Die Prothesensprinter Felix Streng aus Deutschland, Sherman Isidro Guity Guity aus Costa Rica (Silber), sowie die beiden Bronzemedaillengewinner Johannes Floors aus Deutschland und Jonnie Peacock (v.l.) aus Großbritannien überqueren die Ziellinie. © dpa-Bildfunk Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Leichtathletik

Paralympics: Gold für Streng, Bronze für Floors und Schäfer

Medaillenregen für die deutschen Prothesensprinter. Felix Streng gewinnt ein spannendes Finale. Johannes Floors und Leon Schäfer sichern sich Bronze.

Felix Streng hat Gold im 100-Meter-Sprint (T64) geholt. Der 26-Jährige hatte in einem hochklassigen Finale am Montag (30.08.2021) in 10,76 Serunden die Nase vorn. Silber ging an Sherman Isidro Guity Guity aus Costa Rica (10,78), Johannes Floors und der Brite Jonnie Peacock lagen gleichauf auf Platz drei (10,79).

"Es ist ein unglaubliches Gefühl", sagte Streng der Sportschau. Er sei zwar mit seiner Zeit nicht ganz zufrieden, sehr wohl aber mit dem Ergebnis. "Es war ein wahnsinnig schnelles Rennen."

"Das knappste Rennen der paralympischen Geschichte"

Der Sieg des im bolivianischen La Paz geborenen Deutschen stand schnell fest. Floors musste hingegen minutenlang auf die Zielfoto-Entscheidung warten. Auf der Anzeigetafel erschien dann erst nur der Name des Briten Peacock auf Platz drei. Nur Sekunden später stand dann fest: Auch der 26 Jahre alte Leverkusener, der Weltmeister ist und als schnellster Mann auf zwei Prothesen gilt, bekommt eine Medaille.

"Das war das knappste Rennen der paralympischen Geschichte", sagte Floors der Sportschau. "Das zeigt das Niveau, auf dem wir sind." Den Lauf sieht er als Warm-up für seine Paradedisziplin, die 400 Meter (T62) am Freitag (03.09.2021). "Da wird es eine andere Farbe sein", versprach Floors.

Vereinswechsel sorgte für dicke Luft

Die beiden Läufer demonstrierten in Tokio Einigkeit. Im vergangenen Oktober hatte aber noch dicke Luft geherrscht in Leverkusen. Streng hatte die dortige Trainingsgruppe um Floors, Leon Schäfer, Markus Rehm, David Behre und Irmgard Bensusan verlassen, weil er sich nicht genug wertgeschätzt fühlte.

Er zog nach London, ging seinen eigenen Weg und startet inzwischen für Wetzlar. Das Wort "Genugtuung" hielt er nach dem größten Erfolg seiner Karriere aber für unangebracht. "Wir haben acht Jahre gut zusammengearbeitet. Ich finde schade, dass es so geendet ist. Da waren definitiv beide Seiten dran schuld", sagte der 26-Jährige.

Beim Feiern die "verbrannte Erde" vergessen machen

"Ich bin happy, dass ich das geschafft habe, nach dem Jahr mit den vielen großen Veränderungen", sagte Streng: "Der Mut, sich auf mein Bauchgefühl zu verlassen, hat sich ausgezahlt."

Floors wollte die Querelen um den Wechsel nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellen, gab aber zu, dass Streng "ein bisschen verbrannte Erde" in Leverkusen hinterlassen habe. "Aber ich verstehe mich immer noch sehr gut mit ihm. Wir gönnen uns jeden Erfolg." Auch Streng betonte: "Johannes hat noch die 400 Meter, ich die 200 und die Staffel. Aber nach den Spielen werden wir feiern. Alle zusammen."

Auch Schäfer mit Bronze

Mit "alle zusammen" war auch Leon Schäfer gemeint. Der hatte sich vorher am Tag nach Silber im Weitsprung im Prothesensprint (T63) seine zweite Medaille bei den Paralympischen Spielen in Japan gesichert. Über 100 Meter musste sich der 24 Jahre alte Leverkusener nur Anton Prochorow (Russisches Paralympisches Komitee) und dem Brasilianer Vinicius Goncalves Rodrigues geschlagen geben.

Der einarmige Russe Prochorow, der als einziger im Finale ohne Beinprothese antrat, lief in 12,04 Sekunden zu Gold. Goncalves Rordrigues folgte mit 12,05 unmittelbar dahinter. Schäfer, der einen schlechten Start erwischte, brauchte 12,22 Sekunden - persönliche Bestzeit und Bronze. "Ich habe mit einer anderen Farbe gerechnet, aber mit der persönlichen Bestzeit bin ich zufrieden", sagte er im Anschluss der Sportschau.

Mit Silber im Weitsprung nicht ganz zufrieden

Bei den Paralympics in Rio de Janeiro musste sich Schäfer 2016 noch zweimal mit dem undankbaren vierten Platz begnügen. In Tokio konnte sich der Athlet nun endlich zwei der heißbegehrten Medaillen um die Schultern hängen. Mit Silber im Weitsprung war der ambitionierte Schäfer aber auch nur bedingt zufrieden.

"Es war ein sehr, sehr starker Wettkampf - nur von mir leider nicht", sagte er nach seinem Silbersprung über 7,12 Meter am Samstag (28.08.2021). Der oberschenkelamputierte Leverkusener hatte sich da dem Südafrikaner Ntando Mahlangu geschlagen geben müssen, der mit 7,17 Meter Gold gewann. Schäfers Weltrekord liegt bei 7,24 Metern, er ist zudem amtierender Weltmeister.

Ergebnisse

Leichtathletik, 100 m, T63 - Prothese, Männer, Finale

Gold Flagge Russisches Paralympisches Komitee RPC Anton Prochorow
Silber Flagge Brasilien BRA Vinicius Goncalves Rodrigues
Bronze Flagge Deutschland GER Leon Schäfer
4. Flagge Dänemark DEN Daniel Wagner
5. Flagge Australien AUS Scott Reardon

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Paralympics Tokio 2020 | 31.08.2021 | 09:05 Uhr

Stand: 30.08.21 15:59 Uhr