
Berlin 1936: Jesse Owens siegt und siegt
Jesse Owens siegt, wann immer er startet und gewinnt vor allem die Herzen der Fans. Nicht nur durch seine phänomenalen Leistungen, sondern auch durch sein offenes und bescheidenes Auftreten: Mit dem Leipziger Weitsprung-Europarekordler Luz Long, dem der "Neger" nach den Plänen der Nationalsozialisten eigentlich unterliegen sollte, lümmelt sich Owens plaudernd im Gras. Im Wettkampf ist der US-Amerikaner allerdings unerbittlich: Seine Erfolgsserie beginnt über 100 Meter in 10,3 Sekunden. Gold Nummer zwei und drei sichert sich der Mann aus Alabama über 200 Meter (20,7 Sekunden/Weltrekord) und im Weitsprung (8,06 Meter). Auch das vierte Gold - über 4x100 Meter in 39,8 Sekunden - ist von einem Weltrekord gekrönt, den US-Boys erst zwanzig Jahre später verbessern können. Owens wird damit der erste Leichtathlet, der bei Olympischen Spielen vier Goldmedaillen holt.
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Geschichte
1936: Sommerspiele erstmals in Deutschland
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Das Plakat der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin.
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Fackelläufer Siegfried Eifrig entzündet vor der Eröffnungsfeier im Olympiastadion zwei "Altäre" im Lustgarten und vor dem Berliner Schloss. Auch sie brennen während der gesamten Olympischen Spiele.
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Die deutsche Sprinterin Marie Dollinger (l.) übergibt den Staffelstab beim letzten Wechsel der 4x100-m-Staffel an Ilse Dörffeldt, als das Unfassbare passiert: Das Staffelholz fällt auf die Aschenbahn.
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Der Deutsche Luz Long und der Amerikaner Jesse Owens beobachten ihre Konkurrenten beim Weitsprung.
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Owens bei seinem Siegsprung zur Goldmedaille. Der US-Amerikaner wird mit insgesamt vier Olympiasiegen zum Star der Spiele.
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Der amerikanische Hochspringer Cornelius Johnson überspringt die Qualifikationshöhe von 1,85 m ganz lässig im Trainingsanzug.
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Ein Blick auf die Haupttribüne des Olympiastadions: Reichskanzler Adolf Hitler, Propagandaminister Joseph Goebbels und Luftwaffen-Befehlshaber Hermann Goering (rechts neben Hitler) grüßen die Sportler mit gestrecktem Arm. Die übrigen Zuschauer tun es ihnen gleich.
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Die Siegerehrung der Fechtwettbewerbe der Frauen im Olympiastadion: Die Deutsche Helene Mayer gewinnt Silber.
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Der Reiter Ludwig Stubbendorf auf seinem Pferd Nurmi: Die beiden holen Gold in der Military-Einzel- sowie in der Teamwertung.
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Wie erwartet gewinnt Gastgeber Deutschland Gold im Feldhandball.
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Das Brandenburger Tor ist während der Spiele in Berlin festlich geschmückt.
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Zwei Programm-Verkäufer machen ein "Nickerchen" auf dem Rasen.
"Der Tod macht Urlaub"
Die "Jugend der Welt" zu Gast - für die nationalsozialistische Regierung ist Olympia in Berlin eine grandiose Möglichkeit zu Selbstdarstellung, politischer Verschleierung (am fünften Wettkampftag schickt Hitler Truppen nach Spanien, um Franco zu unterstützen und deutsches Kriegsmaterial zu testen) und Glorifizierung der "arischen Rasse". "Der Tod macht Urlaub" hatten ausländische Zeitungen bei der Vergabe der Spiele an Berlin noch sarkastisch getitelt. Doch auch Boykottbewegungen gegen das NS-Regime nach 1933 - vor allem in den USA - konnten die Spiele nicht verhindern. Zu verführerisch wirkte schließlich die perfekte Organisation der Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen. Die Folge: 1936 sind mehr Nationen als jemals zuvor im Olympia-Stadion versammelt, das in rund zwei Jahren aus dem Boden gestampft wurde - nebst "Reichssportfeld" nach antikem Vorbild. Die blonde Florett-Fechterin Helene Mayer, Olympiasiegerin von 1928, dient den Nationalsozialisten als Alibi - obwohl ihr 1933 noch als "Halbjüdin" das Stipendium entzogen wurde. Bei der Siegerehrung für ihre Silbermedaille entbietet Mayer den Hitlergruß.
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Wieder Gold für "Nurmi"
Am Ende tragen die Deutschen den Sieg in der Medaillenwertung davon: mit 33 Gold-, 36 Silber- und drei Bronzemedaillen deutlich vor den USA (24/20/12) - und trotz des Stabverlustes beim letzten Wechsel der weit in Führung liegenden deutschen 4x100-Meter-Staffelsprinterinnen. Vor allem die deutschen Turner zeigen sich mit einem Dutzend Mal Edelmetall in überragender Form. Japan und die USA dominieren wie in den Jahren zuvor den Schwimmsport. Und erneut gewinnt ein "Nurmi" Gold: Nicht der finnische Wunderläufer der 20er Jahre, sondern das Pferd des deutschen Military-Reiters Ludwig Stubbendorff, der in der Einzel- und Mannschaftswertung nicht zu schlagen ist. Die Olympia-Premiere im Basketball entscheiden die Amerikaner für sich.
Stand: 20.07.16 15:18 Uhr