Der belgische Para-Athlet Peter Genyn gewinnt das Finale mit Rennrollstuhl über 100 Meter. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Masahiro Sugimoto

Leichtathletik

Sabotage bei den Paralympics? Genyn mit geflicktem Rollstuhl zum Sieg

Die Story hinter dem Goldgewinn des belgischen Rollstuhlsprinters Peter Genyn klingt wie aus einem schlechten Krimi - doch sie soll sich so tatsächlich in Tokio abgespielt haben.

Der 44-jährige Paralympics-Sieger von 2016 verteidigte seinen Titel im 100-Meter-Finale in der Klasse T51 von Freitag (03.09.2021) mit einem nur notdürftig geflickten Rollstuhl. "Du willst nicht wissen, was in den letzten zwei Stunden passiert ist", berichtete der querschnittsgelähmte Sportler aus Antwerpen nach dem Wettkampf der belgischen Presse: "45 Minuten vor dem Rennen hatte ich plötzlich drei platte Reifen und mein Rahmen war durchgebrochen. Sabotage pur. Jemand muss furchtbare Angst gehabt haben - für mich ein großer Feigling."

"Man muss ein Arschloch sein ..."

"Es war schrecklich. Ich dachte, es wäre vorbei. Man muss ein Arschloch sein, um so etwas zu tun", berichtete Genyn emotional ergriffen von den Vorgängen, die sich kurz vor dem Wettkampf abgespielt haben sollen. Doch, so ergänzte der vierfache Paralympics-Medaillengewinner nach dem Rennen, dann schon wieder lächelnd, zum Glück sei er "ein Wahnsinniger, was meine Ausrüstung angeht. Und so hatte ich viele Ersatzteile dabei". Die Reifen wurden ausgetauscht, ein Ersatzrahmen organisiert, der Sitz notdürftig mit Klebeband darauf befestigt. "Wir haben Teile von verschiedenen Rollstühlen genommen. Das ganze Team hat zusammengearbeitet. Es war unbeschreiblich."

"So konnte man sehen, wer wirklich fahren kann"

Und die Geschichte hatte sogar ein Happy End für Genyn: In 20,33 Sekunden verteidigte der Belgier nicht nur seinen Titel, er stellte sogar noch einen paralympischen Rekord auf und konnte nach Silber auf der 200-Meter-Distanz sein erstes Gold von Tokio feiern. Einen Verdacht, wer den Rollstuhl sabotiert habe, wollte Genyn nicht aussprechen. Mit einiger Genugtuung sagte er aber: "Nicht einmal so können sie gewinnen", und ergänzte lächelnd: "So konnte man sehen, wer wirklich mit dem Stuhl fahren kann und wer nicht."

Ergebnisse

Leichtathletik, 100 m, T51 - sitzend, Männer, Rennen

Gold Flagge Belgien BEL Peter Genyn
Silber Flagge Finnland FIN Toni Piispanen
Bronze Flagge Belgien BEL Roger Habsch
4. Flagge Algerien ALG Mohamed Berrahal
5. Flagge Mexiko MEX Edgar Cesareo Navarro Sanchez

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Paralympics Tokio 2020 | 04.09.2021 | 09:00 Uhr

Stand: 04.09.21 10:47 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge Volksrepublik China CHN 96 60 51
2. Flagge Großbritannien GBR 41 38 45
3. Flagge USA USA 37 36 31
4. Flagge Russisches Paralympisches Komitee RPC 36 33 49
5. Flagge Niederlande NED 25 17 17
6. Flagge Ukraine UKR 24 47 27
7. Flagge Brasilien BRA 22 20 30
8. Flagge Australien AUS 21 29 30
...
12. Flagge Deutschland GER 13 12 18
Stand nach 539 von 539 Entscheidungen.

Alle Platzierungen | mehr