Titelsammler Djokovic fehlt nur noch Olympia-Gold
Steckbrief
in Belgrad
Größe: 188 cm
Gewicht: 78 kg
Trainer: Marian Vajda/Boris Becker
Sportliche Eckdaten
Größte Erfolge
Olympische Spiele:Bronze 2008 (Einzel)
4. Platz 2012 (Einzel)
Australian Open:
Sieg 2016
Sieg 2015
Sieg 2013
Sieg 2012
Sieg 2011
Sieg 2008
French Open:
Sieg 2016
Wimbledon:
Sieg 2015
Sieg 2014
Sieg 2011
US Open:
Sieg 2015
Sieg 2011
Tennis Masters Cup:
Sieg 2015
Sieg 2014
Sieg 2013
Sieg 2012
Sieg 2008
Davis Cup:
Sieg 2010 mit Serbien
ATP-Turniersiege:
65 im Einzel
Den Clown der Szene gibt er schon länger nicht mehr. Seine Persiflagen auf dem Tennis-Court, bei denen er die Eigenarten der Kollegen unter dem Gejohle der Zuschauer aufs Korn nahm, gefielen nicht jedem und passten auch nicht zu seinem Credo: Respekt für die Mitstreiter. Novak Djokovic legt Wert auf seinen Ruf als tadelloser Sportsmann. Noch wichtiger ist ihm allerdings der Erfolg - und dafür hat er in Boris Becker einen Experten an seiner Seite.
Grand Slam wieder verpasst
Doch auch Experten irren. So schien es jedenfalls bei der Generalprobe für die Olympischen Spiele in Rio, als sich der Weltranglisten-Erste, der Djokovic seit Juli 2014 ununterbrochen ist, in Wimbledon schon in der dritten Runde verabschieden musste. Aus und vorbei war es zugleich mit dem selbst gesteckten Ziel, als Sieger innerhalb eines Jahres bei den vier Major-Turnieren in Melbourne, Paris, London und New York den Grand Slam zu gewinnen - was selbst einem Roger Federer, Pete Sampras, Andre Agassi oder Rafael Nadal nicht gelungen ist. Aus und vorbei auch die Chance, einen solchen Vierfach-Triumph mit einem Olympiasieg zum Golden Slam zu veredeln. Das hat als Einzige Steffi Graf 1988 geschafft.
Über 100 Millionen an Preisgeld
Djokovic hat in seiner vor 13 Jahren gestarteten Profikarriere so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Seinen ersten Grand-Slam-Titel feierte er am 27. Januar 2008 bei den Australian Open mit einem Sieg gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga. Bis dato sind elf weitere Siege bei den vier Major-Turnieren hinzugekommen, in dieser Saison allein zwei - in Melbourne und erstmals bei den French Open in Paris. Insgesamt hat der in Monte Carlo lebende Serbe 65 Turniersiege auf dem Konto und allein an Preisgeld mehr als 100 Millionen Dollar verdient. Nur noch eine olympische Goldmedaille fehlt ihm nach Bronze in Peking 2008 und Platz vier in London 2012 noch in seiner Titelsammlung.
Feinschliff in München
Mit Becker teilt Djokovic nicht nur die Vorliebe für den heiligen Rasen in Wimbledon, den er wie der Leimener dreimal als Sieger verlassen hat, sondern auch die Freundschaft zu Nikola Pilic, der beide einst trainiert hat. Als Zwölfjähriger kam Djokovic aus seiner Heimatstadt Belgrad, wo er zuvor noch den Bürgerkrieg miterlebt hatte, in die Münchner Tennis-Akademie des einstigen deutschen Davis-Cup-Kapitäns. Dorthin hatte ihn Jelena Gencic geschickt, seine erste Trainerin, die dem kleinen Novak Anfang der 1990er-Jahre die Grundlagen des Spiels beibrachte. Im Sommer 1999 fragte sie bei ihrem alten Freund Niki an, ob der gegen seine Überzeugung ausnahmsweise einen sehr jungen Schüler aufnehmen würde. "Niki nimmt eigentlich keine Kinder unter 14 Jahren, aber als ich dann ein Probetraining bei ihm gemacht hatte, war er sofort überzeugt", erinnert sich Djokovic. "München war eine schöne Zeit." Dort erhielt er nach eigenen Angaben den Feinschliff für seine Laufbahn als Tennisprofi. Bis heute ist Pilic, wann immer er will, Ehrengast und kritischer Beobachter seines Ex-Schützlings - meistens bei den Finals.
Ringen um Sympathie
Heute ist der junge Familienvater Djokovic vielleicht der fitteste Spieler auf der Tennis-Tour, ganz sicher aber einer der fleißigsten und härtesten im Training. Allerdings wirkt der 29-Jährige oft unterkühlt und bisweilen aufreizend in seiner Dominanz. Vielleicht wird er die Sympathiewerte eins Boris Beckers oder Roger Federers deshalb nie erreichen.
Stand: 22.07.16 12:19 Uhr