Die Kanutin Edina Müller © dbs Foto: Binh Truong

Kanu

Kanutin Edina Müller: "Gold ist möglich, aber..."

von Florian Neuhauss, sportschau.de

DM, EM, WM - Edina Müller hat in diesem Jahr alles gewonnen. Bei der Kanu-Premiere bei den Paralympics sieht es in der Klasse 1 nach Gold aus. Aber die Hamburgerin tritt die Euphoriebremse.

Keine Frage, Edina Müller hat die Messlatte selbst sehr hoch gelegt. Dem Weltmeistertitel sozusagen zum Start in die Saison ließ die 33 Jahre alte Kanutin auch noch die Titel bei der EM und bei der deutschen Meisterschaft folgen. Vor vier Jahren holte Müller noch paralympisches Gold im Basketball. Sie sitzt im Rollstuhl, seit sie sich mit 16 von einem Arzt wegen Rückenproblemen behandeln ließ. Weil sie nicht mehr für ihren Sport gebrannt habe, hörte sie 2014 mit Rollstuhlbasketball auf - und wurde innerhalb von zwei Jahren von einer Hobby-Kanutin zur Besten der Welt. "Auch bei den Paralympics ist Gold möglich", sagt die Hamburgerin sportschau.de, warnt aber: "Es gibt ganz viele Variable."

Die Gegnerinnen

Die große Kontrahentin ist Jeanette Chippington. Die Britin ist wie Müller eine Quereinsteigerin, gewann in Atlanta einst Gold im Schwimmen. Bevor Müller kam, war die 46-Jährige Abonnement-Meisterin. Die starken Gegnerinnen aus Russland und der Ukraine sind nicht am Start. Dafür könnte auch die Polin Kamila Kubas, die wie Chippington im zweiten Lauf startet, ein Wörtchen um die Medaillen mitsprechen. Jeweils die ersten beiden der zwei Vorläufe ziehen direkt ins Finale, der Rest hat im Halbfinale eine weitere Chance.

Die Spannungskurve

Müller ist mit dem Großteil des Teams schon am 1. September angereist. Wie schwer ist es, die Spannung über zwei Wochen aufrechtzuhalten? "Das hat gut geklappt, die Spannung ist da. Die erste Woche habe ich ohnehin gebraucht, um mich hier richtig zu akklimatisieren", erklärt Müller, die täglich zweimal trainiert hat und den frühen Rennbeginn im Training schon geprobt hat.

Um nicht zu verkrampfen, ist Müller aber auch ins paralympische Leben abgetaucht. "Das war einfach klasse." Neben einem Besuch am Strand von Ipanema schaute sie beim Rollstuhlbasketball, Goalball, Schwimmen und Rollstuhltennis vorbei. Weil sie ohnehin die meiste Zeit rund um die Lagoa, wo es neben einer Parkanlage auch viele Restaurants gibt, um die Zeit zwischen den Trainingseinheiten zu überbrücken, hat sie auch die Ruderwettkämpfe verfolgt. "Ich weiß, wie die Stimmung ist."

Die Bedingungen auf der Strecke

Die Kanutin Edina Müller © dbs Foto: Ralf Kuckuck

Edina Müller hat täglich zweimal auf der Lagoa in Rio trainiert.

Die Bedingungen rund um die Lagoa beschreibt Müller als "wetter-unabhängig super". In Rio ist es plötzlich heiß geworden. Doch die Temperaturen sind beim Kanusport nicht das Problem. Müller bereitet der Wind Sorgen: "Die Wellen waren schon so hoch, dass es schwer war, wieder an den Steg zu kommen." Wenn es schon windig sein muss, hoffe sie auf Rückenwind. Schwierig wird es mit Seiten- oder Wind von vorn. Müller gehört zu den leichtesten Athletinnen und sitzt zudem in einem großen Boot, das ob der Fläche besonders windanfällig ist.

In den kommenden Tagen soll es windig bleiben: Im Halbfinale von hinten, im Finale aber von vorn. Müller bleibt trotzdem optimistisch: "Die Bedingungen ändern sich so oft, dass man das eigentlich nicht vorhersagen kann." Gold als Ziel mag sie sich nicht setzen: "Mit einer Medaille will ich aber schon rausgehen."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 19.09.2016, 10.00 Uhr

Stand: 13.09.16 21:45 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge Volksrepublik China CHN 107 81 51
2. Flagge Großbritannien GBR 64 39 44
3. Flagge Ukraine UKR 41 37 39
4. Flagge USA USA 40 44 31
5. Flagge Australien AUS 22 30 29
6. Flagge Deutschland GER 18 25 14
7. Flagge Niederlande NED 17 19 26
8. Flagge Brasilien BRA 14 29 29
Stand nach 528 von 528 Entscheidungen.

Alle Platzierungen | mehr