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Verbannt im Namen der Fairness: Die vergessenen Favoritinnen
von Jörg Winterfeldt
Ein neues Regelwerk des Leichtathletik-Weltverbandes zum Umgang mit intersexuellen Athletinnen hat enorme Folgen. Deutlich wird das Ausmaß bei Olympia in Tokio vor allem im 800-m-Lauf.
Der Einschnitt ist eklatant. Am frühen Dienstagnachmittag (03.08.2021) deutscher Zeit, laut Plan exakt um 14.25 Uhr, wird er endgültig vollzogen. Dann wird in Tokio eine neue Olympiasiegerin im 800-m-Lauf ermittelt. Die Titelverteidigerin von den Spielen in Rio de Janeiro 2016 darf nicht antreten, auch nicht die Silbermedaillengewinnerin oder jene Frau, die Bronze holte. Dafür sorgt eine neue Regel des Leichtathletik-Weltverbandes World Athletics (WA).
"Abweichungen in der Geschlechtsentwicklung"
Das gesamte Siegerpodium von Rio, die Südafrikanerin Caster Semenya, Francine Niyonsaba aus Burundi und Margaret Wambui aus Kenia, ist vom Start auf allen Strecken zwischen 400 Meter und einer Meile ausgeschlossen, weil sie zu den Frauen zählen, die WA unter "
Medikamente oder Operation notwendig
Vorläufe und Halbfinals über 800 Meter sind in Tokio gelaufen. Und es wirkt ganz so, als solle es mitten im weltweiten Rampenlicht der Olympischen Spiele diese vergessenen Frauen der Leichtathletik geben. "
Caster Semenya gewann bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin Gold.
Nott hat Semenyas Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht. Dort, sagt er, werde der Antrag mit Priorität behandelt. Caster Semenya ist inzwischen 30 Jahre alt. Ende April 2018 hat der Weltverband die neuen Regeln zur Teilnahmeberechtigung eingeführt. Doch Semenyas Kampf dauert bereits ihre ganze Karriere an. Seit sie 2009 in Berlin bei den Weltmeisterschaften als 18-Jährige Gold gewann und die Konkurrenz chancenlos blieb, versuchen Funktionäre, ihr und anderen Frauen mit natürlich erhöhtem Testosteronspiegel das Startrecht abzusprechen.
Wie weit das ging, zeigte die ARD 2019 in der Dokumentation "Kampf ums Geschlecht - die verstoßenen Frauen des Sports". In dem Film berichtet Annet Negesa aus Uganda von ihren Erlebnissen. Als sie bei den Olympischen Spielen in London 2012 nicht starten durfte, folgte sie Empfehlungen von Medizinern, die der Weltverband ihr genannt hatte, und ließ sich in ihrer Heimat innenliegende Hoden entfernen. Allerdings, sagte sie, hätte sie weder die Art des Eingriffs noch dessen Folgen genau verstanden.
"Sie haben meinen Traum begraben"
Inzwischen lebt sie in Berlin, kann erst wieder trainieren, seit sie in Deutschland die nach solchen Eingriffen obligatorische Hormontherapie erhält. Zwei Tabletten täglich machten nach Jahren den postoperativen Schmerzen ein Ende. "
Doch die allgemeine Praxis hat sich nicht geändert. Zwar hat der Weltverband nach der Ausstrahlung des ARD-Films zwei Absätze in seine Regeln aufgenommen, die ausdrücklich darauf hinweisen, dass von keiner Athletin "
Outing durch Disziplinwechsel
In Tokio lässt sich beobachten, welchen Effekt die neue Regel erzielt. Zahlreiche aus ihren Paradedisziplin vertriebenen Läuferinnen starten nun in anderen Wettbewerben. Regelmäßig werden Läuferinnen so durch die überraschenden Disziplinwechsel unfreiwillig als intersexuell öffentlich geoutet. Mehrere 400-Meter-Läuferinnen, wie die zum Favoritenkreis gezählten Christine Mboma und Beatrice Masilingi aus Namibia oder Aminatou Seyni aus Niger, mussten auf die 200-Meter-Distanz ausweichen. Mboma hat bereits im Halbfinal-Lauf am Montag (02.08.2021) den Junioren-Weltrekord über 200 Meter auf 21,97 Sekunden verbessert.
Die 800-m-Silbermedaillen-Gewinnerin von Rio, Francine Niyonsaba, suchte Zuflucht auf der 5.000-Meter-Strecke. Sie wurde in Tokio disqualifiziert, weil sie nach Ansicht der Kampfrichter die Bahnlinie übertreten hatte. Sie widersprach, legte Einspruch ein, aber ohne Erfolg. "
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Stand: 02.08.21 17:33 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 39 | 41 | 33 |
2. | CHN | 38 | 32 | 18 |
3. | JPN | 27 | 14 | 17 |
4. | GBR | 22 | 21 | 22 |
5. | ROC | 20 | 28 | 23 |
6. | AUS | 17 | 7 | 22 |
7. | NED | 10 | 12 | 14 |
8. | FRA | 10 | 12 | 11 |
9. | GER | 10 | 11 | 16 |
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