Beachvolleyball

Thole/Wickler vor Olympia-Debüt: "Ein Kindheitstraum"

von Johannes Freytag

Die "Katastrophen-Saison" ist abgehakt, Olympia kann kommen - die Hamburger Beachvolleyballer Julius Thole und Clemens Wickler haben zuletzt nach einigen Hürden Selbstvertrauen gesammelt.

Auch die wirklich wichtigen Dinge haben die beiden Sportler des Eimsbütteler TV klären können. "Kühlschrank oder Fernseher" in der Unterkunft im Olympischen Dorf? Für-Konsolen-Fan Clemens Wickler war der Fall klar: Ohne großen Bildschirm lässt sich die lange Zeit nicht überbrücken. Julius Thole, der lieber das Kühlgerät gehabt hätte, gab nach, hat aber auf jeden Fall Ohrstöpsel im Gepäck, wenn sein Partner online mit den Kumpels in der fernen Heimat zockt.

"Wir wollen das Beste draus machen"

Locker und gut gelaunt präsentierte sich das einzige deutsche Beachvolleyball-Herrenteam bei den Wettkämpfen von Tokio eine Woche vor dem Abflug nach Japan. Die Vorfreude auf die erste Olympia-Teilnahme ist groß: "Nichts anderes hat in unserer Sportart einen so hohen Stellenwert", sagte der 24-jährige Thole: "Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Das ist der bedeutendste Wettkampf unserer Karriere. Wir wollen auf jeden Fall das Beste daraus machen."

Bei der Gruppenauslosung habe man "ein bisschen Glück gehabt", sagte er mit Blick auf die vom Papier her vermeintlich schwächeren Japaner Yusuke Gattsu/Katsuhiro Shiratori. Dafür wartet zum Auftakt am 25. Juli gleich ein "Kracherduell" (Wickler) gegen die Italiener Paolo Nicolai/Daniele Lupo, die 2016 in Rio Olympia-Silber gewannen. Außerdem müssen die Hamburger gegen die starken Polen Piotr Kantor und Bartosz Losiak ran.

Nur zwei gemeinsame Vorbereitungsturniere

2012 gewannen Julius Brink und Jonas Reckermann in London olympisches Gold, vier Jahre später triumphierten Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. Und nun Thole/Wickler? "Wenn da 20 Teams um die Medaillen mitspielen können, wäre es vermessen zu sagen, wir holen eine Medaille. Es muss schon vieles zusammenkommen, gerade bei der Vorgeschichte", wiegelte Wickler ab, der erst einmal die Gruppenphase überstehen will. "Dann sehen wir weiter."

Audiobeiträge

Thole Wickler und Tokio hautnah

Die Deutschen Vizeweltmeister im Beachvolleyball wissen noch nicht wo sie stehen und unser Korrespondent hat eine harte Japan-Einreise hinter sich.  | audio (41:42 min)

Der Weg des Duos nach Tokio war alles andere als leicht. Nach dem Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft 2019 bestritten die Hamburger nur noch ein Turnier gemeinsam. Dann kam Corona, anschließend fiel Wickler wegen einer Blinddarm-Operation aus und schließlich zog sich Thole einen Bänderriss zu.

Erst vor wenigen Tagen stand das Team bei zwei Vorbereitungsturnieren in der Schweiz wieder gemeinsam im Sand. Nach Platz zwei in Kloten reichte es in Gstaad zwar nur für das Achtelfinale, dennoch zog Wickler ein positives Fazit der Olympia-Vorbereitung: "Wir haben gesehen, dass wir mithalten können. Nun feilen wir in den kommenden zwei Wochen an den letzten Stellschrauben."

Verständnis für Geisterspiele

Dass keine Zuschauer in Tokio dabei sein werden, "bedauern wir sehr", sagte Thole. "Auf der anderen Seite haben wir unter den aktuellen Bedingungen volles Verständnis dafür. Die Zahlen in Japan steigen wieder und wir konnten zumindest in den letzten eineinhalb Jahren viel üben." Im Großen und Ganzen hätten Geisterspiele keinen Einfluss auf die eigene Leistung.

In den speziellen Bedingungen bei den diesjährigen Spielen mit Quarantäne, genau festgelegten Trainingszeiten und einem weitestgehend kontaktarmen Aufenthalt sieht das ETV-Duo sogar etwas Positives, weil es sich so ganz auf den Wettbewerb konzentrieren kann. Weshalb Thole auch auf eine Teilnahme an der Eröffnungsfeier verzichtet: "Man steht da sehr lange rum - das ist sicher nicht gut für meinen Fuß." Wickler hat sich noch nicht entschieden: "Ich bin spontaner unterwegs. Ich überlege noch."