"Eric the Eel" - Dabeisein ist alles
Um Ästhetik geht es nicht. Eric Moussambani hat lediglich das Ziel vor Augen, im Vorlauf über 100 m Freistil. Das erreicht er auch. Ein ganzes Stadion bejubelt ihn dafür. Es sieht aus, als drohe der Junge aus Äquatorial-Guinea auf den letzten Metern zu ertrinken. Die zweite Bahn in seinem Vorlauf über 100 m Freistil im Sydney International Aquatic Centre fällt ihm merklich schwer. Moussambani schwimmt allein gegen die Uhr, allein gegen sich selbst. Konkurrenten sind nicht in Sicht, sie sind beide wegen Fehlstarts disqualifiziert. Doch Eric gibt nicht auf. Er kämpft wie ums Überleben. Das wollen die Leute sehen, das wird honoriert. 17.000 Zuschauer bejubeln den olympischen Helden im Kampf gegen sich selbst.
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Geschichte
Das waren die Spiele in Sydney
Langsamer war zuvor keiner
Bei 1:52,72 Minuten stoppt am Ende die Uhr - das schwächste 100-Meter-Resultat der olympischen Geschichte. Zum Vergleich: Der niederländische 100-m-Olympiasieger Pieter van den Hoogenband wird bei seinem Sieg an selber Stelle nur 47,84 Sekunden brauchen. Aber das ist Moussambani egal. Für ihn gilt das olympische Motto: Dabei sein ist alles. Deshalb ist er glücklich im Ziel.
Von den Zuschauern ins Ziel getrieben
Am Ende war Moussambani völlig kaputt, aber glücklich.
Er habe erst im Januar angefangen zu trainieren, erzählt Moussambani später. "Ich trainiere jeden Tag zwei Mal. Zu Hause gibt es kein 50-m-Becken, nur ein 20-m-Becken ohne Trennleinen." Noch nie zuvor ist er mehr als 50 Meter am Stück geschwommen. Das erste 100-m-Rennen seines Lebens hätte ihn denn auch fast überfordert. "Ich war völlig kaputt." Umso mehr gilt dem Publikum sein Dank: "Ich möchte die Zuschauer umarmen und küssen, sie haben mich ins Ziel getrieben. Heute Abend werde ich tanzen und springen", freut sich der 22-Jährige, der zu Hause als Informationstechniker arbeitet und Englisch, Französisch und Spanisch spricht.
2004 scheitert die erneute Olympia-Teilnahme von Eric Moussambani an angeblichen Visa-Schwierigkeiten. Tatsächlich wird ihm seine Popularität in der Heimat offenbar geneidet, das Training im Pool untersagt. Dennoch verbessert er sich durch Training im offenen Meer um rund eine Minute. Zeigen kann er dies auf olympischer Bühne jedoch nicht.