Der deutsche Diskuswerfer Christoph Harting jubelt. © Witters Foto: James Lang

Leichtathletik

"Endorphinübersteuert" - Harting räumt Fehler ein

Diskus-Olympiasieger Christoph Harting hat im exklusiven ARD-Interview sein Verhalten im Anschluss an sein Überraschungsgold in Rio erklärt und Fehler eingeräumt.

"Wie bereitet man sich darauf vor, Olympiasieger zu werden? Bei aller Tagträumerei - sowas kannst du dir nicht ausmalen. Du bist auch noch halb im Wettkampfmodus, du bist im Kopf eigentlich völlig woanders, du bist hormon-technisch völlig übersteuert. Damit umzugehen ist eine Kunst für sich", sagte der Berliner zur Siegerehrung, während der er beim Abspielen der Nationalhymne auf dem Podest die Arme verschränkt, geschunkelt, gepfiffen und auch herumgealbert hatte. "Stillstehen war nicht so meins, deswegen ist das vielleicht falsch angekommen", meinte der 25-Jährige.

Der deutsche Chef de Mission Michael Vesper hatte Hartings Verhalten nach dessen Gold-Triumph am Samstagabend (Ortszeit) in Rio gerügt: "Was er da aufgeführt hat bei der Siegerehrung, das war nicht gut, denn er ist ein Mitglied unserer Mannschaft und Botschafter unseres Landes." Auch Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, fand Hartings Aufführung "nicht optimal". Er sei aber überzeugt, dass der Goldmedaillengewinner "das so nicht gewollt" habe.

"War nicht so gemeint"

Zu seiner Wortkargheit gegenüber der Presse meinte Harting: "Ich habe dieses Jahr überhaupt keine Interviews gegeben, niemandem. Dass das natürlich ein bisschen anders läuft, habe ich erst im Nachhinein erfahren. Doof gelaufen", erläuterte der EM-Vierte von Amsterdam, der in Rio sein erstes großes Edelmetall geholt hatte - und dann gleich Gold. "Es ist in der Situation, so endorphinübersteuert, auch eher rausgepoltert gekommen. Insofern: Wem ich da auf den Fuß getreten bin, es tut mir leid, war nicht so gemeint", entschuldigte sich der 2,07-m-Hüne.

"Mein Job ist Sport machen"

Er werde allerdings wohl auch künftig in Olympiajahren keine Interviews geben, sagte der Berliner: "Auch wenn ich mittlerweile denke, dass es als Olympiasieger ein Stück weit Verantwortung ist, auch den Medien gegenüberzutreten. Aber es raubt unglaublich viel Zeit und Energie." Der Hauptgrund sei aber: "Ich bin Sportler. Mein Job ist Sport machen. Das Stadion ist meine Bühne, dafür lebe ich. Diese ganze PR-Maschinerie rundherum - das ist quasi noch einmal ein neues Berufsfeld, das muss man auch erst lernen. Soweit bin ich noch nicht", so der Bundespolizist, der zudem von schlechten Erfahrungen mit Medien sprach.

"Bin zur Legende geworden"

Seinen Olympiasieg konnte der 25-Jährige unterdessen auch Stunden nach dem Coup noch nicht richtig fassen: Er sei noch "Out of order" sagte Harting. Und zur Bedeutung des Triumphes: "Ich bin zur Legende geworden. Diesen Titel hast du dein Leben lang. Vor dem letzten Wurf habe er gedacht: 'Das lässt du dir nicht wegnehmen.' Und dabei ist es dann auch geblieben."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 14.08.16 04:50 Uhr