Das Logo der Paralympics vor der Skyline von Tokio © imago images/ZUMA Wire

Vorschau

Die Paralympics und die Hoffnung auf einen Aufschwung im Para-Sport

von Dirk Hofmeister

Heute (24.08.2021) beginnen die Paralympics in Tokio. Es sollen Spiele der Hoffnung für den Para-Sport werden. Doch Sorgen und Ängste bleiben.

Der Behindertensport hat in diesen Tagen ein Problem. In den vergangenen anderthalb Jahren der Corona-Pandemie verlor der einst 650.000 Mitglieder starke Deutsche Behindertensportverband (DBS) rund 100.000 Mitglieder. "Wir sind Pandemie-Opfer", sagte DBS-Präsident Julius Beucher bereits im Frühjahr im Deutschlandfunk.

Trendwende durch Paralympics?

Umso größer ist die Hoffnung, dass die Paralympics helfen, eine Trendwende einzuleiten. In Deutschland, wo dem aktuellen Teilhabebericht der Bundesregierung zufolge die Anzahl der nichtsportlich aktiven Menschen mit Behinderung in den letzten Jahren von 46 auf 55 Prozent gestiegen ist.

"Mehr Menschen träumen, an Paralympics teilzunehmen"

Aber auch im Gastgeberland der Paralympics, in Japan. "Ich glaube, die Tokio-Paralympics können eine große Werbung für Para-Sport sein. In Japan und der ganzen Welt", sagt die Japanerin Yui Kamiji, die im Rollstuhl-Tennis als Weltranglisten-Zweite eine der Gold-Favoritinnen der Spiele ist. In der englischsprachigen japanischen Tageszeitung "The Japan News" sagte die 27-Jährige: "Ich hoffe, dass Barrieren fallen und dass mehr und mehr Menschen künftig davon träumen, an den Paralympics teilzunehmen."

"Menschen mit Behinderungen wurden vergessen"

Ein Ziel, das auch vom Internationalen Paralympischen Komitee angestrebt wird. Mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie sagte IPC-Chef Andrew Parsons im Vorfeld der Spiele: "Wir denken, dass Menschen mit Behinderung zuletzt oft vergessen wurden. Und die Paralympics sollen Aufmerksamkeit für diese Probleme schaffen. Wir wollen über Steuergesetze sprechen, auch über Mobilität und Infrastruktur. Der Sport kann zu einer inklusiveren Welt beitragen."

Mehr Inklusion in Gastgeberstadt Tokio

Etwas inklusiver ist bereits die Olympia- und Paralympics-Gastgeberstadt Tokio durch die Spiele geworden. Bahnhöfe und Flughäfen, zuvor für Rollstuhlfahrer nur beschwerlich zugänglich, wurden barrierefrei umgebaut. Auch im neuen Nationalstadion sind Sitzplätze und Toiletten nun barrierefrei zugänglich. "Die Olympischen Spiele können nur erfolgreich sein, wenn es die Paralympischen auch sind", betonte Tokios Gouverneurin Yuriko Koike.

Beucher: "Athleten bersten vor Spannung"

Am Dienstag (24.08.2021) starten die Paralympics mit der Eröffnungsfeier, rund 4.500 Sportlerinnen und Sportler aus mehr als 160 Ländern gehen ab Mittwoch in insgesamt 23 Sportarten und 540 Medaillenentscheidungen an den Start. Das deutsche Team besteht aus 133 Athletinnen und Athleten. Bei den Deutschen überwiegt die Vorfreude auf die Spiele. DBS-Präsident Beucher sagte, er habe "keinen einzigen getroffen, der mit einem flauen Gefühl in den Flieger gestiegen ist". Im Gegenteil: "Die Athleten bersten förmlich vor Spannung. Viele Athleten haben zu mir gesagt: Friedhelm, tu' alles, dass die Spiele stattfinden. Wir haben unser ganzes Leben danach ausgerichtet."

Corona-Sorgen bleiben

Dennoch, so Beucher, schwinge "immer die Sorge mit, ob wir auch alles richtig gemacht haben im Vorfeld und alle Regeln einhalten können. Wir achten auf größtmögliche Prävention. Es sind eben besondere Spiele", sagte der Sportfunktionär. Vor dem Hintergrund ständig steigender Corona-Zahlen in Japan beschlossen die Organisatoren erst am Sonntag (22.08.2021) noch strengere Schutzmaßnahmen und tägliche Corona-Tests für ihre Mitarbeiter. Hidemasa Nakamura vom Organisationskomitee musste einräumen, das medizinische System sei "in einer sehr angespannten Lage".

Ein Drittel der Sportler gehört zur Corona-Risiko-Gruppe

Zumal von den deutschen Behindertensportlern rund ein Drittel der Athletinnen und Athleten nach eigenen Angaben zur Corona-Risikogruppe gehört, wie eine Umfrage der Arbeitsgruppe "Inklusion im Sport" der Universität Paderborn unter 197 Kaderathleten des Deutschen Behindertensportverbandes ergab. Immerhin: Die Deutschen dürfen sich auf einen Start in Tokio freuen - auch wenn außer ein paar Schulkindern fast keine Zuschauer in den Stadien und starke Hygienevorgaben zu beachten sind.

"Zeichen der Solidarität" für fehlendes Team Afghanistan

Gänzlich in Tokio fehlen werden dagegen Sportlerinnen und Sportler aus Afghanistan. Nach der Machtübernahme der Taliban dürfen die afghanischen Para-Athleten in Tokio nicht an den Start gehen. Doch auch hier soll von den Paralympics ein Zeichen der Hoffnung ausgehen. Ein Zeichen der Hoffnung und ein "Zeichen der Solidarität mit afghanischen Para-Athleten", wie es IPC-Präsident Parsons ausdrückte. Bei der Eröffnungsfeier am Dienstag solle trotz des Fehlens einer Delegation aus Afghanistan die Flagge des Landes ins Nationalstadion getragen werden.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Paralympics Tokio 2020 | 24.08.2021 | 12:50 Uhr

Stand: 24.08.21 10:16 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge Volksrepublik China CHN 96 60 51
2. Flagge Großbritannien GBR 41 38 45
3. Flagge USA USA 37 36 31
4. Flagge Russisches Paralympisches Komitee RPC 36 33 49
5. Flagge Niederlande NED 25 17 17
6. Flagge Ukraine UKR 24 47 27
7. Flagge Brasilien BRA 22 20 30
8. Flagge Australien AUS 21 29 30
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12. Flagge Deutschland GER 13 12 18
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