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Olympia-Geschichte
Ali und Co: Feuer und Flamme für Olympia
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Die Tradition des olympischen Feuers reicht bis in die griechische Antike zurück. Seinerzeit wurde es zu Ehren Hestias, der Göttin des Herdfeuers, entzündet.
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Der olympische Fackellauf mit der Entzündung des Feuers durch den Schlussläufer als Eröffnungszeremonie wird seit 1936 durchgeführt. Den Anfang machte in Berlin Mittel- und Langstreckler Fritz Schilgen. Der Hesse lehnte stets eine Mitgliedschaft in der NSDAP ab und gehörte selbst nie der Olympiamannschaft an. Er wurde aber von Regisseurin Leni Riefenstahl als Schlussläufer vorgeschlagen, weil sein Körper in ihrem Olympia-Film das "Ideal des germanischen Athleten optimal zur Geltung brachte".
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1948 in London trug Leichtathlet John Mark, ein 22 Jahre alter Medizinstudent des St. Mary Hospital Paddington, die olympische Flamme ins Wembley-Stadion.
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1952 in Helsinki führte Paavo Nurmi die Tradition fort - wer sonst? Der finnische Langstreckler gewann zwischen 1920 und 1928 neun olympische Goldmedaillen und stellte insgesamt 24 Weltrekorde von den 1.500 m bis zum Stundenlauf auf. Er gilt als einer der bedeutendsten Leichtathleten überhaupt.
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Ebenfalls Langstreckenläufer: Ron Clarke, 1956 als australischer Jungathlet in Melbourne im Einsatz. Er wurde später bekannt durch seine 17 Weltrekorde, aber auch dafür, dass er nie Gold bei einer großen Meisterschaft erringen konnte. Die Reiterspiele wurden wegen der strengen australischen Quarantänebestimmungen für Pferde in Stockholm ausgetragen. Dort entzündete der schwedische Nachwuchsdressurreiter Hans Wikne das Feuer.
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1960 in Rom durfte Giancarlo Peris, ein Schülermeister im Mittelstreckenlauf, den symbolträchtigen Akt vollziehen.
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Vier Jahre später in Tokio folgte Leichtathlet Yoshinori Sakai, der am Tag des Atombombenabwurfs in Hiroshima geboren wurde.
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Enriqueta Basilio, mexikanische Landesmeisterin über 400 und 80 m Hürden, war 1968 in Mexiko-City die erste Frau, die das olympische Feuer entzünden durfte.
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Auch 1972 in München kam ein Leichtathlet zum Zug: Günter Zahn, deutscher Juniorenmeister über 1.500 m. Zwei deutsche Sportfirmen konkurrierten um die Ausstattung des 18-Jährigen für den feierlichen Moment. Am Ende lief Zahn mit weißen Schuhen ohne jedes Firmenzeichen auf.
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1976 in Montreal verkörperten Sandra Henderson und Stéphane Préfontaine die kanadische Jugend und die zwei Haupt-Volksgruppen Kanadas.
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Sergej Below (r.) war 1972 in München sowjetischer Basketball-Olympiasieger und gilt als einer der bedeutendsten nicht-amerikanischen Basketballspieler. Seine Nominierung als Schlussläufer 1980 in Moskau war daher nur folgerichtig.
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Rafer Johnson, amerikanischer Zehnkampf-Olympiasieger von 1960, war nicht nur als Mitglied des Exekutivkomitees an der Organisation der Spiele 1984 in Los Angeles beteiligt, sondern entflammte auch das Feuer.
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Gemeinsame Sache: Chong Son-man, Son Mijong und Kim Won-tak fuhren 1988 in Seoul mit einem Lift in die Höhe und entzündeten das Feuer.
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Spektakulär: Der paralympische Bogenschütze Antonio Rebollo entflammte das Feuer 1992 in Barcelona mit einem Pfeil.
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Die wohl emotionalste Zeremonie: "The Greatest" Muhammad Ali, von seiner Parkinson-Krankheit schwer gezeichnet, rührte Millionen zu Tränen, als er das Feuer 1996 in Atlanta voller Stolz entfachte.
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Australien setzte 2000 in Sydney ein Zeichen. 400-m-Doppelweltmeisterin Cathy Freeman nahm nicht nur als erste Angehörige der Aborigines an Olympischen Spielen teil, sondern entzündete auch das olympische Feuer. Spektakulär hob sich ein Flammenkranz über ihren Kopf aus dem Wasser empor. Zur Krönung wurde Freeman kurz darauf Olympiasiegerin über die Stadionrunde.
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2004 in Athen im Blickpunkt: Nikolaos Kaklamanakis, Olympiasieger im Windsurfen 1996 in Atlanta.
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Und der Mensch kann doch fliegen. Li Ning, dreifacher Olympiasieger im Turnen in Los Angeles 1984, schwebte in Peking 2008 an einer Stahlseilkonstruktion hängend durch das Nationalstadion und entzündete das Feuer am inneren Dachrand.
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Vor der Eröffnungsfeier in London wurden viele Namen prominenter Sportler als Entzünder der Flamme gehandelt. Die Organisatoren sorgen jedoch für eine Überraschung: Sieben junge britische Athleten entfachen das olympische Feuer zusammen.