Radsport
Bahnrad-Duo Kruse/Förstemann verpasst Paralympics-Medaille
Die Bahnradsportler Kai-Kristian Kruse und Robert Förstemann haben ihre angepeilte zweite Paralympics-Medaille verpasst. Im 1.000-Meter-Zeitfahren wurden die Deutschen am Samstag (28.08.2021) nur Vierte. Tandem-Pilot Förstemann äußerte danach harte Kritik am Material.
In 1:00,554 Minuten verpassten der sehbehinderte Kruse und sein Pilot Förstemann Bronze nur um 0,082 Sekunden. Die WM-Bronzemedaillengewinner von 2020 lagen dabei bis zur 750-Meter-Zwischenzeit auf Medaillenkurs, konnten ihr hohes Tempo aber nicht über die komplette Distanz halten. Ein neuer deutscher Rekord war angesichts der verpassten Medaille nur ein schwacher Trost.
Förstemann: "Die größte Bestrafung"
"Dass wir um 82 Tausendstel die Medaille verfehlen, ist für uns unfassbar traurig, schlimmer geht es eigentlich gar nicht. Das ist die größte Bestrafung, die es gibt", sagte Förstemann und kritisierte insbesondere die Vorbereitung in Sachen Material: "Wir haben uns den Arsch aufgerissen Tag für Tag und haben uns oft gezofft, weil die Nerven blank lagen. Ich bin rein körperlich so fit wie noch nie. Die Leute, die sich ums Material kümmern sollten, haben uns im Stich gelassen."
Man habe gegenüber anderen Nationen immense Nachteile gehabt, führte Förstemann aus: "Unser Rad ist viel zu schwer, das wiegt vier Kilo mehr als das der siegreichen Briten. Da sind einige Sachen im Vorfeld schiefgegangen." Dazu habe das Duo überhaupt erst 27 Tage vor dem Abflug erstmals auf dem Paralympics-Rad trainieren können, die Laufräder habe es sogar erst zwei Tage vorher gegeben.
Kruse nicht in der Lage, Interview zu geben
Mit der eigenen Leistung war der 35-Jährige, der 2012 in London Olympia-Bronze im Teamsprint gewonnen hatte, zufrieden. "Wir haben uns in zwei Jahren um 3,5 Sekunden verbessert, das ist Wahnsinn. Körperlich bin ich fit wie nie, wir haben alle unsere Wattwerte getoppt." Kruse äußerte sich zunächst nicht. Sein Partner sei "nicht in der Lage, ein Interview zu geben", sagte Förstemann. "Er muss das erst einmal mental verkraften. Das wird harte Arbeit, ihn wieder aufzurichten."
Kruse und Förstemann, die nach einem Trainingssturz von Kruse vorzeitig aus dem 4.000-Meter-Rennen ausgestiegen waren, reisen nun ohne Medaille aus Tokio ab. Bei den Paralympics 2016 in Rio hatte Kruse Bronze gewonnen, damals noch mit dem früheren Teamsprint-Olympiasieger Stefan Nimke als Pilot. Mit Förstemann fährt Kruse seit 2019.
Topfavoriten holen Gold in Weltrekordzeit
Die Medaillen gingen nach Großbritannien und Frankreich. Gold gewannen die Topfavoriten Neil Fachie und Matthew Rotterham. Die Weltmeister von 2020 siegten in Weltrekordzeit von 58,038 Sekunden. Dabei verbesserten sie ihre alte Bestmarke (59,278 Sekunden) um mehr als eine Sekunde. Silber ging in 59,503 Sekunden an James Ball und Lewis Stewart und damit ebenfalls nach Großbritannien. Bronze sicherte sich das französische Duo Raphael Beaugillet/Francois Pervis (1:00,554 Minuten).
Dopingverdacht: Pole Polak nicht am Start
Im Starterfeld der Zeitfahrtandems fehlte der polnische Radsportler Marcin Polak, der am Mittwoch (25.08.2021) noch Bronze im Zeitfahren über 4.000 Meter geholt hatte. Wie der Weltradsportverband UCI mitteilte, wurde Polak "provisorisch suspendiert", nachdem er positiv auf der verbotene Blutdopingmittel EPO getestet wurde.
Weitere Informationen
Stand: 28.08.21 05:05 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B | |
---|---|---|---|---|---|
1. | CHN | 96 | 60 | 51 | |
2. | GBR | 41 | 38 | 45 | |
3. | USA | 37 | 36 | 31 | |
4. | RPC | 36 | 33 | 49 | |
5. | NED | 25 | 17 | 17 | |
6. | UKR | 24 | 47 | 27 | |
7. | BRA | 22 | 20 | 30 | |
8. | AUS | 21 | 29 | 30 | |
... | |||||
12. | GER | 13 | 12 | 18 |
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