Die deutschen Tischtennisspielerinnen jubeln. © dpa - Bildfunk Foto: Felix Kästle

Tischtennis

Tischtennis-Damen haben Silber schon sicher

Die deutschen Tischtennis-Damen sind nach einem wahren Krimi gegen Japan ins Endspiel eingezogen und haben damit ihre erste Olympia-Medaille bereits sicher. Die Herren stehen im Halbfinale des Teamwettbewerbs und greifen ebenfalls nach Edelmetall.

Die Auswahl um die deutsche Nummer eins Han Ying setzte sich am Montag (15.08.2016) in Rio de Janeiro in einem Marathon-Halbfinale mit 3:2 gegen Vize-Weltmeister Japan durch. Im Finale am Dienstag spielen Ying, Petrissa Solja und Xiaona Shan gegen China oder Singapur um Gold im Teamwettbewerb. Es ist die allererste Olympia-Medaille für Deutschlands Tischtennis-Frauen. Gegen die an Nummer zwei gesetzten Japanerinnen zeigte die Auswahl von Bundestrainerin Jie Schöpp eine ganz starke Leistung und kämpfte den Gegner schließlich nach knapp vier Stunden nieder. "Ich würde gerne aus der Silber- eine Gold-Medaille machen. Die Chance ist immer da", sagte Han Ying nach dem Finaleinzug. Allerdings wartet im Finale der haushohe Favori China.

Spektakulärer Erfolg zum Auftakt

Im ersten Spiel gewann Solja gegen die erst 15-jährige Japanerin Mima Ito spektakulär 3:2 (11:5, 4:11, 11:8, 6:11, 12:10). Im letzten Satz hatte Solja bereits 6:9 zurückgelegen, dann spielte die 22-jährige Berlinerin groß auf und verwandelte ihren zweiten Matchball. Doch die Führung gegen den vermeintlichen Favoriten war schon im folgenden Spiel wieder dahin. Han Ying vergab eine 2:0-Satzführung und verlor 2:3 (11:6, 11:9, 6:11, 6:11, 8:11) gegen Kasumi Ishikawa.

Glatte Niederlage in Spiel vier

Auch im Doppel begannen die deutschen Frauen stark und gewannen den ersten Satz, die Japanerinnen konterten umgehend und hatten ständig eine Antwort parat - die dritte Partie des Halbfinals entwickelte sich zu einer technisch hochwertigen Tischtennis-Schlacht mit offenem Ausgang. Sensationelle Ballwechsel und am Ende der glückliche Ausgang aus deutscher Sicht: Xiaona Shan und Petrissa Solja bezwangen das japanische Duo Ai Fukuhara/Mima Ito 3:2 (11:6, 10:12, 7:11, 11:9, 11:7). Allerdings musste Xiaona Shan unmittelbar danach eine glatte 0:3-Niederlage im dritten Einzel gegen Kasumi Ishikawa hinnehmen - die Entscheidung war aufs letzte, vierte Einzel vertagt.

Tischkante rettet den Sieg

Han Ying gegen Ai Fukuhara - das Duell der Nummer sieben gegen die Nummer acht der Weltrangliste entschied über Finaleinzug und sicheren Medaillengewinn oder "Nachsitzen" im Platz-drei-Spiel um Bronze. Und so nah die beiden in der Weltrangliste zusammenliegen, so eng ging es an der blauen Platte im Riocentro zu. 7:11 verlor Han Ying den ersten Satz, kam aber stark zurück und gewann die beiden darauffolgenden Sätze mit 11:9 und 11:4. Fukuhara rettete sich mit einem 11:6 in den fünften und entscheidenden Durchgang - dort wurde es endgültig zum Nervenspiel: Beim Stand von 10:9 und Matchball für Han sprang der Ball von der oberen Tischkante zur Seite weg - das Halbfinale war entschieden.

Deutsche Männer ziehen ins Halbfinale ein

Deutschlands Tischtennisspieler Timo Boll © dpa - Bildfunk Foto: Jeon Heon-Kyun

Boll sorgte für die Führung gegen Österreich.

Zuvor waren die deutschen Tischtennis-Männer mit einem 3:1-Viertelfinalsieg gegen Österreich ins Halbfinale eingezogen. Der Gegner heißt ebenfalls Japan. Der deutsche Fahnenträger Timo Boll hatte Deutschland im ersten Einzel mit einem 3:0 gegen Robert Gardos in Führung gebracht. Die Sätze waren allerdings umkämpft, Boll behielt mit 14:12, 11:8, 12:10 die Oberhand. Auch das zweite Einzel zwischen Dimitrij Ovtcharov und Stefan Fegerl ging mit 3:0 an Deutschland. Nach Ovtcharovs 11:7, 12:10, 11:8 hatte Deutschland schon im Doppel die Chance auf den Sieg gegen den Europameister Österreich.

Steger erneut der Matchwinner

Boll und Bastian Steger bekamen es mit dem starken Doppel Daniel Habesohn/Gardos zu tun. Die Partie war umkämpft und ging in den entscheidenden fünften Satz. Dort verpatzten Boll/Steger den Start und verloren am Ende mit 7:11, 11:2, 8:11, 11:6 und 3:11. Steger musste direkt wieder ran, im Einzel gegen Österreichs Nummer eins Fegerl, der in der Bundesliga für Borussia Düsseldorf spielt. Und wie schon in der ersten Runde gegen Taipeh besorgte der formstarke Steger den entscheidenden Punkt: Er gewann mit 11:8, 13:11, 11:7.

Damit hat Deutschland nach Bronze 2012 und Silber 2008 die Chance auf die nächste Mannschaftsmedaille. Gegner im Halbfinale ist am Montag Japan, das sich im Viertelfinale 3:1 gegen Hongkong durchsetzte. "Wir haben gut gespielt und waren sehr konzentriert, deshalb können wir zufrieden sein", sagte Boll: "Aber wir haben noch nichts in der Hand. Wir brauchen noch einen weiteren Sieg für eine Medaille." Bundestrainer Jörg Rosskopf ergänzte: "Die Jungs haben gezeigt, dass sie den Weg noch ein bisschen weiter gehen wollen."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 15.08.16 16:44 Uhr