Rugby-Spieler Sony Bill Williams (mit Ball) in Aktion. © dpa-Bildfunk

Rugby

Rugby: Die Geschmeidigkeit der Kraftpakete

Die Biografien der Spieler sind teils abenteuerlich, das Olympische Dorf haben die muskelbepackten Athleten quasi im Sturm genommen - Rugby könnte zum Geheimtipp in Rio 2016 werden.

Beine wie Baumstämme, der beinahe rundtätowierte Oberkörper muskelbepackt wie bei Arnold Schwarzenegger in dessen besten Zeiten - es macht schon Eindruck, wenn Sonny Bill Williams dieser Tage mit seinen Kollegen vom neuseeländischen Rugbyteam durchs Olympische Dorf schlendert.

Rugby ist in Rio erstmals seit 1924 wieder bei Olympischen Spielen dabei. Neben Golf ist das Spiel mit dem ovalen Ei jene Sportart, die ihre olympische Renaissance feiert. Für rund 250 Millionen Rugby-Fans aus der ganzen Welt war die Rückkehr ihres Lieblingssports auf die olympische Bühne längst überfällig. Auch wenn in Rio mit der Sieben-Spieler-Variante 7er-Rugby nur die "kleinere" Version ihres Lieblingssports ausgetragen wird.

Beeindruckt im olympischen Dorf

Beeindruckt ist offensichtlich auch Rafael Nadal - jedenfalls wagte der spanische Tennisstar den neuseeländischen Wunsch nach einem Erinnerungsfoto offenbar nicht abzulehnen und stellte sich brav neben den 1,94 Meter großen und fast 110 Kilogramm schweren Williams - auch wenn er selbst dann gar nicht mehr so imposant daherkam.

Es ist dabei beileibe nicht nur der Sport, es sind vor allem auch die Spielertypen, die den Rugbysport so interessant machen. Neuseelands Williams ist da ein ganz gutes Beispiel. Der 31-jährige Sohn einer neuseeländischen Mutter und eines samoanischen Vaters konvertierte vor einigen Jahren zum Islam und sagt über sich selbst: "Ich war echt ein böser Bube früher. Der Sport und mein Glaube haben mich irgendwann vor dem Absturz gerettet."

"Nebenberuflich" erfolgreicher Boxer

In ärmlichen Verhältnissen im neuseeländischen Auckland aufgewachsen, schlug er sich in seiner Jugend als Bauarbeiter und Lagerarbeiter durch, ehe er 2004 zum professionellen Rugbysport fand und rasch Nationalspieler wurde. Rugby war ihm aber nicht genug, dafür spürte Williams wohl zu viel Energie und Aggressionen in sich - er entschloss sich 2009 jedenfalls, "nebenberuflich" in den Boxring zu steigen. Seine Bilanz bei den Schwergewichtlern, bei denen er bis 2013 boxte, wird heute noch mit einer gewissen Ehrfurcht davon erzählt: Er blieb in all seinen sieben Profikämpfen ungeschlagen.

Rugby blieb aber stets Williams' Kerngeschäft - nicht seine schlechteste Entscheidung, denn in der 15er-Variante seines Sports feierte er mit Neuseeland schon zwei Weltmeistertitel. In Rio gilt er mit seinem Team ebenfalls als einer der Topfavoriten auf den Sieg. Als größte Konkurrenten im 12er-Feld gelten Australien, Großbritannien und die Fidschi-Inseln.

Geheimfavoriten aus der Südsee

Das Rugby-Team der Fidschis in Aktion. © dpa-Bildfunk

Top in Form: Das Team der Fidschis.

Rugby ist in Fidschi Sportart Nummer eins, vor allem die 7er-Variante mit ihrem rasanten Spieltempo und nur wenigen Unterbrechungen hat es den rund 900.000 Einwohnern von dem kleinen Inselstaat im Südpazifik angetan. "Für mich sind die Fidschis der Topfavorit, noch vor Weltmeister Neuseeland", sagte Manuel Wilhelm, Leistungssportreferent beim Deutschen Rugby-Verband (DRV) vor dem Beginn des olympischen Turniers.

Nach einem Trainingsaufenthalt mit dem deutschen Team im Januar auf den Fidschis war er beeindruckt: "Sie haben eine perfekte Kombination aus Spielwitz, Technik und Kraft. Sieben Spieler wiegen mehr als 100 Kilo und können sich dennoch geschmeidig bewegen", erläutert Wilhelm die besondere Stärke des Südsee-Teams.

Deutschland nicht qualifiziert

Der DRV schaut beim Olympia-Turnier mit jeweils zwölf Frauen- und Männer-Teams nur zu. Die Männer-Auswahl schaffte es im langen Qualifikations-Zyklus immerhin bis ins Weltfinale und belegte dort Rang vier. Das reichte aber nicht. Die Frauen starteten am Samstag (06.08.16) in ihr dreitägiges Turnier. Favorisiert sind die Weltmeisterinnen aus Neuseeland und Australien. Danach kämpfen von Dienstag an die Männer um die Medaillen und um die Nachfolge der USA. Die Amerikaner gewannen 1924 in Paris das bisher letzte Rugby-Gold.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 05.08.16 22:50 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
Stand nach 306 von 306 Entscheidungen.

Alle Platzierungen | mehr