Anne Haug: Mit Engelchen und Teufelchen
Steckbrief
in Pegnitz
Größe: 164 cm
Gewicht: 51 kg
Verein: LAZ Saarbrücken
Beruf: Profisportlerin und Diplomierte Sportwissenschaftlerin
Sportliche Eckdaten
Größte Erfolge
Weltmeisterschaft:1. Platz 2013
3. Platz 2013
2. Platz 2012
Europameisterschaft:
5. Platz 2016
Manchmal sind die Gegner nicht zu fassen. Nicht so einfach jedenfalls, behauptet Anne Haug. Die beste deutsche Triathletin hat das abermals erlebt, als sie Ende April in Kapstadt die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro endgültig unter Dach und Fach gebracht hat. Platz 15 - mehr war gar nicht mehr nötig bei diesem Rennen der WM-Serie über die olympische Distanz von 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. Aber dann bekam es die 33-Jährige mit Engelchen und Teufelchen zu tun.
Auf's Engelchen gehört
Es sei eben immer das Gleiche, das typische Problem: "Wenn Du nur unter die Top-15 kommen musst, meldet sich im Hinterkopf das Teufelchen und sagt: Du hast doch die Qualifikation schon so gut wie sicher, und hier ist alles so furchtbar anstrengend!“ Doch sie hat offenbar mehr auf das Engelchen gehört - und schaffte in der Endabrechnung locker Rang vier und damit das Ticket nach Rio. Dabei ärgerte sich Haug mächtig, nicht wenigstens unter die besten Drei gekommen zu sein.
Ohne Umweg nach Rio
"Mein Kopf war so glücklich über die Qualifikation, dass irgendwie die Luft raus war. Nur Vierte zu werden bei dem Rennverlauf, darf eigentlich nicht passieren", schrieb sie auf ihrer Website. "Aber hätte, sollte - bringt ja nichts!" Das wichtigste sei sowieso gewesen, dass sie sich danach optimal auf Rio vorbereiten konnte, ohne noch den Qualifikations-Umweg über Yokohama nehmen zu müssen.
Geplante Rückendeckung
Zunächst sah es allerdings so aus, als sollte sie bei Olympia eine deutsche Einzelkämpferin sein. Erst nach einem Possenspiel mit juristischer Einlage wurde in Laura Lindemann eine zweite Starterin nominiert, die der Medaillenhoffnung womöglich Rückendeckung auf der harten Strecke verschaffen kann. Denn eins dürfte sicher sein: Die mäßige Schwimmerin Haug (Bestzeit über 1,5 Kilometer: 18:29 Minuten) braucht wahrscheinlich Hilfe, wenn es aus dem Wasser auf die acht Radrunden mit jeweils einer tückischen Steigung geht.
Bessere Chancen
"Bei mir steht und fällt alles mit dem Schwimmen", sagt Haug. Wenn sie da den Anschluss hält, "dann weiß ich, dass ich ganz vorne dabei sein kann". Aber wehe, wenn nicht. Dann tut Hilfe Not - und die soll die gute Kraulerin Lindemann ihr geben. Denn auch soviel steht fest: Haug hat letztlich die besseren Chancen im Rennen - im besten Fall vielleicht sogar auf eine Medaille, die ihr in London als Elfte versagt geblieben ist. Überhaupt hat bei Olympia noch keine deutsche Triathletin den Sprung in die Top Ten geschafft. Auch Anja Dittmer nicht.
"Die Form meines Lebens"
"In Rio will ich die Form meines Lebens haben und weit vorne landen", sagt Haug. Aber die Bayreutherin weiß, wie schwer das sein wird. Obwohl sie sich vor allem im Schwimmen gesteigert habe. "Aber die Konkurrenz wird immer stärker", sagt sie. Vor allem im Radfahren über 40 Kilometer, wo sie immerhin eine Bestzeit von 1:01:48 Stunden hat. Ihre beste Lauf-Leistung über zehn Kilometer (33:26 Stunden) lässt sich sehen. 2012 wurde sie Vize-Weltmeisterin und im Jahr darauf WM-Dritte. Im Mai dieses Jahres landete sie bei der Europameisterschaft auf der olympischen Distanz als beste deutsche Triathletin auf Rang fünf. In Rio lockt nun das Treppchen - wenn Engelchen das Teufelchen im Griff hat.
Stand: 02.08.16 15:58 Uhr