Deutschlands Lukas Klostermann (Nr. 3) und Sven Bender (Nr. 6) freuen sich mit ihren Teamkollegen. © picture alliance / AP Images

Fußball

Hrubesch-Team stürmt nach Rio

Die deutschen Fußballer haben das olympische Finale in Rio de Janeiro erreicht. Gegen kämpferisch starke Nigerianer brachte eine Energieleistung den Sprung ins legendäre Maracanã zum Endspiel gegen Brasilien am Samstag (20.08.16/22:30 Uhr MESZ). Lukas Klostermann (9.) und Nils Petersen (89.) erzielten die Treffer zum 2:0 (1:0)-Sieg.

"Wir haben schon vor dem Spiel gesagt, dass wir schon hier heute die Medaille klarmachen wollen. Das ist den Jungs in glänzender Art und Weise gelungen", freute sich nach dem Spiel Coach Horst Hrubesch. Und er blickte schon voraus auf das Finale gegen Brasilien in Rio: "Wir geben niemals auf. Das ist unsere Stärke. Mal schauen, was jetzt im Maracanã passiert."

Schnell, schneller, Lukas Klostermann - dass der Außenverteidiger von RB Leipzig sprinten kann, ist ja hinlänglich bekannt. Der 20-Jährige läuft die 30-Meter-Strecke in 3,72 Sekunden - schneller als Usain Bolt. Dass er aber auch schnell treffen kann, bewies er in Sao Paulo eindrucksvoll. Gerade einmal neun Minuten waren gegen Nigeria absolviert, da spritzte Klostermann drei Meter vor dem Tor in eine perfekte Flanke von Max Meyer und brachte das deutsche Team mit 1:0 in Führung. Serge Gnabry hatte die ganze Sache eingeleitet, sein Pass in die Tiefe zu Meyer war ein Geniestreich.

Nigeria körperlich stark

Deutschland führte - doch wer glaubte, das Halbfinale könne fortan ein Spaziergang für Deutschland werden, sah sich rasch getäuscht. Der U23-Afrikameister von 2015 bewies nun seine Stärken, die in erster Linie im körperlichen Spiel und der Offensive lagen. Zweikampfstark wurde das spielerisch stärkere deutsche Team hart bearbeitet, bei Ballbesitz ging es für die Westafrikaner mit steilen Pässen schnell nach vorn. Und insbesondere mit dem bulligen Stürmer Sadiq Umar hatten die deutschen Abwehrleute so ihre Probleme.

Schon in der 12. Minute lag das 1:1 in der Luft, als Keeper Timo Horn sich einen verheerenden Stockfehler vor dem eigenen 16er leistete, dann aber im Eins-gegen-Eins-Duell gegen Umar Sieger blieb. Nach einer guten halben Stunde eine Doppelchance für die Westafrikaner: Nach einer Linksflanke von Umar scheiterte Imo Ezekiel elf Meter vor dem Tor zunächst am grätschenden Niklas Süle, im zweiten Versuch wurde John Obi Mikel bei seinem Schuss vom heranstürzenden Matthias Ginter geblockt.

Selke verpasst das frühe 2:0

Deutschlands Matthias Ginter (r.) im Zweikampf mit dem Nigerianer Umar Zango. © imago/Fotoarena

Deutschlands Matthias Ginter (r.) im Zweikampf mit dem Nigerianer Umar Zango.

Das deutsche Team war nun endgültig wieder wach und antwortete stark: Meyer mit einem Distanzschuss (35.), Davie Selke mit einem Drehschuss aus 17 Metern (37.) und nochmals Selke nach einem Klasse-Querpass von Lars Bender (42.) verpassten nur hauchdünn das 2:0.

Der zweite Abschnitt war gerade drei Minuten alt, da setzte Gnabry zu einer seiner genialen Einzelleistungen an: Mit Ball am Fuß zog er von links nach innen und schoss knallhart aus 18 Metern auf's lange Eck - Nigerias Keeper Daniel Akpeyi parierte glänzend. Zwei Minuten später die nächste Gelegenheit für Selke: Von Gnabry geschickt, umspielte er den nigerianischen Keeper, brachte den Ball aus zu spitzem Winkel dann aber nicht unter.

Bärenstarke deutsche Hintermannschaft

Deutschland arbeitete weiter am 2:0, in der 58. Minute die nächste Chance für Gnabry: Nach Vorarbeit von Süle zog der Profi vom FC Arsenal aus 13 Metern halblinker Position ab - knapp drüber. Aber auch die Westafrikaner, die zuvor ja Dänemark und Schweden ausgeschaltet hatten, gaben sich keineswegs schon geschlagen. Mit gleich drei Wechseln sorgten sie noch einmal für neue Impulse in der Offensive - allein: Gegen die bärenstarke deutsche Hintermannschaft war für sie kein Durchkommen mehr.

Einen einzigen Aufreger hatten die Hrubesch-Schützlinge noch zu überstehen, als Stanley Amuzie einen 18-Meter-Freistoß zentral vor dem deutschen Tor weit über selbiges hämmerte (81.). Zwei Minuten vor Schluss die Entscheidung: Nach Vorarbeit von Selke drückte der eingewechselte Nils Petersen den Ball am langen Pfosten über die Linie - 2:0. Mehr war nicht, das deutsche Team zog am Ende hauchdünn, aber völlig verdient ins Finale ein.

Dadurch erfüllt sich nun auch endgültig der Traum vom Einzug ins olympische Dorf: Dank der Unterstützung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist es kurzfristig gelungen, den gesamten DFB-Tross dort einzubuchen, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit. "Das wird ein einzigartiges Erlebnis, auf das wir uns sehr freuen", sagte Trainer Hrubesch. Zunächst hatte es nach dem Halbfinale geheißen, dass wegen offizieller Bestimmungen nicht alle Betreuer ins Athleten-Dorf einziehen dürften. Daraufhin hatte das Team entschieden, in einem Hotel Quartier zu beziehen: "Keine Trennung! Wir sind ein Team! Wir haben diesen Weg gemeinsam begonnen und wir gehen ihn gemeinsam bis zum Schluss."

Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 18.08.16 04:41 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 46 37 38
2. Flagge Großbritannien GBR 27 23 17
3. Flagge Volksrepublik China CHN 26 18 26
4. Flagge Russland RUS 19 17 20
5. Flagge Deutschland GER 17 10 15
6. Flagge Japan JPN 12 8 21
7. Flagge Frankreich FRA 10 18 14
8. Flagge Südkorea KOR 9 3 9
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