Der deutsche Handball-Nationalspieler Uwe Gensheimer © Witters Foto: Valeria Witters

Handball

"Sad Boys" mit Volldampf in den Bronze-Kampf

Aus den "Bad Boys" waren "Sad Boys" geworden, die deutschen Handballer hatten schwer an der Niederlage gegen Frankreich zu knabbern. Jetzt aber heißt es: Konzentration - gegen Polen soll die Bronzemedaille her.

Uwe Gensheimer war einer der ersten, die den Fokus schon wieder auf das nächste wichtige Spiel richteten: "Wir haben das große Ziel, mit etwas anderem als der Akkreditierung um den Hals nach Hause zu kommen", sagte der Kapitän der deutschen Handballer nach dem Abschlusstraining am Samstag (20.08.16) in Rio. Im Spiel um Platz drei gegen den WM-Dritten Polen am Sonntag (15.30 Uhr MESZ/im Livestream auf sportschau.de) wolle sich das Team "für das bislang sehr, sehr gute Turnier belohnen", meinte Gensheimer.

Stachel sitzt tief

Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson (l.) diskutiert mit einem Schiedsrichter. © imago/Camera 4

"Nicht jammern" - das ist die Devise von Bundestrainer Dagur Sigurdsson (l.).

Wenn das doch alles so einfach wäre. Natürlich sitzt der Stachel der Enttäuschung nach der Last-Minute-Niederlage gegen Frankreich im Halbfinale tief. Nach einer über weite Strecken schwachen Leistung waren die "Bad Boys" in der Schlussphase der Partie eindrucksvoll zurückgekommen und hatten den Top-Favoriten am Rande der Niederlage. Erst der Ex-Kieler Daniel Narcisse zerstörte mit seinem Treffer zum 29:28 drei Sekunden vor Schluss den deutschen Traum vom Olympiasieg. Aus den "Bad Boys" waren "Sad Boys" geworden.

"Es ist enttäuschend, aber es hilft jetzt nicht zu jammern oder ein Drama daraus zu machen. Wir müssen das schnell abhaken und uns bestens vorbereiten", sagte mit verkniffenem Gesichtsausdruck Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Seine Mannschaft sei weiterhin "hungrig". Und das werde man am Sonntag sehen. "Das ist keine Endstation. Alle wollen die Medaille", sagte der Isländer.

"Niederlage hat uns noch stärker gemacht"

Trotzig reagierte auch DHB-Vizepräsident Bob Hanning: "Jetzt geht es darum, die Enttäuschung schnell in positive Gefühle umzuwandeln." Ungeachtet der Niederlage habe das Spiel gegen Frankreich "uns noch ein Stückchen stärker gemacht".

Das gilt es nun zu beweisen - die Erinnerungen an Polen sind gut: In der Vorrunde hatte das deutsche Team gegen den Nachbarn im zweiten Turnierspiel mit 32:29 gewonnen. Aber: "Die Polen haben sich seitdem gesteigert", glaubt Gensheimer und warnt besonders vor dem früheren Bundesliga-Profi Karol Bielecki. "Er spielt ein überragendes Turnier. Der haut die Dinger aus zwölf Metern in den Winkel. Da müssen wir in der Abwehr rausgehen", sagt der Linksaußen.

"Wird 50:50-Spiel"

Sigurdsson sieht beide Mannschaften auf Augenhöhe. "Das wird ein 50:50-Spiel", glaubt der Isländer und versichert, dass die deutsche Niederlage gegen Frankreich "komplett raus" aus den Köpfen sei. Das sieht auch Außenspieler Tobias Reichmann so: "Wir wissen, dass es jetzt noch um die Medaillen geht", sagt er. Und er fügt hinzu: "Wenn angepfiffen wird, werden wir alles geben."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 20.08.16 20:00 Uhr