Dimitrij Ovtcharov schlägt auf. © dpa-bildfunk Foto: Christian Charisius

Tischtennis

Ovtcharov will Edelmetall - im Einzel und Team

Im Tischtennis, in dem am Samstag (06.08.16) der Männer-Einzelwettbewerb beginnt, geht an Chinas Übermacht nach wie vor kein Weg vorbei. Dahinter allerdings lauert das deutsche Lager. Allen voran Dimitrij Ovtcharov, der Timo Boll schon lange den Rang abgelaufen hat.

Natürlich sind sie Konkurrenten an der Tischtennisplatte. In erster Linie sind sie aber beste Kumpel: Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll verstehen sich sehr gut - obwohl sie sich schon seit Langem um die Vormachtstellung im deutschen Tischtennis duellieren. War es bis vor wenige Jahren stets Boll, der den Rang als unangefochtene Nummer eins für sich beanspruchen konnte, hat sich das Blatt längst gewendet. Was auch die Olympischen Spiele in Rio betrifft: Während Ovtcharov beste Chancen auf den Gewinn einer Medaille eingeräumt werden, dürfte - bei "normalem" Wettbewerbsverlauf - für den deutschen Fahnenträger spätestens im Viertelfinale Schluss sein.

Boll droht Aus im Viertelfinale

Timo Boll (r.), Dimitrij Ovtcharov © dpa-Bildfunk

Gute Freunde: Timo Boll (r.) und Dimitrij Ovtcharov.

Der 35 Jahre alte Linkshänder ist in den vergangenen Monaten nach einer Knieoperation und mehreren kleineren Verletzungen in der Weltrangliste bis auf Rang 13 abgerutscht. Was bedeutet, dass er auch in Rio nur auf Rang zehn gesetzt wurde. Entsprechend bekommt er es - falls er seine "machbaren" Aufgaben bis dahin löst - schon im Viertelfinale mit der chinesischen Nummer eins, Ma Long, zu tun. Schon seit 2005 duelliert sich Boll regelmäßig mit dem Chinesen, seine Bilanz ist allerdings wenig mutmachend: Zuletzt schlug Boll Ma Long im Mannschafts-WM-Finale 2010.

Des einen Leid ist des anderen Freud: Ovtcharov ist froh, dass er nicht in die "Ma-Long-Hälfte" des olympischen Turniers gelost wurde, sondern in die Hälfte des zweiten Chinesen, Zhang Jike rutschte. Denn während er gegen Ma Long überhaupt noch nie gewinnen konnte, hat er gegen Zhang Jike immerhin schon zwei Siege verbucht (bei drei Niederlagen).

Ovtcharov - Zhang Jike wartet im Halbfinale

Zudem kann Ovtcharov, der in Rio an Position drei gesetzt ist, frühestens im Halbfinale auf Zhang Jike treffen, der 2012 in London den Olympiasieg holte. Doch Vorsicht: Dafür steht dem für den russischen Klub Fakel Orenburg startenden 27-Jährigen voraussichtlich im Viertelfinale eine knifflige Aufgabe bevor, denn dort dürfte er auf den weißrussischen Altmeister Wladimir Samsonow treffen.

Wie immer die Chancen der beiden Deutschen auch stehen - sie haben sich auf jeden Fall akribisch auf das Olympiaturnier vorbereitet. Und zwar ihrer Freundschaft entsprechend immer mal wieder gemeinsam. Nach unterschiedlichem Vorbereitungsprogramm - Ovtcharov trainierte hauptsächlich in Düsseldorf, während Boll das Vorbereitungsturnier in Hamm bestritt und gewann - reisten beide bereits Ende Juli nach Rio.

Akribisch vorbereitet

"Den Zeitunterschied von fünf Stunden darf man nicht unterschätzen", erklärte Ovtcharov, der sich in Ruhe akklimatisieren und an die türkisfarbenen Tische auf grünem Boden, an die 2,7 Gramm leichten Bälle sowie an die Lichtverhältnisse und die Klimaanlage im Riocentro Pavilion 3 gewöhnen wollte. "Die Halle erinnert mich sehr an London, was ein gutes Omen sein sollte", meinte der Olympia-Dritte von 2012, der das Resultat von London mindestens wiederholen möchte.

Bolls Chancen stehen naturgemäß schlechter, dennoch hat auch der "Altmeister" eine Medaille nicht gänzlich aus dem Blick verloren. "Im Training ist das ein Ansporn, sich zu quälen", findet Boll. Für den Linkshänder ist ein guter Start wichtig. "Dann spürt man schnell, ob es weit gehen kann", sagte der Routinier vor seinem fünften Olympia-Turnier.

Gute Chancen im Teamwettbewerb

Klappt es im Einzel nicht, gibt es für Boll, Ovtcharov und den Bremer Bastian Steger im Team-Wettbewerb eine zweite Chance. Die deutsche Auswahl ist an Position zwei gesetzt. Läuft alles nach Plan, kommt es am 17. August zum Traumfinale gegen China. Dann wäre auch Sportdirektor Richard Prause zufrieden. "Wir möchten die Tradition von 2008 und 2012 fortsetzen und im Herrenbereich wieder zu den Medaillengewinnern zählen", lautete seine Zielvorgabe.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 06.08.16 06:19 Uhr