Eröffnungsfeier
Paralympics in Rio spektakulär eröffnet
Die Paralympics in Rio können beginnen. Die Zuschauer im Maracana-Stadion sahen eine emotionale und perfekt durchgestylte Show für alle Sinne - ohne Pfiffe blieb die Eröffnungsfeier aber nicht.
Mit viel Pathos, einer spektakulären Licht- und Lasershow und einem großen Feuerwerk sind die Paralympischen Spiele von Rio de Janeiro eröffnet worden. Als Brasiliens Übergangspräsident Michel Temer die Paralympics offiziell für eröffnet erklärte, hagelte es aber ebenso ein Pfeifkonzert wie beim Dank von Carlos Arthur Nuzman, dem Chef des Organisationskomitees (OK), an die Regierung sowie die Politiker der Stadt für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Ausrichtung der Sommerspiele. Brasilien wird derzeit von einer Wirtschaftskrise und einem Korruptionsskandal rund um die inzwischen abgesetzte Präsidentin Dilma Rousseff erschüttert. Das Land ist durch die politische Krise tief gespalten - das brachten die brasilianischen Zuschauer im Stadion erneut unüberhörbar zum Ausdruck.
Mehr Symbolik geht nicht!
Die Pfiffe waren allerdings der einzige Misston in einer sonst perfekt durchgestylten und emotionalen Show, die unter dem Motto "Every Body has a Heart" (Jeder Körper hat ein Herz) stand. Schon als die frühere Leichtathletin Márcia Malsar die Flamme ins Stadion trug, gestützt auf eine Gehhilfe, gab es Gänsehaut. Denn die erste brasilianische Paralympics-Gewinnerin (1984) stürzte, die Flamme loderte neben ihr am Boden. Man half ihr auf und sie schaffte auch die letzten Meter. Ein Symbol nicht nur für die Menschen mit Behinderung: Niemals aufgeben, an sich glauben!
Perfekt durchgestylte Show
Gleich zum Auftakt begeisterte dann Rollstuhl-Artist Aaron Fotheringham mit einem spektakulären Sprung durch einen überdimensionale Kreis, mit dem er ein Feuerwerk auslöste. Immer wieder wurden effektvolle Videos in den Innenraum des Stadions projiziert. Sambagruppen, Tänzer, Artisten mit Blindenstöcken oder der an einer Hand schwer behinderte Pianist João Carlos Martins sorgten für künstlerischen Touch. Zum Abschluss zeigte die unterschenkelamputierte Tänzerin und Winter-Paralympics-Siegerin Amy Purdy aus den USA eine elegante Tanzeinlage. In den Performances wurden die verschiedenen Behinderungen thematisiert - wie auch beim Entzünden der paralympischen Flamme, einem Staffellauf von Athleten mit verschiedenen Beeinträchtigungen. Die Botschaft der Darbietungen: Auch mit körperlichen Einschränkungen sind Höchstleistungen möglich.
"Sind bereit, Geschichte zu schreiben"
Ähnlich die Botschaften von OK-Chef Nuzman und Sir Philip Craven, dem Präsidenten des Internationalen Paralympischen Komitees. Nuzman sagte mit viel Pathos: "Wir sind bereit, Geschichte zu schreiben. Wir schaffen eine neue Welt, die zugänglich ist für alle. Auf der sich alle ohne Hindernisse bewegen können. Wir stehen gemeinsam ein für die Gleichheit unter Menschen." Craven sagte, die Paralympics würden zeigen, "dass der menschliche Geist keine Grenzen kennt. Sie alle werden sehen, wie der paralympische Sport die Fähigkeit hat, den Einzelnen zu inspirieren und Gesellschaften, Länder und Kontinente zu verändern."
An die Sportler gewandt erklärte der frühere Rollstuhl-Basketballspieler: "Ihr seid Vorbilder! Paralympics sollen einen Märchen von Stärke sein und eine Geschichte, dass die Hoffnung immer die Angst besiegt. Zeigt uns eine Welt, in der Menschen aller Fähigkeiten, Rassen, Nationalitäten und Sexualitäten vereint zusammen kommen."
China stellt das größte Team
Zuvor waren bereits die angesprochenen Sportler in einem rund anderthalbstündigen Einmarsch ins Maracana-Stadion gekommen. Angeführt wurde der Einzug von zwei Sportlern eines "Unabhängigen Teams paralympischer Athleten" mit einem syrischen und einem iranischen Flüchtling. Neben diesem erstmals bei den Paralympics startenden Flüchtlingsteam präsentierten sich Sportler aus 159 weiteren Ländern den rund 60.000 Zuschauern. Als größtes Team kam China, das mit 309 Sportlern zum vierten Mal in Folge die Medaillenwertung gewinnen will. Insgesamt 35 Länder sind mit je einem Athleten vertreten, darunter die Färöer Inseln, Madagaskar, Afghanistan oder Malta.
Markus Rehm geht voran
Das deutsche Team kam angeführt von Fahnenträger Markus Rehm ins Stadion. Der gesamte Einzug wurde untermalt von einem Soundtrack, der die Rhythmen der verschiedenen Regionen Brasiliens widerspiegeln sollte. Traditionell zum Finale kamen die Gastgeber in die Arena - mit 288 Sportlern stellt Brasilien das zweitstärkste Team. Mit Schwimmer Clodoaldo Silva, dem brasilianischen Rekord-Paralympicssieger, entzündete ein Sportler aus ihren Reihen dann auch die Flamme.
Für Aufsehen sorgten Mitglieder der weißrussischen Mannschaft, die mit einer russischen Fahne ins Stadion kamen - offenbar ein Protest gegen den Komplett-Ausschluss Russlands wegen Staatsdopings. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) zog die Fahne ein, möglicherweise droht Weißrussland nun eine Strafe.
IOC-Präsident Thomas Bach fehlt
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, fehlte bei der Eröffnungsfeier. Offiziell, weil er an der Trauerfeier für den früheren Bundespräsidenten Walter Scheel in Berlin teilnehmen wollte. Bei einer erneuten Einreise nach Brasilien müsste Bach wohl zunächst erst einmal auf ein Polizeirevier. Die brasilianische Polizei will den IOC-Präsidenten wegen des Ticketskandals um den IOC-Funktionär Patrick Hickey vernehmen. Craven kommentierte das Fehlen von Bach am Tag der Eröffnungsfeier mit den Worten: "So weit ich mich erinnern kann, war der IOC-Präsident außer in Salt Lake City bei jeder Eröffnungsfeier von Paralympischen Sommer- und Winterspielen zugegen." Der Brite zeigte aber auch Verständnis. "Das war einfach eine unglückliche Situation."
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Die schönsten Bilder der Eröffnungsfeier
Stand: 08.09.16 03:00 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | CHN | 107 | 81 | 51 |
2. | GBR | 64 | 39 | 44 |
3. | UKR | 41 | 37 | 39 |
4. | USA | 40 | 44 | 31 |
5. | AUS | 22 | 30 | 29 |
6. | GER | 18 | 25 | 14 |
7. | NED | 17 | 19 | 26 |
8. | BRA | 14 | 29 | 29 |
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