Der deutsche Skateboard Tyler Edtmayer springt in der Bowl mit gebrochenem Arm © dpd-bildfunk Foto: Marijan Murat

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Olympia: IOC-Spitze kann künftig allein über Sportarten entscheiden

Die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bekommt noch mehr Einfluss. Künftig kann das IOC-Exekutivkomitee um Präsident Thomas Bach eigenständig Sportarten oder einzelne Disziplinen vorläufig aus dem Programm von Olympischen Spielen streichen, ohne die Zustimmung der Hauptversammlung zu benötigen. Dieser Änderung der olympischen Charta stimmten die IOC-Mitglieder am Sonntag (08.08.2021) auf ihrer 138. Session in Tokio zu.

Bisher konnte die IOC-Exekutive nur Empfehlungen zum Ausschluss von Sportarten aussprechen, die Session hatte das letzte Wort. Die Entscheidung dürfte vor allem dem Gewichtheben Sorge bereiten.

Gewichtheben 2024 nicht mehr olympisch?

Der Weltverband IWF war zuletzt mehrfach wegen Skandalen um Doping und Korruption und der mangelhaften Umsetzung von Reformen von der IOC-Spitze verwarnt worden. Der Platz der Gewichtheber für die Sommerspiele 2024 in Paris ist daher in Gefahr.

Die Entscheidung für einen vorläufigen Olympia-Ausschluss könne fallen, wenn zuständige Verbände nicht den Vorgaben und Richtlinien der IOC-Exekutive folgen, erklärte IOC-Vizepräsident John Coates.

"Konkrete Anweisungen" an einen Verband

Ohne die IWF konkret zu nennen, sagte der Australier, man habe einem Verband in den vergangenen Jahren "vier sehr konkrete Anweisungen aus sehr gutem Grund" gegeben. Man wolle nicht, dass der Ruf der olympischen Bewegung befleckt werde. Sollten die Anweisungen weiter missachtet werden, müsse dies Folgen haben.

Auch der Amateurbox-Weltverband (AIBA) wurde und wird vom IOC kritisch beäugt. In Tokio wurde das Boxturnier bereits vom IOC organisiert und nicht vom Fachverband.

Die IOC-Exekutive bilden neben Bach seine vier Vizepräsidenten und zehn weitere Mitglieder. Alle werden von der Hauptversammlung in einem geheimen Votum für jeweils vier Jahre gewählt.

Die Ansichten des IOC-Vorstands könnten möglicherweise auch für Sportarten von Interesse sein, die von einer Aufnahme ins olympische Portfolio träumen. In Tokio hatten mit Skateboard, Sportklettern, Surfen und Karate gleich vier Sportarten ihre Sommerspiel-Premiere gefeiert. Allen voran mit den Skateboard-Wettbewerben zeigte sich IOC-Präsident Bach zufrieden.

Bach: Olympia und Skateboard - das passt

"Vorher gab es zum Beispiel Zweifel in der Skateboard-Gemeinde und auf unserer Seite. Hier haben wir gesehen: Es passt großartig zusammen", hatte Bach am Freitag gesagt. "Wir haben schon bei den Jugendspielen gesehen, dass die jungen Leute es genießen, Teil von etwas Größerem zu sein." Die neuen Sportarten seien zudem dafür verantwortlich, dass die Spiele urbaner und geschlechtergerechter seien, so Bach weiter. 

Allerdings: In der Skateboard-Szene, wo das System des IOC als antiquiert angesehen wird, ist die Aufnahme ins olympische Programm nach wie vor umstritten. Ob der Sport nach den Spielen von Tokio einen nachhaltigen Boom erlebt, bleibt abzuwarten. "Wir haben keinen einzigen Skateboard-Park, in dem man vernünftig trainieren kann", sagte jüngst der einzige deutsche Starter bei den Männern Tyler Edtmayer, der mit einem gebrochenen Arm in den Park-Wettkampf gegangen war. "Ich fahre nach Österreich und habe mich auf die Spiele in Malmö vorbereitet."

Karate 2024 schon nicht mehr olympisch

Die Wettbewerbe im Sportklettern im Aomi Urban Sports Park entpuppten sich als stimmungsvolle Party, verlangten den Athletinnen und Athleten aber auch einiges ab. Weil die drei Disziplinen Speedklettern, Bouldern und Lead miteinander kombiniert wurden, mussten Spezialisten zu Allroundern werden.  

Während Surfen in Tokio eine ähnlich stimmungsvolle Premiere erlebte, ist für Karate klar: 2024 in Paris wird die Kampfkunst schon nicht mehr zum Angebot gehören. Gut möglich, dass genau das auch für weitere Sportarten gelten wird. Für das Sportklettern ist bereits beschlossen worden, dass die Speedkletterer eigene Wettkämpfe erhalten und Extra-Medaillen vergeben werden.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 07.08.2021 | 23:50 Uhr

Stand: 08.08.21 06:54 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
Stand nach 339 von 339 Entscheidungen.

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