Marianne Buggenhagen

Leichtathletik

Letzter Wurf - Buggenhagen beendet Karriere

Die "Grande Dame" der Paralympics hört auf. Nach fast 200 Medaillen macht Marianne Buggenhagen Schluss mit dem Leistungssport. Am Samstag um 15.08 Uhr (MESZ) bestreitet sie ihren letzten Wettkampf.

Wehmut verspürt Marianne Buggenhagen kaum. "Nein, das hält sich absolut in Grenzen", sagt die 63-Jährige, die nach ihrem Auftritt im Olympiastadion von Rio de Janeiro immerhin auf die erfolgreichste Karriere im deutschen Behindertensport zurückblicken kann.

"Der Diskuswurf am Samstag ist auf jeden Fall mein letzter Wettkampf. Danach ist Schluss", sagt Buggenhagen. "Ich habe einfach meine Leistungsgrenze erreicht und weiß, dass es der richtige Zeitpunkt ist", erklärt sie: "Ich will mich noch mit einer guten Leistung verabschieden und nicht, dass die Leute sagen: Hätte die Alte mal vor fünf Jahren aufgehört."

Zum Schluss soll es noch eine Medaille sein

Ziel seien 24 Meter, "damit wird man auf keinen Fall Vierte". Zum Abschluss soll es also noch eine Medaille sein. Die wievielte genau das ist, wissen weder Marianne Buggenhagen noch die Statistiker. 61-mal Edelmetall bei Paralympics sowie Welt- und Europameisterschaften führt Buggenhagen auf ihrer Homepage auf, davon 40 goldene.

Eine große Erfolgsgeschichte

Vermutlich wären es sogar noch mehr geworden, hätte die DDR sich nicht gegen die Teilnahme an den Paralympics gesträubt. So nahm Buggenhagens Erfolgsgeschichte erst bei den Sommerspielen 1992 in Barcelona ihren Lauf. Gewonnen hat sie laut Homepage auch "ca. 130 nationale Titel". Es sind mit Sicherheit deutlich mehr. Denn schon 1997 wurde sie im Guinness-Buch der Rekorde geführt - wegen mehr als 150 Landesmeistertitel in der Leichtathletik sowie im Basketball, Schwimmen und Tischtennis.

Zum Abschluss eine kleine Spitze

Zum Abschluss setzt Buggenhagen noch auf einen kleinen Geldsegen. "Wenn ich eine Prämie gewinne, werde ich alle, die mich unterstützt haben, eine Woche in den Urlaub einladen", sagt sie. Mit dem ihr eigenen, feinen Spott dementierte sie aber, dass es dafür die 20.000 Euro für Gold sein müssen: "So viele haben mich ja nicht unterstützt. Vielleicht acht."

Sportlerin des Jahres mit Bundesverdienstkreuz

Lena Schöneborn, Marianne Buggenhagen und Duygu Bugur bei der Champions 2015 - Sportlergala des Jahres in Berlin © imago Foto: BeautifulSports

Lena Schöneborn, Marianne Buggenhagen und Duygu Bugur bei der Champions 2015 - Sportlergala des Jahres in Berlin

Dafür hat sie es verdammt weit gebracht. Neben den vielen Titeln hat sie unzählige Auszeichnungen bekommen. Darunter das Bundesverdienstkreuz, gleich viermal das Silberne Lorbeerblatt. 1993 wählte der Verband der Deutschen Staatsbürgerinnen sie zur Frau des Jahres, ein Jahr später wurde sie bei einer ARD-Wahl vor Franziska van Almsick und Steffi Graf zu Deutschlands Sportlerin des Jahres erkoren. In ihrer Heimatstadt Ueckermünde ist sie Ehrenbürgerin, zwei Schulen für Körperbehinderte tragen ihren Namen.

Ein Bandscheibenvorfall ändert ihr Leben

Der Sport rettete sie, als 1977 - Buggenhagen plante damals, in Mosambik als Krankenschwester zu arbeiten - ein harmloser Bandscheibenvorfall in einer Querschnittslähmung endete. "Wenn ich den Sport nicht gehabt hätte, wäre ich im Pflegeheim gelandet oder asozial geworden", schrieb sie in ihrer Autobiografie ("Ich bin von Kopf bis Fuß auf Leben eingestellt"). Sie wurde quasi das Gegenteil: ein Vorbild. Langeweile befürchtet sie nach fast 30 Jahren Leistungssport aber nicht.

Noch keine Zeit für den Ruhestand

Eine "Grande Dame" wie Buggenhagen setzt sich allerdings nicht zur Ruhe. "Ich weiß nicht, wie viel Lebenszeit mir noch bleibt", sagt sie: "Und den Rest der Zeit möchte ich mit meinem Mann verbringen. Ich habe ihn sehr oft alleine gelassen." Außerdem will sie den Angelschein machen, der "Titel" fehlt ihr noch. Und sie freut sich auf ihren Job. "Ich gehe in die Stammzellen-Forschung für Querschnitt nach Tumoren. Wir hoffen, dass wir sie wieder aktivieren können."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 19.09.2016, 10.00 Uhr

Stand: 15.09.16 12:26 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge Volksrepublik China CHN 107 81 51
2. Flagge Großbritannien GBR 64 39 44
3. Flagge Ukraine UKR 41 37 39
4. Flagge USA USA 40 44 31
5. Flagge Australien AUS 22 30 29
6. Flagge Deutschland GER 18 25 14
7. Flagge Niederlande NED 17 19 26
8. Flagge Brasilien BRA 14 29 29
Stand nach 528 von 528 Entscheidungen.

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