Reiten

Jung nach Bilderbuch-Ritt auf Kurs

Was für ein Ritt: Nach den Problemen in der Dressur hat sich Vielseitigkeitsreiter Michael Jung am Montag (8.8.2016) im Gelände mit einer starken Leistung zurückgemeldet. Im Team ist eine Medaille allerdings in weiter Ferne, weil Sandra Auffarth, Julia Krajewski und Ingrid Klimke nicht fehlerfrei blieben.

Es war ein Ritt wie aus dem Lehrbuch: Doppel-Olympiasieger Michael Jung (Horb) ist mit seinem Wallach Sam erfolgreich über die 5.840 m lange Berg- und Talbahn gejagt. Mit einem fehlerfreien Ritt im Gelände schob sich der Ausnahmereiter in der Gesamtwertung hinter den Australier Christopher Burton mit Santano II. auf den zweiten Platz. Er hat vor dem abschließenden Springen am Dienstag alle Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Der Rückstand von Jung (40,90 Strafpunkte) auf Burton (37,60) beträgt lediglich einen Abwurf.

"SAM-sationeller" Auftritt

Was Jung und Sam in die grünen Hügel von Deodoro zeichneten, war nichts anderes als Reiten in Perfektion. Scheinbar ohne jede Mühe nahm Sam, immerhin schon 16 Jahre alt und eigentlich gar nicht für Rio vorgesehen, jedes der 33 Hindernisse. Er meisterte alle 45 Sprünge mit bestechender Eleganz und blieb locker in der vorgegebenen Zeit von 10:15 Minuten. Seit 2010 hat der beste deutsche Vielseitigkeitsreiter fast alle Großereignisse gewonnen, nur einmal musste er sich seiner Teamkollegin Sandra Auffahrt geschlagen geben.

Zum Verzweifeln: Auffarths "Wolle" verweigert

Für Auffarth und ihren Wallach Opgun Louvo läuft es bei Olympia hingegen nicht rund. Die beste Vielseitigkeitsreiterin der Welt vergaloppierte sich einen Tag nach der verpatzten Dressur auch im Gelände. Auf dem Kurs mit tückischen Hindernissen verweigerte "Wolle" einmal. Die Folge: 20 Strafpunkte. Hinzu kamen 4,80 Punkte für Zeitüberschreitung. Zunächst hatte die Jury sogar zwei Verweigerungen von Auffarth notiert, eine wurde jedoch zurückgenommen. Auffarths Hoffnungen, als erste Frau olympisches Einzelgold in der Vielseitigkeit zu gewinnen, sind trotzdem geplatzt. "Er ist auch nur ein Pferd. Er hat trotzdem einen guten Job gemacht. Leider ist es an falscher Stelle passiert", sagte sie und ergänzte im Hinblick auf die Teamwertung: "Ich wollte eine schöne Runde vorlegen, der Plan ist leider nicht aufgegangen."

Krajewski wird disqualifiziert

Alle hofften, dass Auffahrths Ergebnis gestrichen werden könnte. Das klappte nicht, weil Olympia-Debütantin Julia Krajewski (Warendorf) mit Samourai do Thot einen rabenschwarzen Tag erwischte und nach drei Verweigerungen disqualifiziert wurde. "Ich bin körperlich okay, sonst nicht", kommentierte Krajewski unter Tränen. "Mein Pferd war mit dem Kopf nicht im Gelände", sagte die Reiterin über ihr Debakel. Ich kann das überhaupt nicht erklären. Ich bin unheimlich enttäuscht."

Auch Klimke nicht fehlerfrei

Ingrid Klimke reitet mit Hale-Bob Old an einem Hindernis vorbei.

Auch die zweimalige Olympiasiegerin Ingrid Klimke (Münster) kam mit Hale Bob nicht fehlerfrei durch. Sie ritt an einem Hindernis vorbei. Die Linie habe einmal nicht gestimmt, sagte die 48-Jährige. "Ich bin sehr enttäuscht", gab Klimke zu, die im Einzel auf Rang 19 liegt, weit von den Medaillenrängen entfernt.

In der Teamwertung liegt Titelverteidiger Deutschland auf Platz vier hinter Neuseeland, Australien und Frankreich. Vom Bronzeplatz trennen das Team von Bundestrainer Hans Melzer elf Punkte, das entspricht drei Springfehlern. Zu Gold sind es 22 Punkte oder sechs Springfehler - im Normalfall nicht aufholbar. Die Medaillen werden nach dem Springreiten am Dienstag für die Mannschaft (15.00 Uhr) und im Einzel (19.00 Uhr) vergeben.