Leichtathletik
Kober verteidigt Kugelstoß-Titel - Popow springt zu Gold
Birgit Kober und Heinrich Popow haben die ersten Medaillen für das deutsche Team am vorletzten Wettkampftag in Rio geholt. Die Leverkusenerin gewann am Samstag (17.09.2016) den Kugelstoß-Wettbewerb, Popow holte sich den Sieg im Weitsprung. Marianne Buggenhagen verabschiedete sich mit Diskus-Silber.
Birgit Kober kam im sechsten und letzten Versuch auf eine Weite von 11,41 Metern und lag damit nur knapp hinter ihrem eigenen Weltrekord von 11,52 Metern. Jeder von Kobers sechs Versuchen in Rio hätte an diesem Tag zur Goldmedaille gereicht. "Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können. Ich war an den letzten Tagen viel krank in Rio, insofern ist es ideal gelaufen heute. Und das alles im Stehen - einfach toll", sagte eine glückliche Birgit Kober im ARD-Interview. In London hatte die halbseitig gelähmte Kober noch im Sitzen gestoßen, diesmal trat sie stehend an.
Wu Qing klar geschlagen
Die Chinesin Wu Qing folgte mit großem Abstand und schaffte 10,33 Meter. Dritte wurde die Australierin Katherine Proudfoot mit einer Weite von 9,70 Meter. Vierte von fünf Starterinnen wurde Juliane Mogge mit 9,12 Metern. "Ich bin nicht wirklich zufrieden, im Training habe ich eine hohe Neun erzielt. Das wollte ich im Wettkampf auch. Man muss auch mit der Stimmung im Stadion zurecht kommen, so bin ich das nicht gewohnt gewesen", sagte die 26-Jährige vom TV Wattenscheid.
Popow tritt mit Gold ab
Vorbildliche Haltungsnoten für Heinrich Popow.
Wenig später sicherte sich Kobers Vereinskamerad Heinrich Popow den Titel im Weitsprung. Der Prothesenspringer, der über 100 Meter nur Vierter geworden war, legte gleich im ersten Versuch 6,70 Meter vor. An dieser Weite, nur sieben Zentimeter hinter seinem eigenen Weltrekord, biss sich die Konkurrenz die Zähne aus. "Ich bin total glücklich. Heute war ich wieder der abgewichste Heinrich. Jetzt kann ich die paralympische Bühne erhobenen Hauptes verlassen", sagte der 33-Jährige, der sich noch offen gelassen hatte, ob er weitermachen würde oder nicht. Für Popow ist es die zweite Goldmedaille nach seinem Sieg über 100 Meter vor vier Jahren in London.
Zweiter wurde der Japaner Atsushi Yamamoto, der im vierten Versuch 6,62 Meter sprang und den Wettbewerb noch einmal spannend machte. Der Japaner kam aber nicht mehr an Popows Weite heran.
Dritter wurde Daniel Wagner aus Dänemark mit 6,57 Metern vor Leon Schäfer mit 6,06 Metern. Der erst 19-jährige Leverkusener Klubkollege von Popow verbesserte seine eigene Bestmarke um gleich 36 Zentimeter und war ebenfalls happy. "Der vierte Platz war das Beste, was ich herausholen konnte. Ich bin total zufrieden", sagte Schäfer, der wegen nicht geschaffter Norm erst über das Nachrückverfahren nominiert wurde. Nun überbot der Youngster die Norm deutlich. Zu seinem Leverkusener Klubkollegen habe Heinrich Popow vor dem Wettkampf gesagt: "Ich mache es heute und du in Tokio. Der Junge kann fliegen."
Buggenhagen freut sich über Silber
Buggenhagen bei ihrem letzten Wettkampf.
Marianne Buggenhagen hat sich unterdessen würdevoll vom Leistungssport verabschiedet. Die "Grande Dame" der Paralympics gewann in ihrem letzten Wettkampf die Silbermedaille im Diskuswurf.
Die 63-Jährige musste sich lediglich der 36 Jahre jüngeren Dong Feixia aus China geschlagen geben, die den Diskus auf 25,93 Meter schleuderte. Buggenhagen hatte gleich in ihrem ersten Versuch 24,56 Meter erzielt. Die querschnittsgelähmte Sportlerin vom PSC Berlin lag damit nur 13 Zentimeter hinter ihrer Saisonbestleistung. Dritte wurde die Lettin Diana Dadzite.
Buggenhagen wird ihre Karriere nach sieben Paralympics-Teilnahmen, neun Paralympics-Siegen und 13 WM-Titeln in diesem Jahr beenden. "Ich bin sehr zufrieden mit Silber. Jetzt freue ich mich auf die Zeit mit meinem Mann, den Garten, meinen Angelschein, den ich machen werde, und Urlaube ohne Krafträume", sagte sie.
Low locker ins Finale
Weitsprung-Paralympicssiegerin Vanessa Low ist locker in den 100-m-Endlauf am Samstagabend (19.58 Uhr OZ/Sonntag 0.58 MESZ) eingezogen. Die in den USA lebende Leverkusenerin gewann ihr Halbfinale in 15,76 Sekunden. Allerdings war ihre italienische Dauer-Rivalin Martina Caironi als Siegerin des anderen Laufs in 14,80 Sekunden deutlich schneller. "Der Vorlauf war Pflicht. Ich hoffe, ich habe Kräfte gespart, damit es im Finale noch schneller geht", sagte Low. Jana Schmidt (Cottbus) zog als Dritte ihres Laufs in 16,70 Sekunden ebenfalls in den Endlauf ein und meinte: "Ich hoffe, dass ich nicht Letzte werde."
Bensusan mit zweitbester Vorlaufzeit
Irmgard Bensusan gewann den ersten von drei Vorläufen über 100 Meter in 13,08 Sekunden und wurde nur von der Britin Sophie Kamlis (12,93 Sekunden) getoppt. "Ich hoffe, im Finale noch zulegen zu können", sagte die eingebürgerte Südafrikanerin. Auf die Frage, ob sie dort mit Gold rechne, sagte Bensusan: "Das behalte ich lieber für mich." Das Finale wird um 1:34 Uhr (MESZ) gestartet.
Nichts mit dem Ausgang des Final-Rennens über 200 Meter zu tun hatte Uta Streckert. Die Sprinterin vom TV Wattenscheid kam als Siebte ins Ziel in 37,51 Sekunden. Gold gewann die Chinesin Xia Zhou mit neuem Weltrekord von 28,22 Sekunden.
Stand: 17.09.16 17:30 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | CHN | 107 | 81 | 51 |
2. | GBR | 64 | 39 | 44 |
3. | UKR | 41 | 37 | 39 |
4. | USA | 40 | 44 | 31 |
5. | AUS | 22 | 30 | 29 |
6. | GER | 18 | 25 | 14 |
7. | NED | 17 | 19 | 26 |
8. | BRA | 14 | 29 | 29 |
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