Michael Jung © dpa - Bildfunk Foto: Jochen Lübke

Reiten

Ein Gold-Jung(e) im Sattel - Ärger im Team

Michael Jung ist der erfolgreichste Vielseitigkeitsreiter der Welt. In London 2012 gewann er zwei Goldmedaillen. Dieses Kunststück ist dem deutschen Reit-Star auch in Rio zuzutrauen. Doch kurz vor dem Start ist die Stimmung getrübt. Im Team wurde rotiert.

Dressur, Geländeritt, Springen: Die Vielseitigkeitsreiter sind die "Alleskönner" im Sattel. Am Samstag (06.08.2016) greifen sie ins Olympia-Geschehen ein. Top-Favorit auf Gold in der Einzelkonkurrenz ist Michael Jung. Der Schwabe reist als Titelverteidiger an. Vor vier Jahren ritt er in London im Einzel und mit der Mannschaft zu Gold. Nach seinem Grand-Slam-Erfolg im Mai dieses Jahres wird er auch in Rio als haushoher Favorit gehandelt. Der 34-Jährige aus Horb am Neckar - er ist der einzige Ehrenbürger der Stadt - bleibt vor den Reiterspielen in Deodoro bescheiden und zurückhaltend: "Die Gegner wissen mittlerweile auch alle, dass eine Topleistung in der Dressur die Basis für ein gutes Ergebnis ist." Er hoffe natürlich auf Gold, aber "eigentlich möchte ich es lieber so formulieren: Es wäre toll, eine Medaille zu gewinnen."

Mach’s noch einmal, Sam!

Dressurreiter Michael Jung auf Sam © picture alliance / dpa Foto: Jim Hollander

Michael Jung auf Sam beim Dressurtraining in Brasilien.

In London führte an Jung und seinem bereits 16-jährigen Wallach Sam kein Weg vorbei. Nun ist das Erfolgsduo wieder vereint. Dabei wollte Jung in Brasilien eigentlich Europameister-Pferd Takinou satteln, doch der Hengst fällt wegen eines fiebrigen Infekts aus. Für Jung ist der Pferdewechsel kein Problem: "Sam ist mein absoluter Liebling. Wir haben alles zusammen erlebt, wir kennen uns in- und auswendig und sind ziemlich beste Freunde."

Den Trip nach Rio hat Sam bravourös gemeistert. Im Direktflug ging es für die Vierbeiner mit einer Boeing 747 nach Brasilien. "Er ist in einer Top-Verfassung aus dem Flugzeug gekommen", sagte Jung nach den ersten Ritten auf der olympischen Reitanlage in Deodoro etwa 30 Kilometer nordwestlich von Rio.

Tausch im Team: So is et läuft unrund

Vielseitigkeitsreiter Andreas Ostholt läuft neben seinem Pferd So is et. © dpa bildfunk Foto: Friso Gentsch

Andreas Ostholt kann nicht verstehen, dass er mit So is et nicht starten darf.

Gemeinsam mit Ingrid Klimke (Hale-Bob Old), Sandra Auffarth (Opgun Louvo) und überraschend auch Julia Krajewski (Samourai du Thot) ist Jung auch im Team Favorit. Krajewski rückt für Andreas Ostholt ins deutsche Olympia-Vielseitigkeitsteam nach. Dessen Pferd So is et hatte im Trainingscamp vor Olympia in Bonn ein Eisen verloren und war danach im Trab immer mal wieder unrund gegangen. Es gab Aussetzer in der Schrittfolge, deshalb habe man sich für den Austausch entschieden, erklärte Bundestrainer Hans Melzer. Dabei hatte Ostholts Pferd kurz vorher problemlos den offiziellen Vet-Check absolviert. "Die Jury hatte keine Bedenken, mein Pferd freizugeben, unsere Mannschaftsleitung aber schon. Da kann sich jetzt jeder selbst seine Meinung bilden", sagte der völlig frustrierte Ostholt, der wenig erfolgreich gegen seine Tränen ankämpfte. "Der Traum ist gestorben. So nah werde ich Olympia nie mehr kommen."

Entscheidung über Gold am 9. August

Die Vielseitigkeitsreiter Michael Jung, Dirk Schrade, Peter Thomsen, Ingrid Klimke and Sandra Auffarth (v.l.) präsentieren ihre Gold-Medaillen im Deutschen Haus. © picture alliance / dpa Foto: Peter Kneffel

Gold wie 2012 - das ist in Rio das Ziel der deutschen Vielseitigkeitsreiter um Michael Jung (l.).

Am Favoritenstatus der deutschen Mannschaft ändert sich durch den Personalwechsel trotzdem nichts. Bei den vergangenen beiden Olympischen Spielen stand die deutsche Mannschaft ganz oben. In Rio könnte der dritte Streich folgen. Die äußeren Umstände stimmen, die Pferde genießen sämtlichen Luxus, stehen in geräumigen Boxen, werden gehegt und gepflegt. Auf die körperliche Fitness der Vierbeiner wird es ankommen. "Vor allem der Geländekurs ist sehr sportlich", meinte der Bundestrainer: "Da wird nicht mit leichten Aufgaben gespaßt."

Die olympische Vielseitigkeit beginnt mit dem Dressurteil am Samstag und Sonntag (06./07.08.2016). Am Montag geht es im Gelände über Stock und Stein. Die Entscheidung fällt dann am Dienstag im Springen. Anders als bei anderen Championaten besteht das Springen aus zwei Teilen. Das erste Springen entscheidet über die Mannschaftswertung, im zweiten reiten dann die besten 25 Paare im Parcours um die Einzelmedaillen.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 05.08.16 18:13 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
Stand nach 306 von 306 Entscheidungen.

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