Der deutsche Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov in Aktion. © dpa - Bildfunk Foto: Erik S. Lesser

Tischtennis

Ovtcharov schreibt Geschichte - Boll enttäuscht

Dimitrij Ovtcharov hat seine Medaillenchance im olympischen Tischtennis-Einzelwettbewerb gewahrt. Gegen den Slowenen Bojan Tokic setzte er sich am Montag (08.08.2016) in einer denkwürdigen Partie mit 4:1-Sätzen durch und steht im Viertelfinale. Zuvor war Timo Boll überraschend in der zweiten Runde gegen den Nigerianer Aruna Quadri ausgeschieden. Bei den Frauen erreichte Han Ying das Viertelfinale, für Petrissa Solja kam das Aus in Runde drei.

4:1 nach Sätzen - das klingt nach einem normalen Sieg und einer recht einseitigen Angelegenheit. In Wirklichkeit wird das Achtelfinalmatch zwischen Ovtcharov und Tokic in die olympische Geschichte eingehen. Grund ist der denkwürdige erste Satz: Tokic beendete diesen nach mehr als einer halben Stunde mit 33:31 für sich.

Klare Steigerung - Jetzt gegen Samsonow oder Drinkhall

Tokic hatte nach diesem längsten Satz seit der Umstellung von 21 auf elf Gewinnpunkte (bei Gleichstand wird weitergespielt, bis ein Spieler zwei Punkte Vorsprung hat) jedoch sein Pulver verschossen. Ovtcharov gewann im Anschluss vier Sätze in Folge - 12:10, 11:5, 11:4 und 11:7. Der Saarbrücker, der sich in seinem knappen Auftaktmatch gegen den Katarer Li Ping noch deutlich schwerer getan und nur hauchdünn mit 4:3-Sätzen (8:11; 11:4; 11:9; 7:11; 11:5; 9:11; 11:9) gewonnen hatte, verwandelte gleich seinen ersten Matchball und trifft nun in der Runde der besten Acht entweder auf den Weißrussen Wladimir Samsonow oder Paul Drinkhall (Großbritannien).

Timo Bolls Olympia-Traum jäh beendet

Zuvor hatte Timo Boll sein Zweitrundenmatch gegen den Nigerianer Aruna Quadri überraschend mit 2:4-Sätzen verloren. "Ich habe einfach zu lange gebraucht, um mich auf seine unorthodoxe Spielweise einzustellen", sagte Boll, "ich bin aber mit mir im Reinen, habe mir nichts vorzuwerfen. Ich hoffe, dass ich das Ganze jetzt ausblenden kann für die Mannschaft ab Freitag. Das ist ein neues Turnier und eine neue Chance."

Timo Boll war von Beginn an kaum wiederzuerkennen. Der knappe Sieg am Vortag gegen Alexander Schibajew (Russland) schien dem 35-Jährigen weniger Selbstvertrauen gegeben zu haben, als er es wohl selbst erwartet hatte. Wieder war der Deutsche lange Zeit zu passiv und ließ sich auch gegen den Nigerianer das Spiel aufdrücken.

Hohes Tempo von Quadri

Tischtennisspieler Timo Boll bei einem Spiel bei den Olympischen Spielen in Rio. © dpa picture alliance Foto: Erik S. Lesser

Kam mit der unorthodoxen Spielweise Quadris nicht zurecht: Timo Boll.

Quadri legte ein hohes Tempo vor, und Boll konnte dieses in den entscheidenden Momenten nicht mehr mitgehen. Sowohl den ersten als auch den zweiten Satz gewann Quadri mit 12:10. Den dritten Durchgang konnte Aruna dann sogar noch deutlicher mit 11:5 für sich entscheiden, weil er kompromisslos die Entscheidung suchte und auch das nötige Glück auf seiner Seite hatte.

Mit der Niederlage vor Augen mobilisierte Boll noch einmal neue Kräfte, gewann den vierten Satz mit 11:3 und schöpfte noch einmal Hoffnung. Auch im fünften Satz behielt er seine Marschroute bei und entschied diesen mit 11:5 für sich. Bolls Aufholjagd endete jedoch im sechsten Satz, den Quadri mit 11:9 für sich entschied und Boll damit aus dem Einzel-Wettbewerb eliminierte.

Der Traum von einer olympischen Einzel-Medaille bleibt für Boll damit weiter unerfüllt. In seiner ansonsten an Erfolgen reichen Karriere kam der Rekordeuropameister in den olympischen Einzel-Wettbewerben einfach nicht zurecht. Schon 2000 in Sydney, 2004 in Athen, 2008 in Peking und 2012 in London war Boll früh gescheitert.

Solja ohne Chance gegen Ri Myong

Tischtennisspielerin Petrissa Solja bei einem Spiel bei den Olympischen Spielen in Rio. © dpa picture alliance Foto: Erik S. Lesser

Petrissa Solja machte in Runde drei zu viele leichte Fehler.

Für Petrissa Solja sind die Olympischen Spiele von Rio de Janeiro nach ihrer ersten Partie in der dritten Runde hingegen bereits beendet. Die 22 Jahre alte Tischtennisspielerin vom TTC Berlin eastside unterlag der Nordkoreanerin Sun Ri Myong am Montag nach schwacher Leistung klar mit 0:4 (5:11; 7:11; 6:11; 6:11).

Solja konnte dem technisch starken und variantenreichen Spiel ihrer Gegnerin an diesem Tag nicht genug entgegensetzen. Zudem leistete sie sich viel zu viele leichte Fehler und fand nie richtig in die Partie. "Ich habe einfach kein Mittel gegen sie gefunden. Ich habe vieles probiert, doch sie hatte immer eine bessere Antwort", sagte Solja, die zuvor eine schlaflose Nacht hatte. "Ich habe kein Auge zubekommen, daher war ich auch nicht so flink. Ich war zu aufgeregt."

Nur noch Han Ying im Wettbewerb

Dagegen mischt Han Ying weiter mit. Die gebürtige Chinesin und Weltranglisten-Siebte besiegte Li Xue aus Frankreich sicher mit 4:1-Sätzen. Nach einem 11:4, 11:4, 8:11, 11:3 und 13:11 jubelte Han Ying. Im Viertelfinale wartet nun allerdings die chinesische Topfavoritin Ding Ning.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 09.08.16 03:43 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
Stand nach 306 von 306 Entscheidungen.

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