Serena Williams beim Training in Rio © picture alliance / dpa

Tennis

Williams: Ein Graf-Rekord bleibt unerreichbar

Serena Williams sammelt große Tennis-Titel in Serie und ist auch in Rio Favoritin auf den Olympia-Sieg. Dennoch wird ein Ziel für sie wohl unerreichbar bleiben. Verantwortlich dafür: Rivalin Angelique Kerber.

Sie hat noch lange nicht genug, auch wenn sie gerade ein großes Ziel erreicht hat. In Wimbledon hat sie mit ihrem 22. Grand-Slam-Titel Steffi Graf eingeholt. Aber das sei ihr eigentlich gar nicht so wichtig, versucht Serena Williams den Tennis-Fans weiszumachen. Sie hat jetzt fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt - und wahrscheinlich wird sie irgendwann als erfolgreichste Spielerin der Tennis-Geschichte von der weltweiten Bühne des weißen Sports abtreten. Nur eines wird ihr Steffi Graf wohl auf ewig voraushaben: den Gewinn des Golden Slam.

Kerber als Spielverderberin

Der Triumph bei allen vier Grand-Slam-Turnieren und zusätzlich auch bei Olympia, was Graf im Jahr 1988 gelang, wird für die Weltranglisten-Erste aus den USA auch in diesem Olympia-Jahr unerreichbar sein. Und dafür ist in Angelique Kerber ausgerechnet eine Graf-Nachfolgerin verantwortlich. Bei den Australian Open holte die aktuell beste deutsche Tennisspielerin und Nummer zwei der Weltrangliste ihren ersten Grand-Slam-Titel und machte Williams damit gleich zu Beginn der Olympia-Saison einen dicken Strich durch ihre Rechnung.

Siebter Streich in Wimbledon

Die Enttäuschung saß ziemlich tief, verriet Williams später. Auf dem Court und bei der Siegerehrung in Melbourne ließ sie sich jedoch nichts anmerken. Vorbildlich und sportlich fair präsentierte sie sich, als Kerbers große Stunde schlug. Dass beider Zuneigung und Respekt nicht gespielt war, zeigte sich bei der Revanche auf dem Heiligen Rasen in Wimbledon, welche die Jüngere der beiden Williams-Schwestern für sich entschied. Es war ihr siebter Erfolg im Londoner All England Club. 

Neue Revanche in Rio?

Gut möglich, dass es in Rio ein weiteres finales Duell zwischen Williams und Kerber gibt. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass beide "wie wild auf die Goldmedaille" sind. Das haben sie vielfach beteuert, was in Tennis-Kreisen nicht unbedingt dem Standard entspricht. Die Voraussetzungen des Spitzenduos der Weltrangliste könnten allerdings unterschiedlicher kaum sein. Während die eine (Kerber) erstmals bei Olympischen Spielen reüssieren will, plant die andere (Williams), ihren doppelten Triumph von London 2012 zu wiederholen. Auf dem olympischen Rasen in Wimbledon dominierte sie mit Schwester Venus auch im Doppel - wie schon in Sydney 2000 und Peking 2008.

Erträgliche Lücke

"Olympia ist etwas ganz Besonderes", sagt Serena Williams und lässt unausgesprochen, wie sehr sie die verpasste Golden-Slam-Chance noch immer ärgert. Mit nun bald 35 Jahren wird sie wohl zum letzten Mal bei Olympia aufschlagen. Dass der Golden Slam gar kein offizieller Titel ist, macht die Lücke im prall gefüllten Trophäenschrank möglicherweise erträglicher für die modebewusste Kalifornierin, die extravagantem Schmuck und teuren Handtaschen gleichermaßen zugetan ist wie außergewöhnlichen Outfits - auf dem Court und auch daneben.

Keine Angst vor Langeweile

Eines nicht mehr allzu fernen Tages wird die am 26. September 1981 in Saginaw im US-Bundesstaat Michigan geborene Tennis-Legende den Schläger aus der Hand legen. Dann wird Serena Williams vielleicht Kleider und Sportklamotten designen, sich um ihre in Kenia gegründeten Schulen kümmern oder als Botschafterin des Kinderhilfswerks UNICEF um die Welt reisen. Oder schon bald eigene Kinder haben, wie sie unlängst angedeutet hat. Langweilig werde ihr ganz sicher nicht.

"Ich will immer mehr"

Aktuell lockt Williams aber noch ihr zweiter Olympiasieg im Einzel. Halbe Sachen mag die Ausnahme-Spielerin nämlich ganz und gar nicht. "Wenn ich auf dem Court stehe, bekommt ihr alles von mir. So war das schon immer", sagt sie. "Das liegt mir im Blut, dafür lebe ich." Bis dato brachte ihr das 71 Turniersiege auf der WTA-Tour, Triumphe bei den Grand Slams in Melbourne (6), Paris (3), Wimbledon (7) und Flushing Meadows (6) sowie ein Preisgeld von mehr als 80 Millionen Dollar. Seit fast 30 Jahren jagt sie dem Filzball hinterher und betont: "Ich will immer mehr." Nur der  Golden Slam bleibt wohl ein Wunschtraum.

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 07.08.16 08:09 Uhr

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Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
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