Barbara Engleder jubelt. © DPA Picture Alliance Foto: Friso Gentsch

Schießen

Gold für Sportschützin Engleder im Dreistellungskampf

Sportschützin Barbara Engleder hat in der Königsdisziplin, dem Kleinkaliber-Dreistellungskampf, die Goldmedaille gewonnen. "Ich bin total geflasht", jubelte sie am ARD-Mikrofon.

Barbara Engleder trug ihre Goldmedaille mit einem breiten Grinsen spazieren und schmiedete Party-Pläne in Weiß und Blau. "I brauch heut Abend noch a Weißbier", sagte die Sportschützin in breitestem, niederbayerischem Dialekt und schob lokalpatriotisch hinterher: "I hob des nit nur für Deutschland gmacht, sondern erst recht für Bayern!"

Engleder wurde damit im letzten großen Wettkampf ihrer Karriere als erste deutsche Gewehrschützin seit Sylvia Sperber 1988 in Seoul Olympiasiegerin im Kleinkaliber-Dreistellungskampf und bescherte dem deutschen Team in Rio die vierte Goldmedaille. Die 33-Jährige aus der kleinen Marktgemeinde Triftern setzte sich am Donnerstag (11.08.2016) in einem nervenaufreibenden Finale mit 458,6 Punkten vor dem chinesischen Duo Zhang Binbin (458,4) und Du Li (447,4) durch. Die zweite deutsche Starterin, Eva Rösken aus Ehrenkirchen, war auf Platz 14 der Qualifikation ausgeschieden.

"Heute wird bayerisch gefeiert"

"Ja, ja! Ich hab's Euch allen gezeigt", jubelte Engleder nach dem entscheidenden Gold-Schuss im Olympic Shooting Centre in Deodoro und fiel Bundestrainer Claus-Dieter Roth in die Arme. "Ich bin superglücklich und total geflasht, es könnte gar nicht besser sein. Das habe ich mir niemals träumen lassen. Ich hab's verdient, dass ich heute mal nicht das A...loch bin", sagte sie im Interview: "Das gibt heute eine Runde, auch wenn ich eigentlich nicht so die Fauerrauschmaus bin." Monika Karsch, Silbermedaillengewinnerin mit der Pistole, freute sich im Publikum mit der Olympiasiegerin: "Es ist der Wahnsinn", sagte die Regensburgerin. "Das ist etwas ganz Besonderes. Ich denke, heute Abend wird richtig bayerisch gefeiert", kündigte Sportdirektor Heiner Gabelmann an.

Es ist der erste Olympiasieg für die deutschen Schützen seit Ralf Schumann 2004 in Athen. Für Engleder ist es bei der vierten Olympia-Teilnahme die erste Medaille. Zum Auftakt der olympischen Schieß-Wettbewerbe hatte sie als Vierte mit dem Luftgewehr Edelmetall knapp verpasst. Für die deutschen Gewehrschützinnen war es sogar die erste Olympia-Medaille seit Atlanta 1996 und dem Silber für Petra Horneber.

Ins Finale gezittert

Im Vorkampf hatte Engleder noch eine Zittereinlage hingelegt. 583 Ringe und Rang fünf reichten aber zum Einzug ins Finale der besten Acht. Die Sportsoldatin ging die Königsdisziplin hochkonzentriert an. Die 33-Jährige strahlte von Beginn an viel Ruhe aus, anders als manche ihrer jüngeren Konkurrentinnen, die zum Teil überhastet schossen. Die junge Schweizerin Nina Christen, nach dem Vorkampf Zweite und nach dem knieenden Anschlag noch in Führung, wurde im Finale durchgereicht.

Engleder beendete die drei Auftaktserien im knieenden Anschlag auf dem dritten Rang, aber mit nur 0,7 Ringen Rückstand auf die Führende Christen.

Ganz stark im liegenden Anschlag

Im liegenden Anschlag zeigte sich Engleder ganz stark, übernahm gleich nach der ersten Serie die Führung. Sie traf alle Schüsse in die Zehn und ging mit 0,8 Ringen Vorsprung auf die Österreicherin Olivia Hofmann in die abschließenden zwei Serien im stehenden Anschlag.

Doch ausgerechnet im stehenden Anschlag, eigentlich ihre Stärke, patzte Engleder in der ersten Serie, büßte die Spitzenposition ein, ging aber als Dritte mit nur 0,3 Ringen Rückstand in die Finalschüsse.

Nervenstark im Finale

Anders als beim Finale mit dem Luftgewehr, als Engleder noch vom Silberrang zurückfiel, behielt sie diesmal bei der Entscheidung die Nerven - und legte gleich einmal eine 10,5 und 10,6 vor. Als Petra Zublasing, ihre härteste Konkurrentin, bei nur noch vier verbliebenen Schützinnen ausschied, hatte sie bereits eine Medaille sicher. Im Anschluss patzten die Chinesinnen Du Li und Zhang Binbin - Engleder reichte eine 9,0 im letzten Schuss, sie sank auf die Knie und bejubelte das Olympia-Gold.

"So sieht's aus, wenn die letzten vier Jahre aus einem herausbrechen. Ich habe bisher bei Olympia immer gut abgeschnitten und mein Zeug gebracht, aber nach London war ich schon enttäuscht, dass es nicht gereicht hat. Von daher bin ich sowas von gelöst und gut drauf, dass es jetzt endlich, endlich, endlich hingehauen hat", jubelte Engleder, die mit dem Erfolg auch aus dem langen Schatten von Sonja Pfeilschifter heraustrat. Die zwölfmalige Weltmeisterin war bei ihren fünf Olympia-Teilnamen stets als Medaillenkandidatin gestartet - und immer gescheitert. Engleder machte es in Rio nun bei ihren vierten Sommerspielen besser. "Es ist der krönende Wahnsinns-Abschluss für meine Karriere", sagte sie.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 11.08.16 17:55 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
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