Christina Schwanitz (Kugel): Die 30-Jährige konnte wegen starker
Schulterschmerzen erst im Frühling mit gezieltem Training beginnen,
trotzdem stößt sie die Kugel regelmäßig deutlich über die
20-m-Marke. Gold ist das erklärte Ziel der Weltmeisterin. Doch auch ihre Konkurrentinnen Lijao Gong (China) und die zweimalige Olympiasiegerin Valerie Adams (Neuseeland) sind in bester Verfassung.
Robert Harting (Diskus): Kann der 31-Jährige seinen Coup von London wiederholen? Der dreimalige Weltmeister hat nach seinem Kreuzbandriss schwer geschuftet - und ist nicht mehr der Gejagte,
sondern Jäger. Das gefällt ihm richtig gut. Topfavorit ist Hartings Dauerrivale Piotr Malachowski. Doch die Killer-Qualitäten des Berliners sind legendär. Auch sein jüngerer Bruder Christoph will um eine Medaille kämpfen.
David Storl (Kugel): WM- und EM-Gold hat er schon, nun soll auch der Olympiasieg her. Seine chronischen Knieprobleme hat der 26-Jährige mittlerweile in den Griff bekommen, die ganz großen Weiten lassen bisher aber noch auf sich warten. Um die starken Amerikaner zu schlagen, muss alles passen.
Thomas Röhler (Speer): Der 24-Jährige führt mit 91,28 m als
einziger Deutscher die Weltjahresbestenliste in seiner Disziplin an,
entsprechend hoch hat der Jenaer seine Ziele für Rio gesteckt. Seine Rückenprobleme von der EM hat Röhler auskuriert, er ist bereit. Auch Johannes Vetter (88,23) und Julian Weber (88,04) träumen von einer Medaille.
Gesa Felicitas Krause (3.000 m Hindernis): Im Vorjahr stürmte die
24-Jährige bei der WM in Peking sensationell zu Bronze, in diesem Jahr bei der EM zu Gold. Jetzt plant die Frankfurterin den nächsten Coup. In Kenia hat sie sich intensiv vorbereitet, ist noch tempohärter geworden. Für eine Olympia-Medaille muss sie aber einen richtig guten Tag erwischen.
Betty Heidler (Hammer): Die Grande Dame des deutschen
Hammerwurfs will sich mit einem Knalleffekt von der internationalen Bühne verabschieden, nach der Saison beendet die ehemalige Weltrekordlerin ihre Karriere. Gold ist für die Polin Anita Wlodarczyk reserviert, doch Silber ist für Heidler drin - wenn die Nerven mitspielen. Zuletzt wirkte sie gelöst und locker.
Julia Fischer (Diskus): Die Freundin von Robert Harting machte
bei der EM in Amsterdam ihre Reifeprüfung, gewann mit Silber ihre erste Medaille. Wie die Weltranglistendritte Fischer (68,49) schielt auch Nadine Müller am Zuckerhut auf Bronze, vielleicht Silber. Nicht zu schlagen sein wird London-Olympiasiegerin Sandra Perkovic (70,88/Kroatien).
Max Heß (Dreisprung): Deutschland hat endlich wieder einen Dreispringer von Format. Jung, frech, unbekümmert - der 20-Jährige
bezeichnet sich selbst als "coolen Hund". Bei der EM landete der
Chemnitzer erst bei 17,20 m und holte sensationell Gold. Der Titel hat Heß
einen Extra-Schub verliehen. Eine Medaille ist drin.
Cindy Roleder (100 m Hürden): Vize-Weltmeisterin und Europameisterin - auf die 26-Jährige ist Verlass, wenn es drauf ankommt. Die neue Weltrekordhalterin Kendra Harrison (12,20) qualifizierte sich bei
den US-Trials nicht, dennoch sind es die Amerikanerinnen, die es zu schlagen gilt.
Arthur Abele (Zehnkampf): Nach seinem Sieg in Ratingen flossen Freudentränen. Kein Wunder: Der 30-Jährige wurde immer wieder von Verletzungen ausgebremst. Erst vor einem Jahr riss die linke Achillessehne - jetzt ist er in der Form seines Lebens. Mit 8.605 Punkten rangiert der junge Vater aus Ulm auf Platz zwei in der Welt und peilt mit einer Medaille die Krönung seiner Karriere an.
Marie-Laurence Jungfleisch (Hochsprung): Mitte Juli knackte die
Stuttgarterin endlich die magische Zwei-Meter-Marke und katapultierte sich damit in den Kandidatenkreis für eine Medaille. Nur Chaunte Lowe (2,01) sprang in diesem Jahr höher.
Die Speerwerferinnen: Die deutsche Meisterin Christin Hussong
(66,41, im Bild), die EM-Zweite Linda Stahl (65,25) und Ex-Weltmeisterin
Christina Obergföll (64,96) haben alle Chancen auf das Podest. Weltmeisterin Katharina Molitor schaffte es angesichts der starken nationalen Konkurrenz gar nicht erst ins Team.
Sprintstaffel Frauen: Kurz vor Olympia rannten Tatjana Pinto,
Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase in starken 41,62
Sekunden Weltjahresbestzeit - allerdings haben die US-Girls und die
Jamaikanerinnen noch kein ernsthaftes Rennen bestritten. Mit der Zeit blieb das Quartett nur 25 Hundertstel über dem deutschen Rekord (41,37) aus dem Jahr 1985. Klappen die Wechsel perfekt, ist vielleicht was drin.