Ingrid Klimke: Drittes Mannschaftsgold in Folge?
Disziplinen: Vielseitigkeit Einzel (Mixed) , Vielseitigkeit Mannschaft (Mixed)
Land: Deutschland
Steckbrief
in Münster
Größe: 172 cm
Gewicht: 58 kg
Verein: Gestüt Wiesenhof
Beruf: Pferdewirtschaftsmeisterin
Sportliche Eckdaten
Größte Erfolge
Olympische Spiele:Gold 2012 (Mannschaft)
Gold 2008 (Mannschaft)
5. Platz 2008 (Einzel)
4. Platz 2004 (Mannschaft)
4. Platz 2000 (Mannschaft)
Weltmeisterschaft:
Gold 2014 (Mannschaft)
Gold 2006 (Mannschaft)
Europameisterschaft:
Gold 2015 (Mannschaft)
Gold 2013 (Mannschaft)
Silber 2013 (Einzel)
Gold 2011 (Mannschaft)
Bronze 2005 (Einzel)
Deutsche Meisterschaft:
Silber 2016
Silber 2015
Silber 2013
Silber 2012
Bronze 2010
Gold 2009
Bronze 2004
Gold 2001
Gold 2000
Gold 1999
Bronze 1993
Den Stallgeruch hat sie vom Vater. Frack und Zylinder, wie der sechsfache Dressur-Olympiasieger Reiner Klimke, trägt sie aber nur manchmal. Ingrid Klimke ist Buschreiterin - eine der vielseitigsten in der Vielseitigkeitsreiterei. Und deshalb kann es passieren, dass die Münsteranerin auch abseits ihrer Spezialdisziplin die Pferde für eine reine Dressur-Prüfung sattelt. So wie unlängst in Aachen, als sie bei dem legendären Turnier in der Soers Sechste wurde - der Vater wäre stolz gewesen.
Bestes Pferd bleibt im Stall
Das allerdings hört Ingrid Klimke nicht so gerne. Wie die meisten Kinder berühmter Eltern. Muss sie auch nicht mehr, denn ihre Erfolge sind nicht weniger beeindruckend. In Rio will die 48-Jährige den Hattrick schaffen und zum dritten Mal nach Peking/Hongkong (2008) und London (2012) mit der Mannschaft olympisches Gold gewinnen. Die Experten zweifeln kaum daran, obwohl Klimke ihr bestes Pferd im Stall lassen muss. Die zwölf Jahre alte Hannoveraner Stute "Escada", Klimkes Paradepferd, hat eine Bandverletzung und fällt für Rio aus.
"Hale Bob" kann's auch
Doch Klimke hat guten Ersatz. "Hale Bob" heißt der zwölfjährige Oldenburger Wallach, mit dem sie 2014 immerhin eine Vier-Sterne-Prüfung gewonnen und im vorigen Jahr mit der deutschen Equipe bei der Europameisterschaft in Blair Castle/Schottland den Titel geholt hat. Die Ausbildung ihrer Pferde, die auf der klassischen Reitlehre und Vertrauen beruht, macht sich bezahlt. Ihre Dressurpferde nimmt sie auch mal mit ins Gelände oder übt mit ihnen im Spring-Parcours.
Geländeritt mit Helmkamera
Nach der Schulzeit machte Klimke eine Lehre zur Bankkauffrau. Danach wollte sie Grundschullehrerin werden und legte das erste Staatsexamen ab, um dann festzustellen, dass sich dieser Beruf nicht mit ihrer Reiter-Karriere vereinbaren lässt. Also wurde sie Pferdewirtschaftsmeisterin - und blieb neugierig. Was immer ihrem Sport an Neuerungen guttut oder guttun könnte, interessiert sie. Manches probiert sie gleich selber aus, wie die Kamera auf ihrem Helm. Dank der Bilder erschließt sich dem Zuschauer aus der Sicht des Reiters die Rasanz des Buschreitens.
"Haben eine populäre Sportart"
Bei Olympia in Rio sind Helmkameras allerdings unerwünscht. Der Faszination ihrer Sportart schade das nicht, sagt Klimke: "In der Vielseitigkeit hat sich sehr viel gewandelt. Wir haben eine sehr populäre Sportart." Das sah vor Jahren noch anders aus. Schwere und teils brutale Stürze, manche mit Todesfolge, trübten den Spaß an den Prüfungen im Gelände. Nicht immer waren Reiter und Pferd den Aufgaben gewachsen.
Echter Dreikampf statt Ausdauersport
Davon ist nicht viel geblieben. Military heißt jetzt Vielseitigkeit, und seit Anfang der 2000er-Jahre ist aus dem Ausdauersport mit Schwerpunkt Gelände ein echter Dreikampf geworden aus den nahezu gleichwertigen Teilprüfungen Dressur, Springen und Geländeritt. Im Team sind Klimke & Co. dabei kaum zu schlagen. Auch wenn in Rio ihr bestes Pferd fehlt. "Ich glaube nicht, dass das eine große Schwächung ist. 'Hale Bob' hat oft bewiesen, zu welch tollen Leistungen er fähig ist", sagt Bundestrainer Hans Melzer. Auch das Pferd sei sehr vielseitig.
Stand: 22.07.16 09:14 Uhr