Strassenradrennen
Doppel-Gold für Durst - auch Warias triumphiert
Hans-Peter Durst ist in Rio unschlagbar: Der deutsche Radsportler gewann nach dem Zeitfahren in Rio auch das Straßenrennen. Jubeln durfte am Freitag (16.09.16) auch Steffen Warias - über seine erste Paralympics-Goldmedaille überhaupt. Den deutschen Erfolgstag komplettierten Denise Schindler und Jana Majunke mit ihren schnellen Fahrten zur Bronzemedaille. Nur Michael Teuber und Erich Winkler gingen leer aus.
Auch am dritten Tag der Straßenrad-Wettbewerbe bei den Paralympics in Rio haben sich die deutschen Fahrerinnen und Fahrer in Topform gezeigt: In den vier Rennen des Tages mit deutscher Beteiligung gab es vier weitere Medaillen. Schon am Mittwoch und Donnerstag (14./15.09.16) hatte das "Team Germany" sechsmal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze gewonnen. Mit der Gesamtausbeute von jetzt schon 14 Mal Edelmetall auf der Straße und einer Bronzemedaille auf der Bahn (Kai-Kristian Kruse und Stefan Nimke im Zeitfahren) sind die Radsportler die fleißigsten Medaillensammler im deutschen Paralympics-Team. Mit ihrer Ausbeute wären sie am Freitagnachmittag (Ortszeit) auf Platz elf im Medaillenspiegel aller an den Paralympics teilnehmenden Nationen gewesen.
Erster deutscher Rio-Doppelsieger
Hans-Peter Durst zeigte sich zwei Tage nach seiner kuriosen "sattellosen", aber schnellen Fahrt zur Zeitfahr-Goldmedaille gut erholt: Im Straßenrennen über 30 Kilometer hatte der 58-Jährige aus Dortmund im Ziel nach 50:57 Minuten drei Sekunden Vorsprung vor seinen Verfolgern: Der Brite Davis Stone gewann Silber, Nestor Ayala Ayala aus Kolumbien fuhr auf Rang drei. Durst, der Störungen des Gleichgewichtssinns und eine Funktionsstörung im rechten Bein hat, sitzt bei seinen Rennen auf einem Dreirad. Der Weltmeister von 2015 ist bislang der einzige Athlet aus dem 155-köpfigen deutschen Team, der in Rio zwei Goldmedaillen gewonnen hat. "Ich wäre auch mit einer Goldmedaille schon sehr zufrieden gewesen. Dass es nun zwei sind, ist unglaublich und unbeschreiblich", sagte Durst, der zum Ende des Rennens "volles Risiko" gegangen war.
Warias im Schlussspurt mit den größten Reserven
Zum ersten Mal ganz oben: Steffen Warias ist absolut happy über den Sieg.
Steffen Warias gewann ein spannendes Rennen über gut 70 Kilometer im Schlussspurt. Von Beginn an war der 31-Jährige auf dem Rundkurs im Stadtteil Barra in der Spitzengruppe dabei gewesen - und es bis zum Ende geblieben. "Vor dem Rennen war ich so nervös wie lange nicht mehr. Aber ich habe mit einer Medaille geliebäugelt. Dass es sogar Gold ist, freut mich natürlich riesig", sagte der strahlende Sieger, der eine eingeschränkte Unterschenkelmuskulatur und Klumpfüße hat, im Ziel. Nach 1:49:11 Stunden verwies der gebürtige Tübinger vom RVC Reute den Belgier Kris Bosmans und Fabio Anobile aus Italien - beide zeitgleich - auf die Plätze zwei und drei. Sein Fazit: "Wir waren beim Schlusssprint zu fünft und Vierter oder Fünfter wollte ich auf keinen Fall werden. Aber es ist alles aufgegangen." Warias hatte vor vier Jahren in London den Sieg auf der Straße als Zweiter noch knapp verpasst, im Zeitfahren am Mittwoch war er als Fünfter ins Ziel gekommen.
Teuber: "Ich habe meine Leistung gebracht"
Warias' Teamkollege Michael Teuber, der im Zeitfahren am Mittwoch Gold gewonnen hatte, hatte auf der Straße nichts mit der Medaillenvergabe zu tun: Der inkomplett querschnittsgelähmte Münchner kam nach 1:52:09 Stunden als 14. ins Ziel. Er haderte ein wenig damit, dass bei den Paralympics Sportler aus drei Klassen mit unterschiedlichen Handicaps zusammen in einem Rennen fahren: "Ich habe meine Leistung gebracht. Ich war Erster in meiner Gruppe. Wäre das eine WM, hätte ich jetzt auch Gold." Erich Winkler aus Geisenhausen, Vierter im Zeitfahren, belegte in 1:55:04 Stunden Platz 18.
Nach Silber im Zeitfahren jetzt Bronze für Schindler
Denise Schindler gewann Silber im Zeitfahren, Bronze auf der Straße.
Denise Schindler, die vor vier Jahren in London Zweite im Straßenrennen geworden war, versuchte in einem taktisch geprägten Rennen einige Attacken, konnte sich aber nicht entscheidend absetzen. Die unterschenkelamputierte 30-Jährige vom BSV München fuhr beständig in der Spitzengruppe mit, hatte dann aber im Schlussspurt nach gut 47 Kilometern das Nachsehen: Zeitgleich mit Jamie Whitmore aus den USA und der Chinesin Sini Zeng kam Schindler in 1:30:14 Stunden auf Rang drei ins Ziel. Ganz zufrieden war sie nach dem Rennen nicht: "Ich hätte schon gerne Gold geholt. Ich habe den Sprint wohl etwas zu früh angezogen, und dann fehlte mir wegen der Berge etwas die Kraft. Aber es ist eine Medaille, das ist okay. Es hätte ja auch gar nix sein können." Im Zeitfahren vor zwei Tagen hatte die Deutsche die Silbermedaille gewonnen, im Bahnradrennen über 3000 m war sie disqualifiziert worden.
Majunke setzt den krönenden Schlusspunkt
Anders als Schindler war dagegen Jana Majunke aus Cottbus über ihre Bronzemedaille im letzten Rennen des neunten Wettkampftages mit deutscher Beteiligung "total happy". Bei ihrer ersten Paralympics-Teilnahme musste sich die spastisch gelähmte 26-Jährige im Straßenrennen über 30 Kilometer in 1:08:19 Stunden nur Carol Cooke aus Australien (1:07:51) und der US-Amerikanerin Jill Walsh (1:08:08) geschlagen geben. Die Enttäuschung über Platz vier im Zeitfahren ist bei der Dreirad-Fahrerin endgültig verflogen: "Ich bin super zufrieden. Es war ein sehr taktisch geprägtes Rennen, das am Anfang sehr langsam war und dann immer schneller wurde. Ich bin froh, Bronze erreicht zu haben."
Stand: 16.09.16 19:21 Uhr
Weitere Informationen
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | CHN | 107 | 81 | 51 |
2. | GBR | 64 | 39 | 44 |
3. | UKR | 41 | 37 | 39 |
4. | USA | 40 | 44 | 31 |
5. | AUS | 22 | 30 | 29 |
6. | GER | 18 | 25 | 14 |
7. | NED | 17 | 19 | 26 |
8. | BRA | 14 | 29 | 29 |
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