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Sitzvolleyball bei den Paralympics: Zum Auftakt gegen den "Riesen"
Es ist eine im Wortsinne Riesen-Herausforderung für die deutschen Sitzvolleyballer in Tokio: Im Auftaktspiel das Team am Samstag (3.00 Uhr MESZ) auf den Iran mit dem 2,46 Meter großen Morteza Mehrzadselakjani.
Er ist nach Angaben des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) der größte Teilnehmer in der Geschichte der Paralympics und der zweitgrößte Mensch der Welt. Seine Größe ist bedingt durch Akromegalie, eine Erkrankung, die auf zu viele Wachstumshormone zurückzuführen ist. Da er sich bei einem Fahrradunfall im Alter von 15 Jahren einen schweren Beckenbruch zuzog, geht er normalerweise an Krücken oder sitzt im Rollstuhl.
Übers TV zum Sitzvolleyball
Auf dem Feld kann er bis zu 1,96 Meter Höhe blocken und hat eine Reichweite von 2,30 Meter. 2011 sah ihn ein Trainer im Fernsehen und überredete ihn zum Sitzvolleyball. 2016 führte der Mehrzad genannte Iraner sein Team zum Paralympics-Sieg, 2018 zum WM-Titel.
Deutsches Team träumt von Gold
Doch auch die deutschen Sitzvolleyballer haben hohe Ambitionen. "Wir haben was Großes vor - und das ist die Goldmedaille", sagte Francis Tonleu dem SWR. Er ist 2,02 Meter groß, also fast einen halben Meter kleiner als Mehrzad.
Sein Teamkollege Heiko Wiesenthal ist da wesentlich zurückhaltender: "Das Halbfinale ist drin", sagt er. Er weiß im Gegensatz zu Tonleu aber auch, wie schwer es ist, bei Paralympischen Spielen eine Medaille zu holen. Wiesenthal war schon zwei Mal dabei. In Rio de Janeiro 2016 und in London 2012. In London gewann er Bronze. "Mein größter sportlicher Erfolg", sagt er.
Mit 46 Jahren ist Wiesenthal eigentlich zu alt für den Spitzensport. Aber er hat sich überreden lassen, für Tokio von seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft zurückzutreten. Bei der Verabschiedung der paralympischen Mannschaft durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekannte er: "Ich bin heiß und froh, dass es los geht."
Martin Vogel - von einem Amokläufer angeschossen
Mit dabei im deutschen Team ist auch Martin Vogel. Dem einstigen Amateur-Volleyballer wurde 1993 von einem Amokläufer in den Bauch geschossen. Vogel leistete zu der Zeit seinen Zivildienst in einer Nürtinger Psychiatrie.
Martin Vogel belegte mit dem deutschen Team vor fünf Jahren Platz sechs.
Der Täter täuschte vor, seine Frau besuchen zu wollen. In Wirklichkeit wollte er sie erschießen. Vogel begleitete den Mann auf das Zimmer - und als der die Pistole zog, flüchtete sich die Frau ins Bad. Übrig blieb Vogel. Die Kugel drang in seinen Bauch ein und blieb in der Wirbelsäule stecken. Zwar konnte sein Leben gerettet werden, doch sein rechtes Bein kann er seither nur noch eingeschränkt benutzen. Aus dem einstigen Volleyballer wurde so ein Para-Sportler.
Vom Standvolleyball zum Sitzvolleyball
Erst war er im Team der Standvolleyballer dabei. Als diese Disziplin 2000 aus dem paralympischen Programm gestrichen wurde, schloss er sich den Sitzvolleyballern an. Mit denen belegte er 2016 in Rio Platz sechs. "Der Behinderten-Sport hat mir auch Dinge ermöglicht, die mir als 'normaler' Sportler sicherlich versagt geblieben wären", meint Vogel gegenüber dem SWR im Rückblick auf die vielen Reisen und Turniere.
Stand: 26.08.21 17:39 Uhr
Weitere Informationen
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B | |
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1. | CHN | 96 | 60 | 51 | |
2. | GBR | 41 | 38 | 45 | |
3. | USA | 37 | 36 | 31 | |
4. | RPC | 36 | 33 | 49 | |
5. | NED | 25 | 17 | 17 | |
6. | UKR | 24 | 47 | 27 | |
7. | BRA | 22 | 20 | 30 | |
8. | AUS | 21 | 29 | 30 | |
... | |||||
12. | GER | 13 | 12 | 18 |
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