Judo
Brussig-Zwillinge greifen zum letzten Mal nach Paralympics-Medaillen
Carmen und Ramona Brussig sind Zwillinge - sehr erfolgreiche Zwillinge. Die Judoka-Schwestern greifen in Tokio zum letzten Mal nach Medaillen. Im Interview mit der Sportschau geben die beiden Einblicke in ihre geschwisterliche Beziehung und erzählen von ihren Plänen.
"Wir sind 44 - und keine 20 mehr", sagt Carmen, die in der Klasse bis 48 Kilogramm startet, vor ihren ersten Kämpfen zur sportschau, "es ist ein Hammer, dass wir das noch einmal hierher geschafft haben."
Eine Art Heimat
Mit "hierher" meinen die sehbehinderten Schwestern Japan, das Ursprungsland ihres Sports Judo. Nach einigen Trainingsreisen ins "Land der aufgehenden Sonne" ergab sich vor einiger Zeit für die aus Leipzig stammenden Geschwister ein halbjähriger Japan-Aufenthalt. "Wir kennen das hier", sagt Carmen, "aktuell ist es vielleicht etwas ruhiger. Aber sonst: Schön! Halt wie immer!"
Dabei genießen es die Schwestern, endlich einmal wieder zusammen sein zu können. "Wir sind sehr eng miteinander", erzählt Ramona, die in der Gewichtsklasse bis 52 kg antritt, "wir haben uns während Corona gar nicht gesehen, wir konnten nur telefonieren. Auch zusammen trainieren war nicht möglich." "Deswegen genießen wir das sehr, dass wir mal wieder länger zusammen sein dürfen", ergänzt Carmen, die in der Schweiz lebt.
Nach den Olympischen Spielen in Rio 2016 war für die beiden mehrmaligen Medaillengewinnerinnen die Teilnahme an den Spielen 2020 das Ziel: "Tokio - hier kommt der Sport her. Wir wollten halt einfach nochmal dabei sein", berichtet Ramona von der Zeit vor fünf Jahren.
Paralympics - zum letzten Mal
Und in der Zukunft? Insgesamt kürzertreten: ja. Aber sofortiges Karriereende? "Was heißt Rücktritt? Von heute auf morgen hören wir nicht auf", bekräftigt Carmen, "aber einen (olympischen, d. Red.) "Zyklus" wird's bestimmt nicht nochmal geben. Es wird vielleicht nochmal 'ne EM geben."
Sieben Einzel-Medaillen haben die beiden Schwestern bei ihren Paralympics-Teilnahmen errungen, Ramona setzte den ersten Höhepunkt 2004 mit der Goldmedaille. 2012 triumphierten dann beide Schwestern in ihren unterschiedlichen Gewichtsklassen, 2016 holten beide jeweils die Silbermedaille. Dass nun 2021 die Bronzemedaille dran sei, der Gedanke interessiert die Olympionikinnen nicht: "So denke ich nicht", sagt Ramona fast ein wenig entrüstet.
Medaille "bleibt eh in der Familie"
"Ich bereite mich erstmal auf die Russin vor" sagt Carmen über ihre erste Gegnerin Wiktoriia Potapowa, "und wenn ich diesen Kampf überlebt habe, schauen wir weiter." Am Ende sei sie mit einer Platzierung unter den besten Fünf bis Sieben zufrieden. Das sieht ihre Schwester Ramona vor ihrem ersten Auftritt gegen Karla Cardoso (beide Kämpfe am frühen Freitagmorgen) anders: "Ich hab' zuerst die Brasilianerin - die sollte zu machen sein. Aber ich schaue auch nur von Kampf zu Kampf. Wenn alles stimmt, ist eine Medaille drin." Und mit einem sanften Blick auf ihre Schwester fügt Carmen hinzu: "Selbst, wenn es nur eine Medaille wird: Es bleibt eh in der Familie."
Stand: 26.08.21 16:02 Uhr
Weitere Informationen
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B | |
---|---|---|---|---|---|
1. | CHN | 96 | 60 | 51 | |
2. | GBR | 41 | 38 | 45 | |
3. | USA | 37 | 36 | 31 | |
4. | RPC | 36 | 33 | 49 | |
5. | NED | 25 | 17 | 17 | |
6. | UKR | 24 | 47 | 27 | |
7. | BRA | 22 | 20 | 30 | |
8. | AUS | 21 | 29 | 30 | |
... | |||||
12. | GER | 13 | 12 | 18 |
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