Horst Hrubesch © DPA Picture Alliance

Fußball

Die unberechenbaren Adler und ihr sanfter Horst

Zwei Spiele, zwei Remis, zwischen Viertelfinaleinzug und vorzeitigem Olympia-Aus - die deutschen Fußballer strapazieren die Nerven von Coach Horst Hrubesch. Doch der bleibt betont gelassen.

"Wir leben noch!", stellte Horst Hrubesch zufrieden fest nach dem 3:3 gegen Südkorea. Natürlich habe er auch schon darüber nachgedacht, dass er beim Schlusspfiff dem Gegner gratulieren muss, und das Olympia-Abenteuer vorzeitig vorbei sein könnte. "Aber kurz darauf habe ich gesagt: Wir kriegen noch eine Chance - und so kam es dann auch."

Nüchtern, pragmatisch, nordisch - so schilderte Hrubesch einem Reporter des kicker seine Gedanken in den letzten Spielminuten. Der 65-Jährige, der von den Fußball-Bundesligaklubs nur minimale Unterstützung erhält, nur zwei Spieler pro Verein auswählen durfte, nur wenig Vorbereitungszeit für das Turnier bekommen hatte, ist mit seinem Team noch dabei.

Zwischen Viertelfinale und vorzeitigem Aus

Hadern ist nicht die Sache des ehemaligen Weltklassestürmers. "Wir wussten, dass es nicht leicht wird", sagte Hrubesch nach dem Ausgleich in der Nachspielzeit. Die DFB-Elf ist noch im Turnier. Das ist die gute Nachrichte. Am letzten Gruppenspieltag am Mittwoch (10.08.16) ist vom Viertelfinaleinzug bis zum vorzeitigen Olympia-Aus noch alles möglich. Das ist die schlechte.

Die DFB-Elf präsentierte sich bei den Spielen von Rio bisher als fußballerische Wundertüte mit mehr als einer Überraschung. Lobte Fußballdeutschland nach dem 2:2 gegen Mexiko noch die Moral der Truppe und zeigte sich nachgiebig angesichts der fehlenden Vorbereitungszeit, mischt sich in die Nachbetrachtungen des 3:3 gegen Südkorea erste dezente Kritik. "Slapstickhaft", nennt etwa die Süddeutsche Zeitung den Auftritt der Adlerträger.

Unerklärliche Abwehrfehler

In der Tat: Was vermeintlich nervenstarke Bundesligaspieler ablieferten, lässt einige Fragezeichen offen. Auch die User von sportschau.de urteilten im Spielerzeugnis hart. Vor allem die Außenverteidiger Jeremy Toljan (Note 4,0) und Lukas Klostermann (4,1) bekamen deutlich schlechtere Beurteilungen als im ersten Spiel. Die falschen Sündenböcke: Denn sie waren nur zwei Spieler einer insgesamt schwach aufspielenden Defensive, die sich im Kollektiv teils haarsträubende Aussetzte erlaubte.

Bis zu fünf Kicker standen Spalier bei den leichten Gegentoren der Südkoreaner, die sich wohl noch immer im Spiel gegen die Fidschi-Inseln wähnten. Doch Hrubesch bleibt gelassen. Denn Positives gab's ja schließlich auch.

Der Olympiasieg bleibt trotzdem das Ziel

Serge Gnabry im Spiel gegen Südkorea © DPA Picture Alliance

Serge Gnabry im Spiel gegen Südkorea

Zwei Mal stemmte sich die DFB-Auswahl erfolgreich gegen einen Rückstand und eine drohende Niederlage. Einmal spät (gegen Mexiko), einmal ganz spät (gegen Südkorea). Was Hrubesch seinen Kickern in der knappen Turnier-Vorbereitungszeit definitiv mitgegeben hat, ist der unbändige Wille, kein Spiel vor dem Schlusspfiff abzuschenken. Man habe "wieder Charakter gezeigt und viel gekämpft", nennt es Serge Gnabry, mittlerweile dreifacher Torschütze bei Olympia.

"Wir sind nicht hergekommen, um Dritter oder Vierter zu werden, wir wollen die Goldmedaille", ergänzt der Reservist vom FC Arsenal, der in zwei Partien vom Ergänzungsspieler zum Hoffnungsträger avancierte. Und noch können die Adlerträger und ihr gelassener Coach dieses Ziel aus eigener Kraft erreichen.

 

  • Deutschland kommt als Gruppensieger ins Viertelfinale ...

    ... bei einem Sieg mit neun Toren Differenz und einem gleichzeitigen Remis zwischen Mexiko und Südkorea.

    ... bei einem Sieg mit acht Toren Differenz und einem gleichzeitigen Remis zwischen Mexiko und Südkorea, wenn Deutschland mehr Tore als Südkorea erzielt.

  • Deutschland kommt als Gruppenzweiter ins Viertelfinale ...

    ... bei einem Sieg, wenn es zeitgleich zwischen Mexiko und Südkorea kein Remis gibt.

    ... bei einem Sieg mit vier Toren Differenz und einem gleichzeitigen Remis zwischen Mexiko und Südkorea, wenn Deutschland mehr Tore als Mexiko erzielt.

    ... bei einem Sieg mit fünf, sechs oder sieben Toren Differenz und einem gleichzeitigen Remis zwischen Mexiko und Südkorea.

    ... bei einem Sieg mit acht Toren Differenz und einem gleichzeitigen Remis zwischen Mexiko und Südkorea, wenn Deutschland weniger Tore als Südkorea erzielt.

  • Deutschland scheidet aus ...

    ... bei einer Niederlage oder einem Remis.

    ... bei einem Sieg mit drei Toren Differenz und einem gleichzeitigen Remis zwischen Mexiko und Südkorea.

    ... bei einem Sieg mit vier Toren Differenz und einem gleichzeitigen Remis zwischen Mexiko und Südkorea, wenn Deutschland weniger Tore als Mexiko erzielt.

    1/1

Die DFB-Elf fliegt am Montag nach Belo Horizonte, wo am Mittwoch (21.00 Uhr) das letzte Gruppenspiel gegen die Fidschi-Inseln ansteht. Fidschi verlor bisher 0:8 gegen Südkorea und 1:5 gegen Mexiko.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
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