Fernsehpremiere: 138 Stunden bewegte Bilder
Die Fernsehpremiere der Olympischen Spiele gelingt 1936 in Deutschland. Im Berliner Olympiastadion fangen vier Kameras bewegte Bilder von den Wettbewerben ein, die über einen (lokalen) Versuchssender in 28 Fernsehstuben nach Berlin, Leipzig und Potsdam übertragen werden. 160.000 Menschen schauen damals am Bildschirm zu. Jeden Tag werden etwa acht Stunden gezeigt, insgesamt beträgt das Volumen 138 Stunden. "Phantastische Leistungen vollbrachten Film und Kamera", heißt es in einem Olympiabuch von 1936. "Mit Ballon und Flugzeugen in der Luft, aus Erdlöchern heraus gegen die Beine der Springer, unter Wasser den Schwimmer verfolgend, den Läufer oder Ruderer auf einer langen Laufschiene begleitend (...), so jagten die schlicht grau gekleideten Gesellen der Schwarzweißkunst - von Tokio (angesprochen sind die geplanten Olympischen Spiele in Tokio 1940, d. Red.) wünschen wir uns selbstverständlich farbige Aufnahmen - hinter den sportlichen Ereignissen her (...)".
Schweißtreibende Schwerstarbeit
Die Pioniere des Fernsehens arbeiten unter abenteuerlichen Bedingungen. Den Sprechern steht kein Kontrollbild zur Verfügung, sie müssen also "blind" kommentieren. Da kann es leicht passieren, dass der Kameramann beim Versuch, den Reporter visuell "einzufangen", hinterherläuft. Als Kommentator Bley die Ankunft Adolf Hitlers im Olympiastadion verkündet, versetzt ihm Kameramann Bruch einen kräftigen Tritt ins Hinterteil. Die Bilder zum Kommentar zeigen nämlich nicht viel mehr als Hitlers Fußspitzen - und der Kameramann versucht, Bley auf diese Panne aufmerksam zu machen. Das Pannenbild hat einen schlichten Grund: Bruch kann dem buchstäblich vorauseilenden Kommentar mit der vier Zentner schweren Kamera nicht schnell genug folgen.