. Dass die Spiele in Japan unter strengen Corona-Regeln und ohne Zuschauer stattfinden, kommt erschwerend dazu. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass viele Größen aus dem Multimillionen-Business Tennis die Olympischen Spiele schlichtweg nicht als Plattform brauchen. Anders als Athleten aus Sportarten, die nicht so sehr im öffentlichen Fokus stehen und teilweise ihre ganze Karriere auf das internationale Topevent im Zeichen der Ringe ausrichten.

Djokovic: "Ist eine 50:50-Entscheidung"

Novak Djokovic, seit Sonntag mit 20 Titeln Grand-Slam-Siegen auf einer Stufe mit Federer und Nadal, spielt unbestritten gerne für Serbien, ist nicht verletzt, aber trotzdem unsicher, ob er in der japanischen Hauptstadt auf Medaillenjagd gehen will. "Es war immer mein Plan, zu den Olympischen Spielen zu fahren", sagte die Nummer eins der Welt kurz nach seinem sechsten Wimbledonsieg: "Aber im Moment bin ich ein bisschen zwiegespalten. Nach dem, was ich in den vergangenen paar Tagen gehört habe, ist es eine 50:50-Entscheidung."

Alexander Zverev hat sich trotz aller Widrigkeiten schon lange dafür entschieden, in Tokio dabei zu sein und rechnet dort auch mit Branchen-Primus. "Ich gehe davon aus, dass er spielen wird. Es kann ein historisches Jahr für ihn werden", sagte die deutsche Nummer eins der Sportschau über Djokovic, der in diesem Jahr neben Wimbledon auch die Australian und French Open gewonnen hat.

Sollte der "Djoker" ebenfalls die Spiele sausen lassen, würden die Chancen für Zverev auf eine Einzel-Medaille noch weiter steigen. Zudem hat der Hamburger im Doppel mit Jan-Lennart Struff und im Mixed mit Kerber Aussichten auf Edelmetall. Für die Nummer fünf der Welt stand eine Olympia-Absage übrigens nie zur Debatte. "Ich liebe Deutschland und spiele immer sehr, sehr gerne für mein Land. Da bin ich schon ein bisschen Patriot."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 23.07.2020 | 09:05 Uhr

Stand: 14.07.21 16:42 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
Stand nach 339 von 339 Entscheidungen.

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