Yarisley Silva - Harte Arbeit wird belohnt
Steckbrief
in Pinar del Rio/Kuba
Größe: 1,61 m
Gewicht: 63 kg
Trainer: Alexander Navas
Sportliche Eckdaten
4,91 (2015)
Größte Erfolge
Olympische Spiele:Silber 2012
Weltmeisterschaften:
Gold 2015
Bronze 2013
5. Platz 2011
Hallen-Weltmeisterschaften:
Gold 2014
7. Platz 2012
Bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewann Yarisley Silva Silber, bei den Weltmeisterschaften 2013 in Moskau sprang sie zur Bronzemedaille. Mit der Goldmedaille bei der WM in Peking erfuhr ihre Karriere die vorläufige Krönung. Die Weltjahresbeste übersprang in eine spannenden Finale 4,90 m und blieb damit nur einen Zentimeter unter ihrer Bestleistung. Die Voraussetzungen für den Triumph konnten kaum besser sein: Titelverteidigerin und Weltrekordhalterin (5,06 m) Jelena Issinbajewa war nicht am Start. Die Russin bekam 2014 ein Baby, will erst bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 wieder in den Kampf um Medaillen eingreifen. Und so eröffnete sich der 28 Jahre alten Kubanerin die große Chance, ihren ersten großen internationalen Titel zu gewinnen. Silva nutzte die Gunst der Stunde.
Der erste Sprung ging über 2,40 m
Bei der WM 2013 in Moskau überquerte Yarisley Silva 4,82 m - und gewann Bronze.
Der am 1. Juni 1987 in Pinar del Rio in Kuba geborenen Yarisley Silva wurden die sportlichen Gene quasi mit in die Wiege gelegt: Ihr Vater Jesus Silva lief auf der Langstrecke, ihre Mutter Magaly Rodriguez war früher Speerwerferin. Und auch drei Tanten waren in der Leichtathletik aktiv. Eine von ihnen brachte die damals neunjährige Yarisley Mitte der 1990er-Jahre schließlich ebenfalls zum Laufen und Springen: 300 Meter, Weit- und Hochsprung waren ihre ersten Disziplinen. Talentiert wie sie war, wechselte sie in ihrer Heimatstadt auf eine Sportschule. Mit dem Stabhochsprung kam sie dort erstmals im Alter von 13 Jahren in Berührung. Mit ihrem allerersten Sprung, so ist es überliefert, überquerte sie die Latte in einer Höhe von 2,40 m. Nach ihrem Sieg bei den Nationalen Schulmeisterschaften wurde sie 2002 in die kubanische Jugend-Nationalmannschaft berufen. Ihr Trainer von damals ist auch ihr heutiger Coach: Alexander Navas.
Olympia-Debüt in Peking als Motivation für die Zukunft
Erste Erfolge im Seniorenbereich feierte Yarisley Silva 2006 und 2007: Bei den Zentralamerika- und Karibikspielen gewann sie im kolumbianischen Cartagena Silber (3,95 m), die Bronzemedaille bei den Panamerikanischen Spielen in Rio de Janeiro sicherte sie sich ein Jahr später - kurz nach ihrem 20. Geburtstag - mit persönlicher Bestleistung von 4,30 m. Den Erfolg beschrieb sie als "ein wichtiges Highlight in meiner Karriere".
Die couragierte und mutige Silva hatte im weiteren Verlauf einige Male ihre Nerven aber nicht im Griff, es mangelte ihr an Selbstvertrauen. So verpasste sie bei ihrem internationalen Großereignis-Debüt - den Olympischen Spielen 2008 in Peking - im August 2008 das Finale. In der Qualifikation im Olympiastadion übersprang sie nur 4,15 m, obwohl für sie damals als Bestleistung (und kubanischen Landesrekord) bereits 4,50 m notiert waren. Sie sei psychologisch nicht für einen Weltklasse-Wettbewerb vorbereitet gewesen, dennoch sei ihr Olympia-Debüt eine wichtige Erfahrung für sie gewesen: "Die Weltbesten zum ersten Mal aus der Nähe zu beobachten, war eine große Motivation für mich, höhere Ziele anzupeilen."
2011 platzt bei Silva der Leistungsknoten
Zwei Jahre lang stagnierte Silva im Anschluss an die Olympischen Spiele von Peking dennoch in ihrer Leistung. Sie hatte in dieser Zeit auch keine Gelegenheit, sich international mit den Besten zu messen. Erst 2011, als sie nach früh in der Saison übersprungenen 4,55 m im weiteren Verlauf zu international besetzten Wettkämpfen u.a. nach Shanghai, Rio de Janeiro und nach Europa eingeladen wurde, ging es wieder aufwärts, was übersprungene Höhen anbelangt.
In Barcelona hatte sie bereits im Vorfeld der WM 4,66 m überquert, bei den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu war der Lohn für einen Sprung über 4,70 m - mit neuen und besseren Stäben als zuvor - schließlich Platz fünf. "Vor der Qualifikation war ich sehr nervös. Im Finale war ich dann gelassener und selbstbewusster." Trotz am Ende gerissener 4,80 m und der knapp verpassten Medaille sagte sie im Nachhinein: "Ich fühlte mich wie ein Champion. Es war die Erfüllung meines Traums, der Moment, für den ich so hart gekämpft hatte." Der frischgebackenen WM-Goldmedaillengewinnerin Fabiana Murer (Brasilien) fügte Silva gut einen Monat später bei den Panamerikanischen Spielen in Guadalajara eine Niederlage zu: Die Kubanerin triumphierte mit Landesrekord von 4,75 m. "Ein großer Sieg für mich!"
In London Geschichte geschrieben
Jubel über Silber in London: Yarisley Silva (l.) neben Olympiasiegerin Suhr (M.) und Issinbajewa.
Der endgültige Durchbruch an die Weltspitze gelang der passionierten Tänzerin Silva schließlich bei ihrer zweiten Olympia-Teilnahme: Am 6. August 2012 stellte sie als 25-Jährige im Finale in London - nervenstark, als es drauf ankam - mit 4,75 m ihre persönliche Bestleistung ein. Sie gewann hinter der höhengleichen Olympiasiegerin Jennifer Suhr die von ihr erträumte Medaille. Dass es "nur" Silber und nicht Gold war, lag daran, dass die Kubanerin am Ende mehr Fehlversuche aufwies als die Amerikanerin. Hingabe, harte Arbeit und der Glaube an sich hätten diesen Erfolg möglich gemacht, sagte sie nach dem Wettkampf: "Es ist eine der schönsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben bisher gemacht habe. Wirklich sensationell!" Und Geschichte schrieb Silva ebenfalls: Es war die erste olympische Medaille im Stabhochsprung für eine Athletin aus Lateinamerika.
Von der Außenseiterin zur Titelfavoritin
Die Kubanerin blieb anschließend in der Erfolgsspur: Bei den Weltmeisterschaften in Moskau reichte es im August 2013 mit im dritten Versuch übersprungenen 4,82 m für die Bronzemedaille. Wieder war sie - allerdings erneut mit mehr Fehlversuchen - gleichauf mit Suhr, die Silber gewann. Weltmeisterin wurde Jelena Issinbajewa mit 4,89 m. "Ich war keine Außenseiterin mehr und mir war bewusst, dass viele Leute Gold von mir erwarteten", sagte die Kubanerin zum Druck, den sie im Wettkampf verspürte. Dass Silva die für einen WM-Sieg nötige Höhe springen kann, hatte sie zwei Monate vor den Weltmeisterschaften bewiesen, als sie ihre Bestleistung um gleich 15 Zentimeter auf 4,90 m steigern konnte und sich an die Spitze des Jahresbestenliste setzte. Nur zwei Springerinnen auf der Welt - Issinbajewa und Suhr - waren zuvor jemals höher gesprungen.
Und da bei Yarisley Silva kein Jahr ohne Highlight vergeht, gewann die Kubanerin 2014 Gold bei den Hallen-Weltmeisterschaften im polnischen Sopot (4,70 m).
4,91 m in Beckum als Kampfansage an die Konkurrenz
Im Sommer 2015 präsentierte sie sich in absoluter Topform: Zunächst gewann sie Gold bei den Panamerikanischen Spielen in Toronto (4,85 m) - und schlug dabei mit Murer die Weltmeisterin von 2011 sowie Olympia-Silbermedaillengewinnerin Suhr. "Das ist einer meiner wertvollsten Siege, weil die Besten der Welt mit im Wettbewerb waren", sagte sie im Anschluss. Drei Wochen vor dem Beginn der Weltmeisterschaften in Peking steigerte sie bei einem Springer-Meeting im westfälischen Beckum ihre Bestleistung um einen Zentimeter auf 4,91 m - im dritten und letzten Versuch. So hoch war auf deutschem Boden noch nie eine Stabhochspringerin gesprungen. "Ich wusste nach meinen Trainingsleistungen, dass ich diese Höhe drauf habe. Trotzdem bin ich etwas überrascht, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt so hoch gesprungen bin", sagte Silva. Es war ein vielversprechendes Zeichen für Peking.
Stand: 26.08.15 15:29 Uhr