Hannelore Brenner  Foto: Tal Cohen

Deutsches Team

Wenn Träume platzen: Deutsches Trio fehlt in Rio

Die Nominierung für die Paralympics hatten Sabine Ellerbrock und Hannelore Brenner sicher. Doch der Star im Rollstuhltennis und die Reiterin fehlen in Rio. Ellerbrock ist krank, Brenner machte die Verletzung ihres Pferdes einen Strich durch die Rechnung. Ein harter Schlag für das deutsche Team, in dem auch Ilke Wyludda verletzt fehlt.

155 deutsche Athleten sind bei den Paralympics am Start, doch die stärkste Mannschaft ist nicht nach Rio gereist. Sabine Ellerbrock musste aus gesundheitlichen Gründen ebenso kurzfristig absagen wie Hannelore Brenner, deren Trakehner-Pferd Kawango einen Bluterguss am Vorderbein erlitten hatte. Wie das Duo wäre sicher auch Kugelstoßerin und Diskuswerferin Ilke Wyludda für die Paralympics nominiert worden. Doch bei der Diskus-Olympiasiegerin von Atlanta stand schon bei der ersten Nominierungsrunde Anfang August fest, dass ihre lädierte Schulter nicht rechtzeitig heilen würde.

"Es ist sehr, sehr schade, dass sie nicht dabei sind. Qualifiziert hatten sie sich", sagte Chef de Mission Karl Quade sportschau.de und fügte hinzu: "Das Damoklesschwert der Verletzung hängt ja immer über den Sportlern."

Deutliche Schwächung des deutschen Teams

Eine Schwächung des deutschen Teams wollte der 61-Jährige nicht verhehlen. Im Rollstuhltennis geht in Katharina Krüger nur noch eine deutsche Athletin an den Start. "Das geht nach der Weltrangliste, wir konnten niemanden nachnominieren", erklärte Quade. Ein deutsches Doppel gibt es somit auch nicht.

Anders ist es beim Reiten: Für Brenner und Kawango, die ihr Pferd liebevoll "Kiwi" nennt, sind Claudia Schmidt und Romeo Royal nachgerückt. Ersetzen kann die 54-Jährige ihre ein Jahr jüngere Kollegin aber nicht, war Brenner mit jeweils zweimal Gold in London und Peking doch das Aushängeschild der Equipe, die nicht zuletzt dank der Lüneburgerin 2012, 2008 und 2004 Mannschafts-Silber gewann. "Hanne ist die Mutter der Kompanie und hat gerade den Jüngeren enormen Halt gegeben", unterstrich Quade. Steffen Zeibig ist nun der einzige mit Paralympics-Erfahrung.

Wyludda hat schon Tokio im Blick

Für die Athletinnen ist bereits Tokio 2020 in den Fokus gerückt. "Das Leben ist kein Wunschkonzert, ich habe schon Schlimmeres erlebt", sagte Wyludda, als ihr Aus feststand. Die mittlerweile 47-Jährige wurde bereits 15-mal operiert. 2010 hatte sich ihr rechtes Bein entzündet, sie zog sich insgesamt vier Blutvergiftungen zu, in deren Folge erst der Unterschenkel und dann ein weiteres Stück des Beines amputiert werden musste. "Es stand auf Messers Schneide zwischen Leben und Sterben", wusste Wyludda, die selbst Medizinerin ist. Um weiterzuleben, blieb nur die Amputation.

Bei den Paralympics 2012 war sie Neunte mit dem Diskus und Fünfte beim Kugelstoßen geworden. Bei der EM holte sie schon Silber mit der Kugel und Bronze im Diskuswurf. Bei der WM im vergangenen Jahr gab es wieder Kugel-Silber. In Rio wäre eine Medaille zum Greifen nah gewesen - aber Wyludda haderte nicht mit dem Rückschlag: "Man muss schauen, wie man das mit der Schulter in den Griff bekommt. Aber warum sollte ich nicht 2020 in Tokio starten?"

Brenner lässt sich nicht unterkriegen

Das gilt auch für die 17-malige Weltmeisterin Brenner, die nach der Verletzung ihres Pferdes erklärte: "Das Wohl von Kiwi steht über allem, das heißt, uns ist es am wichtigsten, dass er sich richtig auskuriert und keine Folgeschäden davonträgt. Insofern gab es keine Alternative zu der Entscheidung, nicht zu fahren."

Der Chef de Mission kennt die Reiterin gut. "Sie hat mir geschrieben, dass sie sich nicht unterkriegen lässt", sagte Quade. Kawango sei in 14 Tagen wieder fit, außerdem baue Brenner schon zwei weitere Pferde auf.

Quade ist sich sicher, dass es für die drei Athletinnen "noch lange nicht vorbei ist. Sie werden alle noch mal angreifen." In Rio sind sie allerdings nur schwer zu ersetzen.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 19.09.2016, 10.00 Uhr

Stand: 07.09.16 10:43 Uhr

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Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge Volksrepublik China CHN 107 81 51
2. Flagge Großbritannien GBR 64 39 44
3. Flagge Ukraine UKR 41 37 39
4. Flagge USA USA 40 44 31
5. Flagge Australien AUS 22 30 29
6. Flagge Deutschland GER 18 25 14
7. Flagge Niederlande NED 17 19 26
8. Flagge Brasilien BRA 14 29 29
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