Die Australierin Cathy Freeman nach ihrem Olympiasieg in Sydney 2000 © picture-alliance / dpa

Cathy Freeman - Australiens Symbolfigur

Schon die Eröffnungsfeier verheißt Symbolik pur: In einem großen Wasserbassin wird das olympische Feuer entzündet. Cathy Freeman ist die Auserkorene, eine Bessere kann es nicht geben. Die Aboriginee, die Weltmeisterin, die große Hoffnungsträgerin. Schon da gibt sie ein Zeichen der Versöhnung und ab da ist sie eigentlich immer überall. Kameras verfolgen sie auch nach dem Training, jeder Schritt wird groß gezeigt.

Glanzvoller Sieg, traumatische Erfahrung

Zehn Tage später hält der Kontinent den Atem an, beim Finale über die Stadionrunde. Im grünen Ganzkörperanzug und mit Laufschuhen in den Farben ihres Stammes erkämpft sie Gold für ihr Land. 49,11 lange Sekunden - dann steht der Sieg fest, der erste einer Angehörigen der australischen Ureinwohner bei Olympia! Freeman fällt eine zentnerschwere Last von den Schultern. Minutenlang sitzt sie auf der Tartanbahn und hält inne, ehe sie die Ovationen der begeisterten Zuschauer entgegennimmt. Die Ehrenrunde nach dem glanzvollen Sieg nutzt sie zu einer besonderen Geste: Sie schwenkt zugleich die Fahne ihres Volkes und die australische. So wird Cathy Freeman zur Symbolfigur für die Aussöhnung von Schwarzen und Weißen in Australien, zum Gesicht der "Millennium-Spiele". "Es war wunderbar, fabelhaft, der Gipfel meiner Karriere. Aber es war auch so unglaublich traumatisch", schreibt sie drei Jahre später bei ihrem Rücktritt.

Geschichte

Das waren die Spiele in Sydney

Auf der Suche nach sich selbst

Freemans Erfolg wird hochstilisiert zum Sieg der Aborigines, der unterdrückten Ureinwohner. "Es gibt Momente, in denen ich es immer noch nicht ganz fassen kann", meint sie später. "Der große Stellenwert dieses Erfolges macht mir manchmal ein bisschen Angst." Zumal sich der Erfolg nicht wiederholen lässt, wie sie erkennt. Ein Jahr nach ihrem Rücktritt am 15. Juli 2003 hat sie zwar kaum an Popularität eingebüßt, doch an Perspektive nur bedingt gewonnen. "Manchmal komme ich mir verloren vor, weil ich einfach nicht weiß, wo mein Platz in der Welt ist", gesteht sie kurz vor Beginn der Olympischen Spiele 2004 in Athen, bei denen sie für das australische Fernsehen das 400-Meter-Finale kommentiert. Dem "Daily Telegraph" schildert sie ihre innere Zerrissenheit so: "I might be a champion athlete but that doesn't make me a champion person." (Ich bin vielleicht ein Meister-Athlet, aber das macht mich nicht zu einem meisterlichen Menschen".) "Laufen", so erläutert Freeman seinerzeit, "war für mich eine Flucht vor meinem chaotischen Leben". Diese Flucht hat ein Ende. Ihr Lebensmotto, als Tattoo auf ihre rechte Schulter geprägt, gilt dagegen weiter, mit allen Unwägbarkeiten: "Cos I'm free." ("Weil ich frei bin").

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr