Emanuel Buchmann (l.) © dpa-Bildfunk

Radsport Straße

Straßenrennen: Schwerer Kurs und deutsche Außenseiter

Das olympische Straßenrennen der Männer am Samstag (06.08.16) hat es in sich: Auf einem schweren Kurs sind kletterstarke Klassikerspezialisten gefragt. Die deutschen Starter sind nur Außenseiter.

Jan Schaffrath hat schon viel erlebt im Radsport, doch vor dem olympischen Kurs hat der Nationaltrainer des deutschen Teams vor allem eines: Respekt. "Ich kann mich an keine annähernd so schwere Olympia-Strecke erinnern", sagt der 44-Jährige, der seine aktive Karriere 2005 beendete und seither als Sportlicher Leiter und eben Bundestrainer arbeitet.

Schaffrath steht mit seinen Jungs vor dem Straßenrennen in Rio vor einer Herkulesaufgabe. Weil der Rennkurs mit seinen 241,5 Kilometern Länge und dem enorm schweren, weil bergigen, Profil nicht wirklich zu den derzeit besten deutschen Straßenfahrern passt, hat der Bund Deutscher Radfahrer die vier ihm zustehenden Startplätze noch nicht einmal voll ausgeschöpft, sondern einen Startplatz zugunsten eines zusätzlichen Bahnfahrers geopfert. Bahnrad-Spezialist Maximilian Levy hat zwar angekündigt, am Straßenrennen teilzunehmen, er wird aller Voraussicht nach aber nicht allzu lange im Rennen bleiben.

Chance als Außenseiter

Somit gehen mit Tony Martin, Simon Geschke und Emanuel Buchmann nur drei statt der erlaubten vier deutschen Radprofis ernsthaft ins Straßenrennen. Entsprechend gering werden die Erfolgsaussichten des deutschen Teams gesehen: "Wir sind sicherlich nicht mehr als Außenseiter. Aber vielleicht liegt genau hier auch unsere Chance", sagt Schaffrath.

Start und Ziel des Olympia-Kurses liegen direkt an der Copacabana, doch wer auf eine gemütliche Tour entlang der malerischen Küste hofft, wird recht schnell eines Besseren belehrt. Schon wenige Kilometer nach dem Start geht's ab in den bergigen Grumari-Rundkurs mit Kopfsteinpflasterpassagen und steilen Anstiegen, der viermal zu absolvieren ist. Schon hier dürfte das Feld kaum zusammenbleiben, angesichts der Schwere des Kurses sind schnell viele kleine Gruppen zu erwarten.

Schwieriges Terrain

Polizist und Radfahrer am Vista Chinesa. © dpa picture alliance

Idyllisch aber anstrengend: Anstieg an der Vista Chinesa.

Auf dem Rückweg zur Copacabana ist dann keineswegs schon aktive Erholung für die Fahrer angesagt, denn nun treffen die Athleten auf den kleineren Rundkurs am Aussichtspunkt Vista Chinesa mit dem bis zu 15 Prozent steilen Canoas-Anstieg, der dreimal zu bezwingen sein wird. Schwierig ist nicht nur der Anstieg, sondern auch die jeweilige Abfahrt, denn in dem dunklen und feuchten Regenwaldgebiet ist durchaus nasser und rutschiger Asphalt zu erwarten.

Ein sehr schwerer Kurs, der einen hektischen und möglicherweise sogar chaotischen Rennverlauf erwarten lässt, zumal die Teams mit maximal fünf Fahrern klein sind und sie das Rennen daher unmöglich perfekt kontrollieren können.

Sprinter haben abgewunken

Während die Sprinter von vorneherein abgewunken haben und gar nicht erst starten, kommen für die Favoritenrolle am ehesten Klassikerspezialisten mit guten Kletterfähigkeiten infrage. So werden der Spanier Alejandro Valverde, der Niederländer Bauke Mollema, Rafal Majka, frischgebackener Bergkönig der Tour de France, und sogar Tour-Sieger Chris Froome als Mitfavoriten gehandelt.

Aus dem deutschen Lager dürfte am ehesten Youngster Buchmann in der Lage sein, im bergigen Gelände vorn mitzumischen. Der momentan beste deutsche Bergfahrer hat sich bei Tour de France wie schon im Vorjahr stark präsentiert, mit seinen 23 Jahren ist er allerdings immer noch im Aufbau befindlich. "Für mich ist es schon eine große Ehre, in Rio überhaupt dabei zu sein", sagt er. Ein Ziel möchte er nicht in Zahlen formulieren. "Ich möchte Deutschland würdig vertreten", äußerte er sich vor dem Start sehr zurückhaltend. Ein Ziel, mit dem auch Jan Schaffrath wird leben können.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 05.08.16 12:35 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
Stand nach 306 von 306 Entscheidungen.

Alle Platzierungen | mehr