Paralympics, Mathias Mester

Mathias Mester - als @weltmester zur Medaille?

von Florian Neuhauss, sportschau.de

Als Mathias Mester neulich beim Einkaufen war, hörte er am Ende des Ganges eine Kinderstimme. "Mama, warum ist der Mann so klein?" - "Geh doch einfach hin und frag ihn", sagte die Mutter. Der 29-Jährige, der 1,44 Meter misst, kennt solche Situationen zur Genüge und ist nie um eine Antwort verlegen. "Warum bist du so klein?", fragte ihn das Mädchen, das ein Stück kleiner war als er selbst. "Als ich so alt war wie du, habe ich zu oft meinen Teller nicht leer gegessen", antwortete Mester. Während das Mädchen die Augen weit aufriss, reckte die Mutter im Hintergrund grinsend den Daumen nach oben.

Mathias Mester gehört zu den bekanntesten Gesichtern im deutschen Behindertensport. Der gebürtige Westfale war schon 2008 und 2012 bei den Paralympischen Spielen dabei und tritt auch in Rio de Janeiro an. Mit seinem Speer ist er bei den Kleinwüchsigen bereits viermal Welt- und zweimal Europameister geworden. 2008 in Peking holte er Silber beim Kugelstoßen, auch mit dem Diskus hat er schon Titel gewonnen. Mittlerweile konzentriert er sich voll aufs Speerwerfen, in diesem Jahr belegte er bei den Europameisterschaften im italienischen Grosseto Rang zwei. Mit 41,60 Metern hält Mester zudem den Europarekord - und gehört in Rio zu den Favoriten auf Edelmetall (Startklasse F41).

Mester kann über sich selbst lachen

"Klein anfangen - groß rausgekommen." Mit diesem Motto präsentiert sich der 1,44-Meter-Mann im Internet auf seiner eigenen Homepage. Auch sein Facebook-Auftritt @weltmester zeigt eine große Portion Selbstironie (s. Foto).

"Ich finde es richtig und wichtig, über sich selbst lachen zu können", betont Mester im Interview mit sportschau.de. Er bezeichnet sich als einen "lustigen, verrückten Vogel". Der Sport hat ihn selbstbewusst gemacht. Schon als Jugendlicher beim Fußball kämpfte er erfolgreich gegen Vorurteile an. "Da haben einige Gegenspieler nicht schlecht geguckt, als ich gegen sie ein Kopfballtor gemacht habe", berichtet Mester. Die Mischung aus sportlichem Erfolg und seiner positiven Art kommt an. Diverse Auftritte in verschiedenen Fernsehformaten belegen dies und steigern seine Bekanntheit.

"Ich werde schon recht oft erkannt. Viele kennen mich dann aber gar nicht als den kleinwüchsigen Speerwerfer von den Paralympics, sondern von RTL 2", erzählt Mester und lacht. Anfragen von "Big Brother" oder "Berlin - Tag und Nacht" lehnte er jedoch ab. Alles macht er dann doch nicht mit - schließlich steht der Sport immer noch an erster Stelle.

Medaille in Rio im Visier

Ausgerechnet seine Größe wurde Mester bei der EM zuletzt zum Verhängnis. Unter den Kleinwüchsigen ist der 29-Jährige nämlich ein Großer. In Grosetto wurden die beiden Startklassen F40 (bis 1,30 m) und F41 (bis 1,45 m) zusammengefasst. Das hatte zur Folge, dass der Wahl-Kölner nicht die Goldmedaille bekam, obwohl er mit Abstand am weitesten geworfen hatte (37,84 m). Weil seine Größenvorteile verrechnet wurden, hätte er rund acht Meter weiter werfen müssen als der deutlich kleinere Russe Yan Shkulka (31,31 m) - das schaffte er aber nicht.

Bei den Paralympics starten die Klassen getrennt voneinander. "Rio zählt. Ich will auf jeden Fall an meine Bestleistung heranwerfen", sagt Mester, der die EM aus dem Training heraus bestritt, und fügt hinzu: "Das muss ich wohl auch schaffen, um ein Wörtchen um die Medaillen mitzureden. 40 Meter sind auf jeden Fall drin."

Mester im Werbefilm der Aktion Mensch

Mester will Menschen, "die das gleiche Schicksal haben wie ich", ein Vorbild und Botschafter sein. Deshalb war es für ihn selbstverständlich mitzumachen, als ihn die Aktion Mensch zu einem Werbe-Dreh einlud. Mester wusste wie alle Beteiligten nicht, was ihn erwartet. Herausgekommen ist ein Begegnungsfilm, in dem jeweils "zufällig" ein Behinderter und ein Nicht-Behinderter aufeinandertreffen - und sich vor der Kamera auf sehr amüsante Weise kennenlernen. Das Video ist allein bei Youtube über 800.000-mal angeklickt worden. "Durch solche Aktionen fallen Barrieren", freut sich Mester.

Denn nicht immer geht es im Supermarkt so freundlich zu. "Es gibt auch Mütter, die ihre Kinder schnell wegziehen, wenn die sie fragen, warum ich denn so klein bin", berichtet Mester. "Dabei ist es nun mal so: Es gibt kleine und große Menschen."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 19.09.2016, 10.00 Uhr

Stand: 11.09.16 16:05 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge Volksrepublik China CHN 107 81 51
2. Flagge Großbritannien GBR 64 39 44
3. Flagge Ukraine UKR 41 37 39
4. Flagge USA USA 40 44 31
5. Flagge Australien AUS 22 30 29
6. Flagge Deutschland GER 18 25 14
7. Flagge Niederlande NED 17 19 26
8. Flagge Brasilien BRA 14 29 29
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