Steffen Deibler - Abschied mit Olympia-Medaille?

Land: Deutschland

Steckbrief

Sportliche Eckdaten

Es hätte Steffen Deibler nicht aus der Bahn geworfen, wenn er sich nicht für seine dritten Olympischen Spiele qualifiziert hätte. Es gab sogar Zeiten, da überlegte sich der Hamburger allen Ernstes, mit dem Schwimmen ganz aufzuhören. Gut möglich, dass er nach Rio der Monotonie des Leistungssports den Rücken kehrt - vielleicht ja mit der ersehnten ersten olympischen Medaille.

Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin hatte Deibler im Frühjahr die Olympia-Norm verpasst, weil ihn ein Magen-Darm-Virus plagte. Mit letzter Kraft gewonnen hat er in der Hauptstadt wenigstens auf seiner Paradestrecke, den 100 m Schmetterling - quasi mit dem letzten Armzug.

Rio-Ticket im Nachsitzen

Das Ticket für Rio löste der 28-Jährige aus Hamburg schließlich Anfang Juli bei den German Open in Berlin. Über 100 m Freistil. Dank der besten Zeit der Saison ist er für die Freistil- und Lagen-Staffel gesetzt, und plötzlich ist ein Einzelstart über 100 m Schmetterling auch wieder wahrscheinlich - wenn die Form stimmt und die Trainer des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) es wollen. Der Traum von einer Medaille, die er über die Schmetterling-Strecke in London 2012 und ein Jahr später bei den Weltmeisterschaften in Shanghai als Vierter nur hauchdünn verpasst hat, lebt also weiter.

Kacheln zählen statt Umwelttechnik

Und der mögliche Einstieg ins Berufsleben muss warten. Anfang des Jahres hat Deibler an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) seinen Bachelor im Fach Umwelttechnik bestanden. Trotzdem hat er sich entschlossen, weiter Kacheln zu zählen, wie die Schwimmer ihre tägliche Trainings-Schinderei nennen. Auch wenn ihm das Einerlei manchmal gehörig auf den Keks geht. So wie seinem Bruder Markus, der als Konsequenz daraus vor knapp zwei Jahren seine Karriere beendete, obschon er gerade Weltmeister und Weltrekordler geworden war.

Eis verkaufen will er nicht

Der zwei Jahre jüngere Markus Deibler machte sich selbstständig und reüssiert seither als Eisverkäufer unter anderem auf dem Hamburger Kiez. Seine beiden Eisdielen in der Hansestadt florieren, wie es heißt. Auch wenn er den konsequenten und erfolgreichen Weg seines Bruders bewundert und gerne auch mal die neuesten Sorten durchprobiert, hat Steffen Deibler ("Zwölf Kugeln sind mein Rekord") doch andere Vorstellungen von seinem künftigen Leben. Der Kurzbahnweltrekordler über 50 Meter Schmetterling hat einige Ideen, spruchreif sei aber noch nichts. Möglicherweise wird er seinem Sport auch weiter treu bleiben.

Abschied nach Olympia?

Nur so wie bisher soll es nicht weitergehen. Die Monotonie des Spitzensportlers wolle er aufbrechen, mehr Abwechslung in den Alltag bringen und nicht schon monatelang im Voraus planen müssen, wie der Tagesablauf im nächsten Jahr sein wird. "Mein Leben ist durchgeplant, für Spontaneität kaum Platz. Einfach mal so zum Zelten an die Ostsee zu fahren, ist nicht möglich", sagte Deibler unlängst dem "Hamburger Abendblatt". Nach 15 Jahren im Wasser klingt das ein bisschen wie Abschied - vielleicht ja mit der ersehnten ersten olympischen Medaille.

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