Thiago Braz da Silva, Stabhochspringer aus Brasilien. © dpa Foto: Yoan Valat

Leichtathletik

Brasilianische Sensation im Stabhochsprung

Überraschende Niederlage für Stabhochsprung-Topfavorit Lavillenie: Der Franzose wurde im letzten Sprung vom Brasilianer da Silva abgefangen. Im Hürdenlauf ist einer von drei Deutschen durchgekommen: Gregor Traber steht im Halbfinale. Alexander John und Matthias Bühler half in der Nacht zu Dienstag (16.08.2016 MESZ) auch eine zweite Chance nicht. Zudem gab es die erste Medaille für die Bahamas.

Thiago Braz da Silva hat für eine dicke Überraschung im Stabhochsprung gesorgt. Der Brasilianer und nicht der favorisierte Ranaud Lavillenie siegte am vierten Tag der Leichtathletik-Wettbewerbe. Der 22-Jährige, dessen Bestmarke bislang bei 5,93 Metern lag, gewann Gold mit dem neuen olympischen Rekord von 6,03 Metern. Obwohl er sich unter anderem bei 5,75 Metern und 5,93 Metern einen Fehlversuch geleistet hattee, fing er Lavillenie noch ab. Der Franzose war bis zur Höhe von 6,03 Metern ohne Fehler geblieben, riss dann aber trotz ausreichender Höhe doppelt. Auch die danach aufgelegten 6,08 Meter konnte der 29-jährige Olympiasieger von 2012 nicht überwinden. Da Silva war zuvor international kaum in Erscheinung getreten. Bei den Weltmeisterschaften 2013 und 2015 scheiterte er in der Qualifikation, 2015 kam er in der Diamond-League-Serie zweimal auf Rang zwei. Bronze gewann mit einer Höhe von 5,92 Metern der US-Amerikaner Sam Kendricks. Die deutschen Starter Raphael Holzdeppe, Tobias Scherbarth (je 5,45 m) und Karsten Dilla (5,30 m) verpassten den Sprung ins Finale.

Diskussion um Buhrufe gegen Lavillenie - und dessen Antwort

Für Diskussionen sorgte einmal mehr das Verhalten der brasilianischen Zuschauer: Im Zweikampf von da Silva und Lavillenie wurden die Versuche des Franzosen immer wieder von Pfiffen und Buh-Rufen überschattet. Der Topfavorit beschwerte sich im Anschluss über die feindselige Atmosphäre im Stadion und schoss wiederum selbst deutlich über das Ziel hinaus: Die Abneigung der Zuschauer verglich der Silbermedaillengewinner mit den Anfeindungen gegen den dunkelhäutigen US-Athleten Jesse Owens bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. "1936 war die Menge gegen Owens. Seitdem habe ich so etwas nicht mehr gesehen."

Den Zuschauern riet er, "zu Hause vor dem Fernseher zu bleiben, anstatt ins Stadion zu kommen und zu pfeifen". Er habe sich beleidigt gefühlt, er sprach von totaler Respektlosigkeit: "Es ist furchtbar, so etwas bei Olympischen Spielen zu erleben." Für seinen schiefen Jesse-Owens-Vergleich bat er später um Entschuldigung. "Das war ein großer Fehler von mir. Es waren meine ersten Worte nach dem Wettkampf, aus der Emotion heraus."

Hürdenlauf: Traber hält die Fahne hoch

Im 110-Meter-Hürdenlauf schaffte es Gregor Traber als einziger Deutscher ins Halbfinale am Mittwoch (17.08.2016, 1:56 Uhr MESZ). Der Schwabe, der in seinem Vorlauf in 13,50 Sekunden Dritter wurde, sagte nach dem Wettkampf im ZDF: "Das Rennen lief schleppender als erwartet. Aber nichtsdestotrotz, ich stehe in einem olympischen Halbfinale. Ich habe mich durch die schwierigen Bedingungen gekämpft. Morgen ist ein neuer Tag und ein neuer Wettkampf", fügte der 23-Jährige nach einem Vorlauf-Chaos mit starkem Regen und dadurch verschobenen Rennen hinzu. Für das Semifinale der besten 24 kündigte der Stuttgarter an: "Im Halbfinale gehe ich volles Risiko, ich darf hier laufen. Ich habe nichts zu verlieren."

John und Bühler können zweite Chance nicht nutzen

Alexander John und Matthias Bühler scheiterten dagegen im Vorlauf - und das, obwohl sie eine zweite Chance erhielten. Nachdem die ersten beiden Vorläufe bei starkem Regen über die Bühne gegangen waren, räumte der Leichtathletik-Weltverband den Verlierern dieser beiden Läufe eine neue Quali-Möglichkeit in einem Extra-Lauf ein. John, der im ersten Lauf einen Strauchler hatte, und Bühler, der zunächst nur die 30.-beste Vorlaufzeit gelaufen war, traten erneut an. Die Halbfinal-Hürde konnten beide trotzdem nicht überspringen. Bühler wurde im Extra-Lauf in 13,90 Sekunden Vierter, John folgte als Fünfter in 14,13 Sekunden.

"Die Zeit ist katastrophal", sagte ein enttäuschter Bühler nach dem erfolglosen zweiten Versuch im ZDF und erklärte: "Ich bin nicht fit. Die Verletzung ist da und die kann ich auch nicht wegzaubern. Ich wollte es noch mal versuchen. Aber irgendwann musste ich halt einsehen, dass es keinen Sinn macht." Nach seinem ersten Lauf hatte der 29-Jährige bereits über muskuläre Probleme geklagt.

Baumann scheitert über 400 Meter Hürden

Auch Jackie Baumann darf nicht im Halbfinale starten. Die Tübingerin verpasste den Einzug über 400 Meter Hürden klar. Die Tochter von Barcelona-Olympiasieger Dieter Baumann kam in ihrem Vorlauf in 59,04 Sekunden ins Ziel und blieb damit bei schwierigen Bedingungen fast drei Sekunden über ihrer Bestzeit (56,19). "Ich kann es mir auch nicht richtig erklären. Ich habe es an der vierten Hürde schon gespürt, leider", sagte Baumann im ZDF.

800 Meter: Kenianer wiederholt Sieg von 2012

Die erste Leichtathletik-Goldmedaille der Leichtathletik-Abendsession in Rio feierte der Kenianer David Lekuta Rudisha über 800 Meter. Der 27-Jährige gewann Gold in der Weltjahresbestleitung von 1:42,15 Minuten - und wiederholte damit seinen Triumph von 2012. Silber ging an den Algerier Taoufik Makhloufi (1:42,61 min) vor dem 21-jährigen US-Amerikaner Clayton Murphy (1:42,93 min). Deutsche Athleten waren nicht am Start.

400 Meter: Hechtsprung zu Gold

Shaunae Miller aus den Bahamas springt ins Ziel. © DPA Picture Alliance Foto: Franck Robichon

Shaunae Miller holte die erste Medaille für die Bahamas.

Über 400 Meter der Frauen gewann Shaunae Miller die erste Medaille für die Bahamas bei den Spielen von Rio. Die 22-Jährige holte sich sogar den Olympiasieg. Und zwar mit einem spektakulären Hechtsprung ins Ziel. Miller führte in dem Rennen die gesamte Zeit, auf den letzten Metern holte aber die US-Amerikanerin Allyson Felix Stück für Stück auf. Miller schwanden die Kräfte, kurz vor dem Ziel strauchelte sie und überquerte im Sprung die Ziellinie vor ihrer acht Jahre älteren Kontrahentin. Bronze ging an Shericka Jackson aus Jamaika. Die deutsche Meisterin Ruth Sophia Spelmeyer aus Oldenburg war im Halbfinale ausgeschieden.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 16.08.16 05:03 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
Stand nach 306 von 306 Entscheidungen.

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